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SIMACEK Magazin CHECK

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# studie

Volksbank

ner ging für die ersten zwei Lebensjahre des gemeinsamen

Sohnes in Karenz. Sie wünscht sich, dass Väterkarenz zur

Normalität wird: „Ich hoffe, dass es bald keinen Unterschied

mehr machen wird, wer in Karenz geht, damit das

jeweilige Familienmodell gut funktioniert.“

Führungsstil unterscheidet sich

Haben Frauen einen anderen Führungsstil als Männer?

Touristikerin Schultz sieht das durchaus so: „Bei Frauen

beobachtet man vermehrt einen empathischen Fokus, wohingegen

Männer oftmals einen hyperrationalen, zahlenbasierten

Stil an den Tag legen.“ Sie ist „ein Fan der dualen

Führungsspitze“ und leitet das Unternehmen gemeinsam

mit ihrem Bruder. Auch Ölmühlen-Besitzerin Fandler ist

der Ansicht, dass es Unterschiede im Führungsstil gibt. Sie

betrachtet dies aber durchaus als positiv: „Männer und

Frauen haben unterschiedliche Zugänge zu vielen Dingen.

Man muss die Stärken des anderen erkennen und nutzen

– gemischte Führungsebenen machen sich diese Diversität

meiner Erfahrung nach wunderbar zunutze.“

Frauen seien insgesamt konsensorientierter als Männer,

gibt auch Forscherin Heckl an. Und sie seien weniger risikofreudig,

was aber nicht unbedingt negativ sein müsse.

Die geringere Risikobereitschaft äußere sich nämlich auch

darin, dass von Frauen geführte Unternehmen stabiler seien

als die von Männern: „Männer weisen rasch größere

Erfolge auf, können dadurch aber auch tiefer fallen.“

Frauen müssen mehr beweisen

Probleme sieht aber Klaudia Bachinger, die die Jobvermittlung

WisR gründete, in der Art, wie Unternehmerinnen von

der Gesellschaft gesehen werden: Man traue ihnen viel weniger

zu, ein Unternehmen führen zu können. „Als Frau muss

man sich mehr erklären und sein Geschäftsmodell verteidigen,

während Männer eher Fragen in Richtung Vision gestellt

bekommen“, sagt sie dazu. Das habe auch ganz praktische

Probleme zur Folge: So sei es etwa für Frauen deutlich

schwieriger, Risikokapital aufzutreiben. Heckl bestätigt das:

„Die durchsetzungsstarke Unternehmerin, die Risiken eingeht,

gibt es in der Gesellschaft noch nicht.“ Bei Frauen werde

die fachliche Kompetenz oftmals zunächst angezweifelt,

„sie müssen sich stärker beweisen, bevor sie die nötige Anerkennung

erhalten.“ Vor allem jüngere Unternehmerinnen

Volksbank

UnternehmerInnen-

Studie 2019

Die Studie ist in gedruckter

Form in allen Volksbank-

Filialen sowie online unter

www.volksbank.at/unternehmerstudie

erhältlich.

seien mit diesem Problem konfrontiert. Hotelgeschäftsführerin

Morik kann das aus ihrer eigenen Erfahrung heraus bestätigen:

„Ich glaube, dass es als Unternehmerin sehr wichtig

ist, eine gewisse Härte mitzubringen. Sonst wird man in der

Unternehmerwelt von allen ausgenutzt.“

Hohe Zufriedenheit mit Selbstständigkeit

Selbstständigen wird oft unterstellt, „selbst und ständig“

zu arbeiten. Wie sieht es aber tatsächlich aus mit

Arbeitszeiten und Work-Life-Balance? Rund ein Drittel

der befragten Frauen gaben an, fünf Tage die Woche zu

arbeiten, ein weiteres Drittel gab ein Pensum von sechs

Tagen an, ein Drittel arbeitet sogar an allen sieben Wochentagen.

Die Arbeitsbelastung ist bei Unternehmerinnen

also deutlich höher als bei Angestellten.

Dennoch ist die Zufriedenheit hoch: 42 % gaben an, mit

ihrer Work-Life-Balance zufrieden zu sein. 92 % der befragten

Unternehmerinnen sind mit ihrer Berufswahl sehr

zufrieden, 76 % sehen ihre Entscheidung zur Selbstständigkeit

nach wie vor als gute Wahl. Nur ein kleiner Anteil von

8 % würde sich „definitiv nicht mehr“ selbstständig machen

wollen. Offenbar kann die weitaus höhere Zufriedenheit

mit der Arbeit und die dadurch erhaltene Bestätigung

die höhere Belastung in den meisten Fällen ausgleichen.

Keine der Interviewten bedauert es, Unternehmerin zu

sein. Alle betonen, dass sie zwar eine viel höhere Arbeitsbelastung

hätten als Angestellte, dies jedoch durch eine

abwechslungsreichere und erfüllendere Arbeit ausgeglichen

werde. „Wenn man nicht jeden Tag das Gleiche tun

möchte, ist Selbstständigkeit etwas Großartiges“, sagt

dazu etwa Autohausbesitzerin Unterberger.

CHECK 2/2019

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