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Der Mittelstand. Das Unternehmermagazin - 02/2020 | April / Mai 2020 - Bedrohter Handel

Schwerpunkt: Außenwirtschaft

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DER MITTELSTAND. 2 | 2<strong>02</strong>0<br />

SCHWERPUNKT<br />

51<br />

tional verflochten und durch Freihandelsabkommen auch mit der<br />

ASEAN Region verbunden ist. Zwar hat die zunehmende marktwirtschaftliche<br />

Orientierung zu einer wirtschaftlichen Öffnung des Landes<br />

geführt, gleichwohl bestehen immer noch zahlreiche Investitionshemmnisse.<br />

Von einer freien Marktwirtschaft kann keine Rede<br />

sein. Noch immer existiert die „Negativliste“, die aufführt, in welchen<br />

Branchen ausländische Unternehmen tätig werden dürfen. Sie enthält<br />

48 Beschränkungen für ausländische Investitionen. <strong>Das</strong> „Social<br />

Credit System“, das die Bevölkerung zu wünschenswertem Verhalten<br />

erziehen will, soll zukünftig auch auf Unternehmen ausgeweitet werden.<br />

Markus Schlüter rät zu individuellen Strategien: „Manche Unternehmen<br />

produzieren in anderen Ländern, um dann Freihandelsabkommen<br />

zu nutzen und Produkte zu Präferenzzöllen nach China zu<br />

verschiffen. Andere kaufen Rohstoffe oder Vorkomponenten in China,<br />

um sie dann an ihren Standorten in der ASEAN Region zu verarbeiten.<br />

Wer sich in China engagiert, sollte Strategien entwickeln, die<br />

neben der Bearbeitung des enormen Binnenmarktes auch die anderen<br />

Märkte Südostasiens oder Indiens einschließen.“<br />

Straßen, Schienen, Maschinen<br />

Ost- und Südostasien sind für den deutschen <strong>Mittelstand</strong> attraktiv,<br />

der Bedarf ist vor allem im Bereich des Infrastrukturausbaus hoch:<br />

Brückenbau, Hoch- und Tiefbau, Schienenverkehr, der Drang nach<br />

Mobilität ist ungebrochen. <strong>Der</strong> Bedarf an Maschinen für die heimische<br />

Industrie ist hoch, ebenso wie für Anlagen aller Art. Vom Förderband<br />

über die Brauereianlage bis zur Landebahnbeleuchtung:<br />

Die Produkte deutscher Anlagen- und Maschinenbauer sind gefragt.<br />

Gleiches gilt für Waren der Konsumgüterindustrie und der Chemiebranche.<br />

Thailand hat sich mit seiner starken Autoindustrie bereits<br />

als Standort für Elektromobilität und Erneuerbare Energien etabliert.<br />

Insgesamt sollten deutsche Unternehmen auch aus attraktiven<br />

Branchen individuelle Strategien entwickeln: „Häufig schreiben die<br />

lokalen Vergaberichtlinien eine heimische Firma als Hauptunternehmer<br />

vor, sodass deutsche Unternehmen als Subunternehmer Einsatz<br />

finden“, sagt Schlüter.<br />

Wohin steuert die Region?<br />

Chinas <strong>Handel</strong>sstreit mit den USA, das Corona-Virus, Marktliberalisierung,<br />

Islamisierung oder Säkularisierung: Die Dynamik der wirtschaftlichen,<br />

politischen und kulturellen Entwicklung der Region<br />

macht Ost- und Südostasien unternehmerisch so spannend wie unvorhersehbar.<br />

So erwartet Michael Schlüter für die entwickelten und<br />

etablierten Staaten wie Japan und Südkorea keine Wachstumsüberraschungen.<br />

ASEAN hingegen zeigt sich wachstumsstark, Verhandlungen<br />

über multilaterale Markteintrittsabkommen wecken Hoffnung<br />

auf eine Öffnung für ausländische Unternehmen. Indien plant<br />

eine regulatorische Anpassung an internationale Standards und<br />

setzt seinen Wachstumskurs fort.<br />

Es gibt also keine valide Vorhersage, außer einer: Ost- und Südostasien<br />

sind für deutsche Mittelständler attraktive Außenhandelsmärkte –<br />

wenn man sie genau beobachtet.<br />

Bernd Ratmeyer<br />

Journalist<br />

mittelstand@bvmw.de<br />

Anteil deutscher Exporte und Importe nach Asien (gesamt) 2018:<br />

20,0 % Importe<br />

Anteil deutscher Exporte nach China:<br />

2018: 7,1 %<br />

Anteil Chinas an deutschen Importen:<br />

2018: 9,8 %<br />

Gut zu wissen<br />

14,6 % Exporte<br />

2000: 1,6 %<br />

2000: 3,4 %<br />

Exporte der Bundesrepublik Deutschland (2018) nach Asien in<br />

Milliarden Dollar<br />

1. Volksrepublik China 93,1<br />

2. Japan 20,4<br />

3. Indien 12,5<br />

4. Singapur 8,0<br />

5. Hongkong 6,0<br />

6. Malaysia 5,2<br />

7. Thailand 5,0<br />

8. Vietnam 4,1<br />

9. Indonesien 2,9<br />

10. Philippinen 2,6<br />

11. Bangladesch 0,82<br />

12. Sri Lanka 0,35<br />

n ASEAN: zehn Länder, 600 Millionen Einwohner. Attraktiver Absatzmarkt.<br />

Freihandelsabkommen nicht nur der Staaten untereinander,<br />

sondern auch mit China<br />

n China: zahlreiche Investitionshemmnisse. Unternehmer sollten individuelle<br />

Strategien entwickeln, um <strong>Handel</strong>s-, Steuer- und Zollabkommen<br />

zwischen China und anderen asiatischen Märkten zu nutzen<br />

n In Südostasien nachgefragte Produkte und Branchen: Maschinenbau,<br />

Anlagenbau, Infrastrukturausbau, Chemie/Pharmazie,<br />

Konsumgüter, Autoindustrie/Elektromobilität, Erneuerbare Energien/<br />

Umwelttechnik

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