Der Mittelstand. Das Unternehmermagazin - 02/2020 | April / Mai 2020 - Bedrohter Handel
Schwerpunkt: Außenwirtschaft
Schwerpunkt: Außenwirtschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DER MITTELSTAND. 2 | 2<strong>02</strong>0<br />
DEUTSCHLAND<br />
23<br />
Lottoannahmestelle im Karstadt Magdeburg: Inhaber Stephan Papenbreer<br />
und Mitarbeiterin Sigrid Kley.<br />
Bonpflicht und die Erfahrungen<br />
aus der Praxis<br />
Foto: © Peter Martini<br />
clebarem Thermopapier. Dieses Papier enthält zusätzlich oft den<br />
hochgiftigen Stoff Bisphenol-A und sollte daher nicht mit Lebensmitteln<br />
in Kontakt kommen. Hingegen kritisiert Reinhard Houben,<br />
wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP im Bundestag, die fehlende<br />
Digitalisierung und das Ansteigen der „Zettelwirtschaft“.<br />
Unternehmen sind empört<br />
Kleine und mittlere Unternehmen sind durch die starke Zusatzbelastung<br />
besonders betroffen. <strong>Der</strong> hohe Verbrauch von Papier und der<br />
Zusatzaufwand der Beschäftigten ist besonders für Kleinstbeträge<br />
unverhältnismäßig belastend. Daher sieht der BVMW es als notwendig<br />
an, dass der Gesetzgeber den Unternehmen wieder mehr<br />
Vertrauen entgegenbringt und diese von der unsinnigen Belastung<br />
befreit. <strong>Der</strong> kürzlich eingebrachte Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister<br />
Altmaier, Geschäfte des täglichen Lebens, die einen Wert<br />
von zehn Euro nicht übersteigen, von der Bonpflicht auszunehmen,<br />
ist daher zu begrüßen. <strong>Der</strong> Bürokratieaufwand ist besonders für diese<br />
Kleinstbeträge nicht tragbar, insbesondere da der <strong>Mittelstand</strong><br />
schon lange einen Abbau des unnötigen Dokumentierens von Geschäftsvorgängen<br />
fordert. Durch den weiteren Ausbau der Digitalisierung<br />
setzen sich in der Zukunft hoffentlich auch alternative Quittierungssysteme<br />
durch, welche die physische Abrechnung zeitnah<br />
ersetzen können. Dies wäre eine erhebliche Erleichterung – sowohl<br />
für die Unternehmen, die Kunden als auch für die Umwelt.<br />
Zusammen mit meiner Frau betreibe ich einen Kiosk mit Lottoannahmestelle<br />
im Karstadt Kaufhaus in Magdeburg. Geöffnet hat der Kiosk<br />
Montag bis Samstag jeweils zehn Stunden. Zu Spitzenzeiten werden pro<br />
Stunde bis zu 70 Kunden bedient. <strong>Das</strong> preiswerteste Produkt, eine Zeitschrift,<br />
kostet 69 Cent. Für jeden einzelnen Kunden sind wir verpflichtet,<br />
einen Kassenbon auszugeben. So die Gesetzeslage. Hochgerechnet<br />
müssten in der Verkaufsstelle im Monat 12.000 Belege gedruckt werden.<br />
Doch nur drei Prozent der Kunden wollen einen Bon. Für uns kommen<br />
noch weitere Aspekte hinzu: Die Kasse registriert jede Einnahme und<br />
jede Ausgabe, zudem entstehen Kosten für das Spezialpapier der<br />
Bonrollen und schlussendlich die Entsorgung als Sondermüll. Wozu<br />
also, frage ich mich, muss dieser zweite Nachweis sein? Es ist alles<br />
bereits registriert, kann jederzeit ausgelesen werden und ist vor allem<br />
für die Lottoannahme fälschungssicher. Mein Vorschlag: Erst ab einem<br />
Mindestumsatz von zehn Euro sollte es eine Bonpflicht geben.<br />
Stephan Papenbreer<br />
Inhaber Lotto im Karstadt Magdeburg<br />
BVMW-Mitglied<br />
Amelie Heindl<br />
BVMW Referentin für Arbeit, Soziales<br />
und Gesundheit<br />
amelie.heindl@bvmw.de