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WINA: Herr Schabhüttl, Sie sind jetzt seit sechs<br />
Jahren Wirtschaftsdelegierter in Israel. Was sind<br />
die größten Veränderungen in diesen Jahren? Als<br />
Sie gekommen sind, hat es diese und jene Probleme<br />
oder Herausforderungen gegeben. Was ist<br />
sechs Jahre später etwas anders, völlig anders<br />
oder gleich geblieben?<br />
❙ Günther Schabhüttl: Es hat sich völlig verändert,<br />
und zwar in allen Belangen zum Positiven, egal ob<br />
man es jetzt an harten Zahlen festmacht oder an<br />
persönlichen, subjektiven Eindrücken. Alles hat sich<br />
massiv verbessert, und ich meine jetzt nicht wegen<br />
mir. Es ist ein Momentum entstanden, vor allem<br />
im Technologiebereich, das uns ermöglicht hat, Tel<br />
Aviv in Österreich ganz anders zu präsentieren, es<br />
hat uns auch ermöglicht, für diesen Markt ein Alleinstellungsmerkmal<br />
herauszuarbeiten. Das hat uns<br />
ganz neue Möglichkeiten gegeben, österreichische<br />
Firmen anzusprechen.<br />
Beginnen wir vielleicht bei den Zahlen und sprechen<br />
dann über einzelne Branchen.<br />
❙ Bei den Exporten liegen wir derzeit bei 400 Mio.<br />
Euro, das bedeutet innerhalb der letzten sechs Jahre<br />
eine Verdoppelung. Dazu gehört das Brot- und Butter-Geschäft,<br />
die alten Stärkefelder, etwa Beiträge<br />
zur israelischen Infrastruktur. Renommierte Firmen<br />
sind jetzt noch sichtbarer aktiv, wie Strabag<br />
oder DOKA.<br />
Was bedeutet das im regionalen Vergleich?<br />
❙ Israel ist ein kleines Land, aber der erste Platz in der<br />
Region ist sich nur um ein Haar nicht ausgegangen.<br />
Wer liegt davor?<br />
❙ Die Vereinigten Arabischen Emirate. Aber Saudi-<br />
Arabien rangiert dahinter.<br />
„TECHNOLOGIE STEHT IM ZENTRUM“<br />
INTERVIEW MIT GÜNTHER SCHABHÜTTL<br />
Günther Schabhüttl vertritt als<br />
Wirtschaftsdelegierter seit sechs<br />
Jahren österreichische Unternehmen in<br />
Tel Aviv. Er zieht im Interview eine<br />
durchwegs positive Zwischenbilanz.<br />
Text und Foto: Reinhard Engel<br />
Das ist jetzt einmal der Export von Waren. Wie sieht<br />
es bei Dienstleistungen aus, etwa im Tourismus?<br />
❙ Vor zehn Jahren hat es 257.000 Nächtigungen von<br />
Israelis in Österreich gegeben. Im letzten Jahr waren<br />
es 685.000. Das ist mehr als eine Verdoppelung,<br />
bis auf zwei Jahre waren die Wachstumsraten<br />
immer zweistellig. Ganz aktuell im ersten Quartal<br />
2019 hat es bei den Ankünften eine Steigerung um<br />
35 Prozent gegeben, bei den Nächtigungen um 27<br />
Prozent. Diese hohen Zuwachsraten sind besonders<br />
eindrucksvoll, weil sie schon von einem hohen<br />
Niveau ausgehen.<br />
Und das sind nicht nur Skifahrer, das sind vor allem<br />
auch Sommerfrischler?<br />
❙ Das bedeutet 2/3 Sommer, 1/3 Winter, vorwiegend<br />
Aktiv- oder Familienurlaube. Und besonders<br />
günstig ist dabei, dass die österreichischen und israelischen<br />
Feiertage meist nicht gleichzeitig sind, die<br />
Israelis kommen daher oft zur Vor- oder Nachsaison.<br />
Aber die Israelis konzentrieren sich dabei immer<br />
noch auf einige wenige Orte und Regionen. Das<br />
zeigt, dass es noch ein enormes zusätzliches Potenzial<br />
gibt. Eine Million Nächtigungen kann in drei,<br />
vier Jahren durchaus möglich sein.<br />
Und wie sieht es umgekehrt aus, bei österreichischen<br />
Touristen in Richtung Israel?<br />
❙ Auch diese Zahlen steigen permanent. Die Direktverbindung<br />
Wien–Eilat ist wieder aufgenommen<br />
worden. Zwischen Wien und Tel Aviv gibt es<br />
wöchentlich 40 Flüge. Sun d’Or fliegt zweimal wöchentlich<br />
Salzburg an. Israel und besonders Tel Aviv<br />
wurde in den letzten Jahren als Destination von den<br />
Österreichern gänzlich anders wahrgenommen. Israel<br />
ist Technologie, Tel Aviv ist Lebensfreude, Kulinarik,<br />
es geht eben längst weit über den klassischen<br />
Pilgertourismus hinaus.<br />
Wenden wir uns einzelnen Branchen zu. Österreich<br />
ist gut im Export von Maschinen und Ingenieurdienstleistungen.<br />
In Israel war etwa die Bahn<br />
ein guter Kunde, immer auch ein Hoffnungskunde.<br />
Lange Zeit wurden Projekte verschleppt, jetzt wird<br />
wieder gebaut. Wie sieht es da derzeit für österreichische<br />
Unternehmen aus?<br />
20 wına| Juli_August 2019