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SIMACEK Magazin CHECK

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# fassadenbegrünung

Philipp Heinzl

Keine Gefahr für die Fassade

Der Aufwand für die Pflege hängt von den Pflanzenarten

ab. „Efeu muss man schon ein wenig pflegen und zurückschneiden.

Der wächst sonst mit der Zeit von der Fassade

weg und kann dann zu schwer werden und von der

Fassade runterfallen“, erklärt Steinbauer. Wilden Wein

wiederum kann man wuchern lassen. Man muss nur die

Bereiche, auf denen er nicht wachsen soll, freihalten.

Bedenken, dass manche Pflanzen die Fassaden zerstören

können, kann man bei richtiger Handhabung ausräumen.

Da kommt es auf die Begebenheiten der Fassade an. Gibt

es zum Beispiel große Ritzen, wo die Pflanzen hineinwachsen

können, ist Vorsicht geboten. Aber Steinbauer

relativiert: „Meiner Erfahrung nach würde ich eher sagen,

dass die Pflanzen die Fassade am Haus halten, als dass sie

sie zerstören. Der Putz kann einfach nicht mehr abblättern,

wenn ein wilder Wein vollflächig darauf hängt. Der

hält ihn oben.“

Grüne Gründe

Errichtung, Betrieb, Wartung, Pflege: Warum sollte man

sich das alles antun? „Die Sommer werden immer heißer,

es muss mehr Grün in die Städte kommen. Und durch

die dichte Verbauung bleiben schlussendlich nur mehr

die Fassaden über“, meint Haas. Und auch wenn der

Aufwand für eine grüne Fassade nicht gerade gering ist,

sprechen vielfältige Gründe für die Pflanzen an der Wand.

Zum Beispiel erzeugt man mit einer bepflanzten Fassade

einen Luftpolster zwischen Laub und Wand. Da Luft

einer der besten Wärmeisolatoren ist, kann man so bei

den Kühl- und Heizkosten sparen. Im Sommer brennt die

Sonne dann auf die grüne Schutzschicht und nicht mehr

direkt auf die Fassade. Ein paar Grad können da schon

einen spürbaren Unterschied machen. Zur Temperatursenkung

tragt auch ein weiterer Punkt bei: Das Wasser zur

Bewässerung der Pflanzen wird durch die Wurzeln zu den

Blättern hinaufgezogen. Über die Blätter wird das Wasser

dann verdunstet. „Durch die Assimilation wird Sauerstoff

produziert, und die Wasserverdunstung bringt mehr

Feuchtigkeit und damit auch kühlere Luft“, erklärt Steinbauer.

Damit wird Hitze, die normalerweise direkt auf die

Fassade auftrifft, erstens durch die Blätter aufgefangen

und zweitens durch die Wasserverdunstung reduziert.

Das Haus des Meeres

Brandneu: Im Sommer 2019 wurde die

Nordfassade des ehemaligen Flakturms

auf 400 Quadratmetern begrünt.

Pflanzen machen Menschen ruhiger

Auch bei hohem Lärmaufkommen können Pflanzen helfen.

Trifft Schall auf eine unregelmäßige Oberfläche –

wie es bei einer begrünten Fassade der Fall ist – wird er

anders gebrochen und reflektiert und damit reduziert.

Blätter sind gleichzeitig auch Staubfilter. An jedem Blatt

kann sich Staub ansetzen. Damit wird er aus der Luft

genommen. Und zu guter Letzt die Farbe Grün: „Das

Grün der Pflanze ist – um es überspitzt zu sagen – ein

Aggressionshemmer. Es macht die Menschen einfach

ruhiger. Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen in

einer reinen Betonwüste aggressiver sind, als wenn sie

mehr Pflanzen, mehr Grün um sich haben“, sagt Steinbauer.

Negative Aspekte gibt es kaum zu bedenken. Fenster

werden komplett ausgespart, um jegliche Licht-Blockade

zu vermeiden. Wenn auf Dinge wie die Anschlussverblendung

geachtet wird, können sich auch keine

Wespen einnisten. „Wenn man die Anlagen bauphysikalisch

richtig baut, dann gibt es gegenüber unbegrünten

Fassaden kein erhöhtes Insektenvorkommen“, sagt

Haas. Auch Menschen mit Allergien können beruhigt

sein: „Wir haben bei unseren ersten großen Projekten

zwar nachgefragt, ob es Allergiker gibt, und haben

dann bewusst die betroffenen Pflanzen weggelassen. Allerdings

haben wir mit unserer zehnjährigen Erfahrung

in dieser Richtung noch nie Probleme gehabt“, so Haas

weiter. Fazit: Fassadenbegrünung hat viele Vorteile und

wird immer populärer.

CHECK 2/2019

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