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SIMACEK Magazin CHECK

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# katakomben

Shutterstock

In der Tiefe Raum zu schaffen und dort ganze Infrastrukturanlagen

zu errichten, ist keine Erfindung der

Neuzeit, wie das Beispiel der Untergrundstadt in Paris

zeigt. In 35 Metern Tiefe erstreckt sich dort über 300 Kilometer

ein Geflecht aus Höhlen und Gängen, ein Reich der

Dunkelheit, von den Einheimischen liebevoll „schrecklicher

Keller“ genannt. Hier befanden sich einst die unterirdischen

Steinbrüche, aus deren Material die Stadt erbaut

wurde. Für das antike Paris, das damals noch Lutetia

hieß, wurde Baumaterial zur Errichtung von Thermen,

Tempeln und Palästen benötigt. Auch im Mittelalter war

Stein für den Bau repräsentativer Gebäude gefragt, z.B.

für die Stadtmauer, die Kathedrale Notre-Dame oder die

Louvre-Festung. Nachdem die Steinbrüche aufgrund der

Einsturzgefahr geschlossen wurden, wurden die Gänge

und Höhlen zu einem unterirdischen Friedhof umfunktioniert.

Seitdem beherbergen die Katakomben die Gebeine

von sechs Millionen Menschen. Aber auch als Wohnstätte

oder Partykeller wurden die unterirdischen Gänge genutzt.

Schmugglern und Straßenräubern diente das Stollensystem

schon seit jeher als Zuflucht. Die Résistance plante

im Schutz der Erde ihren Widerstand im Zweiten Weltkrieg.

In den 1980er-Jahren drangen Jugendliche in verbotene

Bereiche des Untergrunds ein, veranstalteten Partys

und errichteten sogar einen Kinosaal.

Jacques Chirac verbot das bunte Treiben im Untergrund,

denn zu groß sei die Gefahr, dass man von herabfallenden

Steinbrocken getroffen werden oder sich im Dunkeln

des verzweigten Höhlensystems verirren könnte. Heute

ist ein kleiner Teil der Katakomben für Besucher zugäng-

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