Der Mittelstand. Das Unternehmermagazin - 02/2020 | April / Mai 2020 - Bedrohter Handel
Schwerpunkt: Außenwirtschaft
Schwerpunkt: Außenwirtschaft
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48 SCHWERPUNKT<br />
DER MITTELSTAND. 2 | 2<strong>02</strong>0<br />
China: Vom<br />
Partner zum<br />
Wettbewerber<br />
Mit dem internationalen <strong>Handel</strong>snetzwerk<br />
„Neue Seidenstraße“, das Asien, Afrika und<br />
Europa verbinden soll, und dem Hightech-<br />
Masterplan „Made in China 2<strong>02</strong>5“ will die<br />
Volksrepublik zur technologischen Supermacht<br />
aufsteigen. Wie kann Chinas wichtigster<br />
<strong>Handel</strong>spartner Deutschland und sein<br />
<strong>Mittelstand</strong> davon profitieren?<br />
In der Antike und im Mittelalter war die Seidenstraße – ein Netz<br />
von Karawanenstraßen mit einer 6.400 Kilometer langen Hauptroute<br />
– die wichtigste Verbindung zwischen China und Europa.<br />
Gen Westen wurden auf der Seidenstraße nicht nur Seide, sondern<br />
auch Gewürze, Glas oder Porzellan gehandelt, gen Osten vor allem<br />
Gold, Silber und Wolle. Wenn die Kaufleute ihre Waren, transportiert<br />
zumeist auf Kamelen, nicht bereits unterwegs an Zwischenhändler<br />
weiterverkauften, brauchte eine Karawane über die gesamte Strecke<br />
bis zu zwei Jahre.<br />
<strong>Der</strong> deutsche <strong>Mittelstand</strong> ist<br />
die tragende Kraft in dieser<br />
<strong>Handel</strong>sbeziehung.<br />
Wenhai Wang, BVMW China<br />
Mit dem Jahrhundert-Projekt Belt and Road Initiative will China, wo<br />
die Anzahl der Corona-Neuinfizierten schon wieder massiv zurückgeht,<br />
nun mit einer Neuen Seidenstraße ein gigantisches <strong>Handel</strong>snetzwerk<br />
zwischen Asien, Afrika und Europa spannen, investiert<br />
massiv in neue Häfen, Flughäfen, Bahnstrecken und Straßen. Finanziert<br />
werden diese Infrastrukturprojekte – Gesamtvolumen: rund eine<br />
Billion US-Dollar – vor allem durch Kredite chinesischer Staatsbanken,<br />
weshalb bis zu 90 Prozent aller Seidenstraßen-Projekte an<br />
Unternehmen aus China gehen. Gleichzeitig will die Volksrepublik<br />
mit dem Hightech-Masterplan „Made in China 2<strong>02</strong>5“ zu den stärksten<br />
Wirtschaftsmächten der Welt aufschließen und zum Vorreiter der<br />
nächsten industriellen Revolution werden – und spätestens bis 2049,<br />
dem 100. Geburtstag der Volksrepublik China, soll das Land mit seinen<br />
1,4 Milliarden Einwohnern zur technologischen Supermacht aufgestiegen<br />
sein.<br />
China als Konkurrent<br />
Diese gewaltige Kraftanstrengung hat für ausländische Unternehmen,<br />
Verbände und Regierungen die Sicht auf China verändert. Denn<br />
nun gilt das bevölkerungsreichste Land der Erde nicht länger nur als<br />
Partner, sondern zunehmend auch als Konkurrent und Wettbewerber.<br />
Zentraler Bestandteil der chinesischen Industriestrategie ist die<br />
intelligente und automatisierte Fertigung, und dazu braucht China<br />
vorerst noch umfangreiche Technologie-, Industrie- und Innovationskooperationen.<br />
Angesichts des von den USA angezettelten Zollund<br />
<strong>Handel</strong>skrieges mit China beurteilen mittlerweile 30 Prozent der<br />
deutschen Mittelständler China als „verlässlichen“ oder „sehr verlässlichen“<br />
Geschäftspartner, nur 17 Prozent sprechen diese Vertrauenswürdigkeit<br />
den USA zu. <strong>Das</strong> ist eines der Ergebnisse einer<br />
Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag<br />
der Commerzbank. Befragt wurden zwischen November 2018<br />
und Februar 2019 rund 2.000 Eigentümer und Manager der ersten<br />
Führungsebene aus mittelständischen Unternehmen aller Größenklassen<br />
und Branchen.<br />
Prosperierende Partnerschaft<br />
Im Jahr 2018 betrug der Wert deutscher Importe aus China 106 Milliarden<br />
Euro und der Wert deutscher Exporte nach China 93 Milliarden<br />
Euro. Zehn Jahre zuvor waren es noch Importe im Wert von fast 61<br />
Milliarden und Exporte im Wert von 34 Milliarden. Damit bleibt China<br />
– Exporte und Importe zusammengenommen – das dritte Jahr in<br />
Folge der wichtigste <strong>Handel</strong>spartner für Deutschland. Mein Kollege<br />
Foto: © chungking von stock.adobe.com