Nr. 46 - Juli / August 2013

Am Hafen und in
den Gassen von La
Flotte auf der Ile de
Ré. Linke Seite: Die
Hafeneinfahrt von La
Flotte. S. 24/25: Der
Strand von Anse de
la Croix mit seinen
zwei Leuchttürmen
auf der Ile d’Aix.
spielten oder durch die Gassen von Sainte-Marie-de-Ré
tobten, verstrichen die Tage wie im Fluge. Wenn dabei die
Sonne auf die hellen Fassaden der Häuser fiel, mussten wir
unweigerlich blinzeln, was uns sofort als « Fremde » outete.
Bis heute erkennt man Touristen an zugekniffenen Augen
oder dunklen Sonnenbrillen, denn die Einheimischen sind
von klein auf an die hellen Lichtverhältnisse gewöhnt.
Große Ereignisse in dieser entschleunigten Welt waren
kleine Ausflüge mit unseren Großeltern in die Inselhauptstadt
Saint-Martin-de-Ré oder ins Nachbardorf La
Flotte. Sei es, um Einkäufe zu erledigen oder ein Eis zu
essen. Unser Großvater, der einst Fischer war, erklärte uns
dabei immer die Unterschiede zwischen den einzelnen Fischerbooten
und Fischernetzen.
Außerdem gehörte es zur Tradition, während unseres
Aufenthalts wenigstens einmal an den westlichsten
Punkt der Ile de Ré zu fahren, wo der Phare des Baleines
(dt. Leuchtturm der Wale) steht. Zum letzten Mal ist
1907 ein Wal an dieser Stelle gestrandet. Sein Skelett
kann man im Meeresmuseum neben dem Leuchtturm
bewundern. Als Kinder liebten wir es, die 257 Stufen
des Leuchtturms hochzusteigen und den einzigartigen
Panoramablick zu genießen. Zu unseren Füßen lag der
schöne Conche-Strand, wo Regisseur Darryl Zanuck
Szenen von der Landung der Alliierten in der Normandie
für seinen Film « Der längste Tag » drehte. Er
wählte dafür die Ile de Ré und nicht die normannischen
Originalschauplätze, da er den Regen in der Normandie
fürchtete.
Außerdem zeigten unsere Großeltern immer in die
Ferne und erklärten uns, dass es eine andere große Insel
in der Nähe gibt, die Ile d’Oléron. So hörte ich schon als
Frankreich erleben · Juli / August 2013 · 27