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Nr. 46 - Juli / August 2013

Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade Bordeaux 2.0 Toulouse: zu Besuch bei Airbus Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr Rezept: Gaspacho de tomates et fraises Genuss: die AOC Burgunds

Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron
Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade
Bordeaux 2.0
Toulouse: zu Besuch bei Airbus
Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen
Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr
Rezept: Gaspacho de tomates et fraises
Genuss: die AOC Burgunds

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um das Zusammenspiel diverser Faktoren, das Zusammenspiel<br />

von Mikroklima, geologischer Gegebenheiten<br />

und örtlichem Know-how.<br />

Das Wort ist typisch französisch und lässt sich schwer<br />

in andere Sprachen übersetzen, auch nicht ins Deutsche.<br />

Die Idee hinter dem Wort ließe sich<br />

aber auch gut woanders anwenden.<br />

In China beispielsweise für die<br />

große, in Europa unbekannte Vielfalt<br />

an Orangen und Mandarinen.<br />

Obwohl die Früchte teilweise nicht<br />

weit voneinander entfernt wachsen,<br />

schmecken sie manchmal komplett<br />

anders. So sind etwa Mandarinen<br />

nördlich des Jangtsekiang säuerlich,<br />

südlich davon, selbst wenn nur wenige<br />

Kilometer dazwischen liegen,<br />

süßlich. Das ist nur ein Beispiel. Es zeigt aber, dass terroir<br />

eine weltweit gültige Bedeutung hat. Die Franzosen verstanden<br />

es jedoch, dafür ein Wort zu erfinden.<br />

Mir ist in Saint-Emilion aufgefallen, dass eine große<br />

Bandbreite von Mikroklimata existiert. Meiner Meinung<br />

nach verdankt der französische Wein diesem Umstand<br />

seine Vielfalt und Besonderheit. Außerdem ist das Wetter<br />

jedes Jahr ein wenig anders, selbst wenn die Unterschiede<br />

minimal sind. Das sorgt trotzdem dafür, dass sich die<br />

Jahrgänge eines Weins unterscheiden. Das ist in der sogenannten<br />

neuen Welt anders. Dort sind die klimatischen<br />

Bedingungen stabiler, so dass das Ergebnis jedes Jahr quasi<br />

das gleiche ist. Das hat natürlich seine Vorteile. Gleichzeitig<br />

fehlt diesen Weinen aber eine gewisse Komplexität,<br />

eine gewisse mystische Seite.<br />

Deshalb glaube ich an die Bedeutung<br />

des terroir.<br />

Welchen Beitrag leisten Sie<br />

persönlich für die Weingüter, die<br />

Sie erworben haben?<br />

Ich stelle Kapital zur<br />

Verfügung. Geld, das es den<br />

Teams vor Ort ermöglicht, noch besser und innovativer<br />

zu arbeiten. Das ist aber auch schon alles. Ich weiß, dass<br />

mein Beitrag sehr bescheiden ist. Ich kann hier viel mehr<br />

lernen als geben. Meine Rolle ist darüber hinaus, meine<br />

Mitarbeiter zu ermutigen, den bestmöglichen Wein herzustellen.<br />

Ich versuche, das so gut wie möglich zu machen.<br />

Wie bewerten Sie aus dem Blickwinkel eines Investors die<br />

Rolle, die die französische Regierung in der Verteidigung der<br />

Interessen der Winzer spielt? Müsste die Regierung noch mehr<br />

für diese Branche tun?<br />

Man sollte nicht vergessen, dass im Bordelais oder in<br />

Burgund schon seit Jahrhunderten Wein produziert wird.<br />

Das ist ein Wissen, das über Generationen gewachsen<br />

Mir ist in Saint-Emilion<br />

aufgefallen, dass eine<br />

große Bandbreite von<br />

Mikroklimata existiert. Meiner Meinung<br />

nach ver dankt der<br />

französische Wein diesem<br />

Umstand seine Vielfalt und<br />

Besonderheit.<br />

ist. Ich denke nicht, dass eine Regierung, wie auch immer<br />

sie aussieht, den Winzern bei ihrer Arbeit wirklich<br />

helfen kann. Die Regierung kann maximal Investments<br />

erleichtern und den Winzern damit den Zugang zu neuen<br />

Technologien ermöglichen. Lange Zeit hat man in Frankreich<br />

nur in den Himmel<br />

geschaut, wenn man<br />

wissen wollte, wann<br />

die Weinlese beginnen<br />

sollte. Heute kann die<br />

Meteorologie wichtige<br />

Hinweise geben. Das<br />

ist der Ansatz, den ich<br />

verfolge. Ich ermutige<br />

meine Mitarbeiter, neue<br />

Technologien für ihre<br />

Arbeit auszuprobieren.<br />

Eine andere Hilfestellung, die die Regierung geben<br />

kann, liegt im Bereich der Vermarktung. Ich erinnere<br />

mich noch immer an den Generalkonsul Frankreichs in<br />

Hongkong. Er ist ein großer Weinliebhaber und spricht<br />

bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, über Wein. Ich<br />

denke, dass solche Dinge sehr nützlich sein können, den<br />

französischen Wein in der Welt zu fördern.<br />

Wenn man Ihnen zuhört, spürt man, dass Sie sich in den<br />

Weinanbau wirklich verliebt haben. Ihre Augen leuchten,<br />

wenn Sie von all den Dingen erzählen...<br />

Ja, das stimmt, ich fühle mich hier in Saint-Emilion<br />

wohl. Meine Frau und ich haben Lust, noch viel öfter<br />

hierher zu kommen. Ich bin<br />

froh, dass wir akzeptiert werden.<br />

Wir sind nicht hier, weil<br />

wir für Unruhe sorgen<br />

wollen. Über<br />

un seren Wein gütern wehen<br />

auch keine chinesischen<br />

Flaggen.<br />

War das doch schwieriger, als<br />

Sie eben gesagt haben?<br />

Wie erwähnt, die Sprachbarriere<br />

war ein Problem.<br />

Außerdem bin ich eher ein<br />

schüchterner Mensch. Die Entwicklung von Freundschaften<br />

braucht Zeit – so wie der Wein. Ich glaube daran und<br />

finde das normal. Natürlich gab es Menschen hier, die am<br />

Anfang Angst hatten, dass ein « Chinese » ihren Wein<br />

« klaut ». Das verstehe ich durchaus. Doch das ist ganz<br />

und gar nicht, was ich vorhabe. Wir sind nicht hier, weil<br />

wir für Unruhe sorgen wollen. Über unseren Weingütern<br />

wehen auch keine chinesischen Flaggen. Ich habe hier das<br />

Erbe einer großen Kultur vorgefunden. Ein Erbe, das ich<br />

pflegen will. Meine Weingüter sollen durch und durch<br />

französisch bleiben. Ich verteidige sie, wie jeder Franzose<br />

es auch machen würde. Wenn am Ende auch noch ein guter<br />

Wein dabei herauskommt, ist alles perfekt.<br />

Monsieur Kwok, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong> · 83

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