SIMACEK Magazin CHECK
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# experten-interview
z.B. nach zehn Jahren sagen: Ich habe eine Zusatzausbildung
in Wundmanagement, ich möchte jetzt von der
chirurgischen Fachkrankenpflege in die Intensivpflege
wechseln. Diese Möglichkeiten hat nur die Pflege. Ich
wünsche mir von Eltern, dass sie ihre Kinder in diesen
wunderbaren Beruf hineinschnuppern lassen.
Welche Erwartungen haben Sie an die
Regierung?
Die Politik sollte etwas für die Pflege tun: Wir haben
ein gutes Gesundheits- und Krankenpflegegesetz. Dazu
haben wir auch ein neues Berufsbild der Pflegefachassistenz
– mit einer Ausbildung von vier Semestern. Das
wurde in Österreich nur nicht groß publik gemacht.
Die Politik sollte mehr Werbung dafür machen. Eine
adäquate Bezahlung gehört natürlich auch dazu. Der
Wert der Gesundheits- und Krankenpflege sollte generell
für die Gesellschaft mehr publik gemacht werden.
Man musste schon Stationen in Pflegeheimen zusperren,
weil zu wenig Personal dafür vorhanden war. Auch
wenn das Gesundheitsbewusstsein gestiegen ist, wird es
immer genügend ältere Menschen geben, die eine hoch
qualifizierte Pflege benötigen, nicht nur eine Heimhilfe.
„Gutes tun und
es gut tun.“
Univ.-Doz. Dr.
Thomas Sautner
Ärztlicher Direktor des
Krankenhauses der
Barmherzigen Brüder Wien
Welche Bedeutung kommt dem Ordensspital heute zu?
Unser Spital besteht seit 1614. Es ist ein unverzichtbarer
Bestandteil der Wiener Gesundheitsversorgung für
diese Region, zum Beispiel auch für die hier beheimatete
jüdische Gemeinde. Es ist auch das einzige Schwerpunkt-Krankenhaus
unter den Ordensspitälern.
Welche medizinischen Schwerpunkte im Haus
würden Sie hervorheben?
Über die Jahre wurden herausragende Leistungen in unterschiedlichen
Schwerpunkten entwickelt. Generell sind
aber die medizinischen Leistungen aller Abteilungen unseres
Hauses auf einem sehr hohen Niveau.
Einer der Schwerpunkte ist die Augenheilkunde. Diese ist
eine der größten Abteilungen in Wien. Jährlich werden
rund 7.200 Operationen bei Grauem Star durchgeführt.
Ein zweiter „Leuchtturm“ ist die urologische Abteilung.
Hier wird schon seit mehreren Jahren roboterunterstützte
Chirurgie durchgeführt. Besonders im Bereich der Prostataoperationen
zählt unser Krankenhaus nicht nur in
Wien, sondern österreichweit zu den größten Einrichtungen.
Eine dritte herausragende Leistung ist die Schlaganfallversorgung
auf allen Ebenen, insbesondere aber die
der interventionellen, röntgengesteuerten Versorgung.
Wenn ein Gerinnsel eine Blutbahn zum Gehirn verstopft,
wird dieses durch diese Technik wieder entfernt oder
aufgelöst. Dadurch können die Folgen des Schlaganfalls
deutlich verringert oder komplett reversiert werden.
Große Erfahrung haben auch die chirurgischen Abteilungen
insbesondere im Bereich der laparoskopischen
und Darmchirurgie oder die Gynäkologie – mit einem
zertifizierten Endometriosezentrum.
Welche Unterschiede sehen Sie im Umgang mit
den Patienten zwischen einem Ordensspital
und den Krankenanstalten der Stadt Wien
beispielsweise?
Was uns meiner Meinung nach am meisten unterscheidet,
ist die Intention des Ordensgründers, alle Menschen
zu behandeln, Hilfe zu leisten, unabhängig vom
Ansehen der Person. Das Motto des Hauses ist: „Gutes
tun und es gut tun.“ Dieses Ideal ist der Geist, der in
diesem Haus lebt, und der steckt an. Die meisten der
hier Arbeitenden machen ihren Beruf nicht nur zum
Broterwerb, sondern mit viel Herzblut. Die Kommunikation
unter den Mitarbeitern und mit den Patienten ist
sehr wertschätzend. Ordenshäuser haben einen ganzheitlicheren
Zugang zu ihren Patienten.
Wie sieht die finanzielle Situation aus?
Der Orden hat natürlich keine uneingeschränkten Mittel
Krankenhaus BB Wien
54 CHECK 2/2019