Nr. 46 - Juli / August 2013
Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade Bordeaux 2.0 Toulouse: zu Besuch bei Airbus Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr Rezept: Gaspacho de tomates et fraises Genuss: die AOC Burgunds
Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron
Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade
Bordeaux 2.0
Toulouse: zu Besuch bei Airbus
Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen
Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr
Rezept: Gaspacho de tomates et fraises
Genuss: die AOC Burgunds
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FRANKREICH HEUTE Interview<br />
geht praktisch die gesamte Bossa-Nova-Musik zurück.<br />
Salvador war im Alter von 90 Jahren noch auf einer Brasilientournee<br />
und beim Präsidenten Lula eingeladen. Der<br />
verlieh ihm einen Orden für die Verdienste um die brasilianische<br />
Musik. Was Salvador nicht wusste: Joao Gilberto,<br />
der erste große stilprägende Bossa-Nova-Sänger, hat sich<br />
mit der « Dans mon Ile » zurückgezogen und daraus den<br />
Bossa Nova herausdestilliert.<br />
Was haben Sie vom<br />
Pariser Leben mitbekommen,<br />
als Sie Ihr Album<br />
aufgenommen haben?<br />
Fast nichts. Wir hatten<br />
einmal einen halben<br />
Tag frei. Aber ich war<br />
in den 1990er-Jahren<br />
regelmäßig in Paris, als<br />
ich noch für Rias TV,<br />
dem späteren Deutsche<br />
Wir sind große Wanderer.<br />
Ich habe aus dem<br />
Pariser Stadtplan eine Wanderkarte<br />
gemacht und drei<br />
Routen festgelegt, mit denen<br />
man innerhalb von drei Tagen<br />
alle wichtigen<br />
Punkte abwandern<br />
konnte.<br />
Welle TV, gearbeitet habe. Da haben wir gerne in Paris<br />
gedreht, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau von Ulrich<br />
Wickert. Unsere Ehefrauen hatten sich wohl schon alle<br />
gefreut, als sie hörten, es geht nach Paris. Leider mussten<br />
wir sie enttäuschen. Nur die Band war in Paris, wir waren<br />
schließlich zum Arbeiten da. Natürlich waren wir jeden<br />
Abend angemessen essen, das haben wir uns nicht nehmen<br />
lassen.<br />
Mit unserem Arbeitsrhythmus kamen die französischen<br />
Kollegen anfangs nicht gut zurecht. Wir standen<br />
jeden Morgen um viertel nach neun vor dem Studio, wie<br />
es verabredet war. Aber wir standen auch immer ziemlich<br />
lange alleine da. Wir sind halt Studio-Tages-Arbeiter.<br />
Wenn wir mittags den Tisch für den Abend reserviert<br />
haben, waren sie meistens etwas irritiert. Ich glaube nicht<br />
an diese ganze Nachtsession-Romantik. Egal wie toll man<br />
sich nachts um drei beim Einspielen gefühlt hat – wenn<br />
man sich am nächsten Morgen die Ergebnisse<br />
anhört, ist es meist doch sehr ernüchternd.<br />
Die Zeit im Studio hat Sie zu einer privaten<br />
Reise animiert.<br />
Mit meiner Frau habe ich unlängst die Silberhochzeitsreise<br />
nach Paris unternommen.<br />
Unser Sohn, schließlich ja das Produkt unserer<br />
Ehe, war auch dabei. Da haben wir dann das gemacht,<br />
was unser Produzent, als « die japanische<br />
Tour » bezeichnet. Wir sind große Wanderer. Ich habe aus<br />
dem Pariser Stadtplan eine Wanderkarte gemacht und<br />
drei Routen festgelegt, mit denen man innerhalb von drei<br />
Tagen alle wichtigen Punkte abwandern konnte. Möglich<br />
war das nur, weil unser Hotel schön zentral direkt am<br />
Louvre lag. Das war wunderbar. Meine Frau war zum<br />
ersten Mal in Paris. Die Alsmanns sind ja privat keine<br />
großen Reisenden. Ich reise so viel beruflich – das muss<br />
reichen.<br />
Was war das Bemerkenswerteste auf Ihren Wanderungen<br />
durch Paris?<br />
Erstaunlich und faszinierend fand ich, dass Arm und<br />
Reich auf so engem Raum beieinander sind. Da haben wir<br />
Teutonen doch einen eher schamhaften Blick.<br />
Dieses Nebeneinander der großzügigen und feudalen<br />
Stadthäuser mit den direkt davor lagernden<br />
Clochards, das gibt es in Deutschland so eigentlich<br />
nicht. Wir kennen es nicht, dass unmittelbar<br />
neben einer armseligen und abgewrackten<br />
Ladenzeile ein unfassbares architektonisches<br />
Meisterwerk aus der Belle Epoque steht, nach<br />
wie vor privat bewohnt. Dieses direkte Nebeneinander<br />
von unerhörtem Luxus und armseligster<br />
sozialer Verwerfung in Paris, das ist nicht immer<br />
ein leicht zu verdauender Anblick.<br />
Was waren die Highlights Ihrer privaten Reise?<br />
Meine Dalida-Expedition auf den Montmartre. Die<br />
Place Dalida kannte ich schon. Um die Ecke haben wir ja<br />
die Fotos für mein Paris-Album aufgenommen. Jetzt war<br />
ich auch an ihrem Grab auf dem Cimetière Montmartre,<br />
an ihrem Wohnhaus und habe mich überall fotografieren<br />
lassen. Die knallharte Touristennummer! Ich bin halt ein<br />
großer Fan von Dalida. Das hat allerdings zu sehr einsamen<br />
Momenten in meiner Jugend geführt. Wenn ich auf<br />
eine Party eingeladen war und aufgefordert wurde, ein<br />
paar Platten mitzubringen, habe ich immer einige obskure<br />
Rockabilly-Scheiben und die besten Cha-Cha-Chas von<br />
Dalida mitgebracht. Da hatte ich keine großen Chancen.<br />
Die Mädchen wollten doch damals immer Cat Stevens<br />
und T.Rex hören. Ich wurde überhaupt nicht wahrgenommen.<br />
Den damaligen Jugendslang hatte ich auch<br />
nicht richtig drauf. Ich<br />
Dieses direkte Nebeneinander<br />
von unerhörtem<br />
Luxus und armseligster<br />
sozialer Verwerfung in Paris,<br />
das ist nicht immer ein<br />
leicht zu verdauender<br />
Anblick.<br />
war als junger Mensch<br />
eine komplette Fehlbesetzung.<br />
Das war nicht<br />
meine Paraderolle.<br />
Was sind Ihre ersten<br />
Erinnerungen an französische<br />
Musik?<br />
Ich bin ja in den<br />
1960er- und 1970er-Jahren aufgewachsen. In dieser Zeit<br />
waren französische Künstler im deutschen Fernsehen allgegenwärtig.<br />
Es musste ja nicht immer so weit gehen wie<br />
bei Mireille Mathieu, die man quasi durch die Hintertür<br />
zur deutschen Schlagersängerin gemacht hat. Gilbert Bécaud,<br />
Dalida, Charles Aznavour, Jean Claude Pascal waren<br />
ständig zu sehen, gefühlt mindestens einmal in der Woche.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>