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## katakomben berufswelt
eine Anhebung des Pensionseintrittsalters wahrscheinlicher.
Die Unternehmen stehen damit vor der Aufgabe,
ihre Beschäftigten länger im Betrieb zu halten. Dadurch
wird auch das Thema „alternsgerechtes Arbeiten“ immer
aktueller.
Alternsgerechtes Arbeiten
Dabei gibt es einen Unterschied zwischen den sehr ähnlichen
Begriffen „altersgerechtes Arbeiten“ und „alternsgerechtes
Arbeiten“. Das kleine N ist leicht zu übersehen,
macht aber einen großen Unterschied in der Bedeutung: Altersgerechte
Maßnahmen (ohne N) sind solche, die ältere
Arbeitnehmer unterstützen und etwaige körperliche Mankos
– wie die verminderte Körperkraft oder ein schlechteres
Sehvermögen – nach einem kompensatorischen Ansatz ausgleichen,
indem sie die Arbeitsbedingungen an die individuelle
Leistungsfähigkeit anpassen.
Alternsgerechte Arbeitsbedingungen (mit N) sind dagegen
solche, die den Vorgang des Älterwerdens langfristig – das
heißt über die gesamte Dauer des Erwerbslebens – berücksichtigen
und so mithelfen, dass mögliche altersbedingte
„Defizite“ ausgeglichen und Vorteile genutzt werden können.
Einfacher ausgedrückt: Alternsgerechte Arbeitsbedingungen
sorgen dafür, dass Menschen aller Generationen
ihrem Alter angepasste Arbeitsbedingungen vorfinden, untereinander
davon profitieren und ihre Motivation bis zur
Pension behalten. Dieser Ansatz verfolgt das Ziel, die körperliche
Arbeitsfähigkeit wie auch die emotionale Einsatzbereitschaft
durch lebensphasenorientiertes Arbeiten für
die gesamte Dauer des Erwerbslebens zu erhalten und ist
daher präventiv. Es geht also um Arbeitsbedingungen, die
Menschen eine lange und angenehme Berufstätigkeit erlauben
und die das Erfahrungswissen der Älteren zum Vorteil
der Betriebe nutzen. „Arbeit ist dann alternsgerecht, wenn
sie vom Einstieg ins Berufsleben bis zum Erreichen des Pensionseintrittsalters
ausgeübt werden kann – bei guter physischer
und psychischer Gesundheit“, heißt es bei der Initiative
„Arbeit und Alter“ (arbeitundalter.at).
Optimale Arbeitsbedingungen
In einer Zeit, in der Menschen immer älter werden – und
infolge dessen auch immer öfter über eine Anhebung des
Pensionseintrittsalters nachgedacht wird –, muss es das
Ziel sein, Menschen länger im Berufsleben zu halten. Und
dazu gehört eben auch, ihnen passende Arbeitsbedingungen
zu bieten.
Es lässt sich nicht leugnen, dass Menschen mit der Zeit
gewisse Leistungseinbußen erfahren können. Diese beschränken
sich aber überwiegend auf physische Fähigkeiten
wie Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit: Mit
zunehmendem Alter nehmen etwa Muskelmasse und
Ausdauer ab, die körperliche Leistungsfähigkeit lässt
nach. Dem kann aber mit Trainingsmaßnahmen effektiv
entgegengewirkt werden. Alternsgerechtes Arbeiten berücksichtigt
diese natürlichen Prozesse und setzt frühzeitig
geeignete Maßnahmen, um sie zu kompensieren.
Dafür muss bereits bei den jungen Arbeitnehmern angesetzt
werden, denn das Altern ist schließlich ein kontinuierlicher
Vorgang. Firmen können zum Beispiel gezielt
Anreize für Trainingsmaßnahmen setzen, um dem Verlust
an Kraft und Kondition entgegenzuwirken, etwa durch
Zuschüsse für Sportvereinsmitgliedschaften. Oft genügt
es auch, Arbeitsprozesse anders anzulegen. So hilft die Positionsveränderung
von Monitoren, Zwangshaltungen zu
vermeiden.
Alternsgerechtes Arbeiten beschränkt sich aber nicht auf
den Ausgleich auf körperlicher Ebene, sondern bezieht
ebenso die Psyche mit ein: Ältere Beschäftigte sind oft in
emotionaler Hinsicht weniger belastbar, haben ein höheres
Stressempfinden. Hier spielen vor allem arbeitsbedingte
psychische Belastungen eine Rolle wie hohe Wochenarbeitszeiten,
ständiger Zeitdruck oder geringe Autonomie.
Organisatorische Maßnahmen wie der Ausbau von Gestaltungsspielräumen
und mehr Zeitautonomie, kürzere
Arbeitszeiten, aber flexible Ausstiegsmöglichkeiten können
in diesem Kontext hilfreich sein.
Weiterbildung auch für Erfahrene
Ein wichtiger Punkt beim Thema alternsgerechtes Arbeiten
ist auch die Erhaltung geistiger Flexibilität. Dafür
ist es sinnvoll, Arbeitnehmer aller Generationen durch
neue Herausforderungen fit zu halten. So schicken viele
Betriebe erfahrene Mitarbeiter nicht mehr zu Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen – etwa weil man davon ausgeht,
dass „die eh schon alles können“ oder gar, dass es
sich „für die nicht mehr lohnt“. Ein Fehler, denn durch
CHECK 2/2019
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