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KOCHEN. ESSEN. G<br />

LEIDENSCHAFT ESSEN<br />

Einfach zum<br />

Nachkochen<br />

E<br />

in<br />

Plädoyer für Fusionsküche,<br />

die nicht auseinanderzudividieren<br />

ist, die israelische nicht<br />

von der arabischen, die palästinensische<br />

nicht von der Israels. Ofir<br />

Raul Graizer, 1981 in Ra’anana geboren,<br />

lebt seit 2010, seit dem Ende<br />

seines Filmstudiums in Sderot, abwechselnd<br />

in Jerusalem und in Berlin<br />

(wo seine Kochkurse regelmäßig<br />

überbucht sind). Das wahrhaft<br />

Praktische an seinen Rezepten ist<br />

das Praktische. In der Praxis führen<br />

seine Anleitungen für vegetarische<br />

Gerichte – von Burekasim über<br />

Beilagen wie Auberginenstangen zu<br />

Shug, Shakshuka, Matbuche, Lahane<br />

oder Oliven-Käse-Tarte – stets<br />

zum Erfolg, und das auch bei Kocheleven<br />

(der Berichterstatter kann es<br />

bestätigen). Denn Graizer erklärt alles<br />

umstandslos verständlich und so<br />

genussverheißend, dass der Ausgang<br />

(fast) immer positiv ist.<br />

Kulturgut Essen<br />

verbindet<br />

E<br />

ssen<br />

konnte verbinden. Und<br />

trennen. Die zwölf Aufsätze<br />

dieses Bandes, nun als preiswertes<br />

Paperback erhältlich, zeigen dies<br />

von der Renaissance bis in die unmittelbare<br />

Gegenwart auf, von<br />

Mitteleuropa, der Sowjetunion<br />

und Israel bis nach Argentinien<br />

und den Südstaaten der USA. „In<br />

jeder Kultur und in jeder Zivilisation“,<br />

schreibt der italienische<br />

Slow-Food-Gründer Carlo Petrini<br />

in seiner Einleitung, „in jedem<br />

historischen oder geografischen<br />

Kontext dient Essen stets als<br />

Quelle der Identität, der Gemeinschaft<br />

und des Zusammenlebens“.<br />

Natürlich ist da die Rede von Gefilte<br />

Fish, aber auch von gastronomischen<br />

Assonanzen, kulinarischen<br />

Dissonanzen, Resilienz und<br />

Ablehnung und einer Gaumen-<br />

Diaspora. Eine kluge Global-Genuss-Lektüre,<br />

die satt macht.<br />

Gastropromenade<br />

durch Tel Aviv<br />

W<br />

as<br />

vermag kulinarisch<br />

eine Stadt zu versprechen,<br />

die einst, 1908, auf Sand<br />

gebaut wurde, im Sand, umgeben<br />

von noch mehr Sand? Viel. Verspricht<br />

und hält Reuven Rubin,<br />

den das Schicksal traf, in Krefeld<br />

im Rheinland zur Welt zu kommen.<br />

Er korrigierte dieses Ungemach,<br />

indem er nach Beendigung<br />

seines Architekturstudiums 1990<br />

nach Tel Aviv auswanderte. Um<br />

in Tel Aviv schlecht essen zu gehen,<br />

muss man, da hat er Recht,<br />

sich sehr anstrengen (manchen<br />

gelingt es tatsächlich – dafür<br />

übersteht, israelische Gaumen<br />

sind eben anspruchsvoll, nur eines<br />

von 17 Restaurants die ersten<br />

zwölf Monate). Seine Gastropromenade<br />

beginnt er im Norden<br />

und endet am Levinsky Market<br />

und am südlichen Ende der<br />

Stadt. Feine Tipps, schöne Hinweise<br />

und noch schönere Fotografien<br />

des in Wien lebenden Arnold<br />

Pöschl.<br />

Ofir Raul Graizer:<br />

Ofirs Küche.<br />

Israelisch-palästinensische<br />

Familienrezepte.<br />

Insel Verlag,<br />

240 S., 25,70 Euro<br />

Hasia Diner &<br />

Simone Ciotto (Hg.):<br />

Global Jewish Foodways.<br />

University of<br />

Nebraska Press,<br />

356 S., 29 Euro<br />

Reuven Rubin:<br />

Tel Aviv.<br />

Die Kultrezepte.<br />

Christian Verlag,<br />

240 S., 34 Euro<br />

© Illustration: Ella CW<br />

48 wına| Juli_August 2019

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