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# katakomben

Schritt in Richtung Klimaneutralität

In Helsinki soll der unterirdische Lebensraum so groß

wie der oberirdische werden. Das hilft der Umwelt.

Shutterstock

Expansion des Tunnelsystems auf 60 Kilometer erfolgen.

Dabei werden 45 neue Einstiegspunkte errichtet.

Verkehrsentlastung über der Erde

Auch in Skandinavien sind die Winter bitterkalt. Aber das

ist nicht der Hauptgrund dafür, dass die nordische Metropole

Helsinki in die Tiefe wächst. Die Stadtplaner Helsinkis

haben sich zum Ziel gesetzt, trotz Bevölkerungsexplosion

das Stadtbild zu bewahren und dieses nicht durch

den Ausbau von Hochhäusern radikal zu verändern. Die

Lösung ist der Ausbau der Stadt in zwei Lebensräume. Bis

2020 soll der unterirdische so groß sein wie der oberirdische:

Insgesamt neun Millionen Kubikmeter. Das Tunnelsystem

für Fahrzeuge ist mehr als 300 Kilometer lang. Für

die großen Warenhäuser und Restaurants gibt es sogar ein

eigenes Tunnelnetz mit speziellen Anlieferplattformen.

3000 LKWs nutzen die unterirdischen Tunnelanlagen zur

Belieferung täglich und entlasten den Verkehr über der

Erde. Die Projekte, die von der Stadtplanung koordiniert

werden, sind teils öffentlich und teils privat finanziert.

Große Untergrund-Projekte wie Kraftwerke sind genauso

vorgesehen wie Einkaufspassagen. Schon jetzt ist es nicht

mehr notwendig, in den kalten Wintertagen einen Fuß ins

Freie zu setzen, um zu shoppen oder zu dinieren.

Aber auch Kunst und Kultur werden in Helsinki tiefgelegt.

Weil oberirdisch kein Bauland mehr frei war, wurden

1300 Kubikmeter weggesprengt, um auf 2000 Quadratmetern

ein privates Kunstmuseum zu errichten. Kostenpunkt

des Museums: 50 Millionen Euro. Ein zentraler

Punkt in Helsinkis Untergrundsystem ist ein künstlicher

See, 40 Meter tief und 80 Meter breit. Er dient dazu, Energie

zu erzeugen und zu sparen. Der See ist Kältespeicher

und Teil der Anlage, die Immobilien in der Stadt beheizen

und kühlen soll. Das Wasser ist kalt, wenn es die Becken

und die mächtigen Kältemaschinen verlässt. Wenn es die

Räume klimatisiert und kühlt, erwärmt es sich und strömt

zurück in den Untergrund. Fernkälte heißt das Konzept,

das als ein großer Schritt in Richtung Klimaneutralität

gepriesen wird. Dass Helsinkis Luftqualität sich in den

vergangenen Jahren verbessert hat, liege auch am Ausbau

des Kühlungsnetzes. Auch andere Anlagen profitieren von

der Tiefe. Das unterirdische Gestein wirkt isolierend, und

die Erdwärme hält die Temperatur konstant warm. Die

Betreiber können dadurch Heizkosten sparen.

CHECK 2/2019

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