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WINA WERK-STÄDTE<br />
Turku<br />
Juden leben seit Jahrhunderten<br />
in ganz Europa.<br />
Sogar im entlegenen Turku<br />
haben sie sich angesiedelt<br />
und eine Synagoge errichtet.<br />
Von Esther Graf<br />
Der Kuppelbau<br />
ähnelt von außen<br />
der Synagoge in<br />
Helsinki.<br />
Synagogenbauten sind überall auf der Welt<br />
steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens.<br />
Seit der Antike sind sie überliefert und<br />
geben uns Einblick in unterschiedliche<br />
Raumkonzepte und dekorative Entwicklungen.<br />
Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
die Frage aufkam, in welchem Stil jüdische<br />
Gotteshäuser erbaut werden sollen, finden wir am<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts Synagogen in verschiedenen<br />
Stilen, oftmals im klassizistischen oder<br />
orientalischen, selten im Jugendstil. Im Falle der<br />
Synagoge in Turku, die 1912 eingeweiht wurde,<br />
handelt es sich um einen jüdischen Sakralbau im so<br />
genannten Rundbogenstil. Bei dem zweistöckigen<br />
verputzten Backsteingebäude handelt es sich um einen<br />
rechteckigen Hallenbau, der von einer Kuppel<br />
bekrönt wird. Im Erdgeschoss sind die Wochentagssynagoge<br />
sowie die Räume für die Verwaltung und<br />
den Religionsunterricht untergebracht. Die Hauptsynagoge<br />
mit einer an drei Seiten umlaufenden Empore<br />
befindet sich in der Bel Etage. Der Aron haKodesch<br />
(Thoraschrein) steht in einer Nische, die von<br />
außen als halbrunder Erker zu erkennen ist. Trotz<br />
unterschiedlicher Architekten erinnert die Fassadengliederung<br />
an die der 1906 erbauten Synagoge<br />
in Helsinki, ist jedoch weitaus schmuckloser. Einst<br />
gab es in Finnland drei jüdische Bethäuser – die jüdische<br />
Minderheit war immer sehr klein –, von denen<br />
heute nur mehr zwei existieren. Die Synagoge<br />
in Turku ist eines von ihnen. <br />
TURKU<br />
Turku mit seinen rund 188.000 Einwohnern war unter schwedischer Herrschaft die<br />
wichtigste Stadt des Landes. Juden war die Ansiedlung bis in das 19. Jahrhundert untersagt.<br />
Lediglich jüdische Soldaten der russischen Armee, die im Großherzogtum Finnland<br />
gedient hatten, durften nach Dienstende dort wohnhaft bleiben. Erst mit der Unabhängigkeit<br />
des Landes 1917 erlangten Juden die vollen Bürgerrechte. Zur Zeit der deutschfinnischen<br />
„Waffenbrüderschaft“ kämpften ca. 300 finnische Juden an der Seite der<br />
Waffen-SS. Heute leben etwa 1.500 Juden in Finnland, davon um die 200 in Turku.<br />
© Harri Blomberg, 2007, Commons Wikimedia<br />
58 wına| Juli_August 2019