Nr. 46 - Juli / August 2013

Blick von der Aussichtsterrasse auf das
Vorfeld. Mock-Up der Innenkabine des
A380. Filmvorführung während der Tour.
Linke Seite: Der Rundgang beginnt an
einem unscheinbaren Gebäude.
steuern. Kurzum, wer in die heiligen Hallen des Flugzeugbauers
möchte, muss sich vorher telefonisch oder im
Internet anmelden. Es bringt nichts, spontan nach Blagnac
zu fahren. Wir nehmen diesen Rat gemeinsam mit
der Broschüre mit, um abends im Hotel unseren Besuch
vorzubereiten.
Die Anmeldung im Internet ist nicht weiter schwierig.
Die Führungen werden nicht direkt von Airbus durchgeführt,
sondern von Manatour, einer auf Industrietourismus
spezialisierten Agentur. Drei verschiedene Touren
stehen zur Auswahl. Allerdings sind zumindest an den
Tagen, an denen wir vor Ort sind, keine Besichtigungen
auf Deutsch vorgesehen. Eigentlich schade für ein so europäisches
Projekt wie Airbus, zumal die Deutschen nach
den Engländern und den Spaniern die stärkste Besuchergruppe
darstellen. Wir nehmen trotzdem in Kauf, dass
die Führung auf Französisch sein wird und wir für unsere
Kinder übersetzen müssen.
Von den drei angebotenen Touren sticht uns die erste
ganz besonders ins Auge: « Circuit A380 ». Dabei geht es
um einen Blick hinter die Kulissen des Riesenvogels. Man
soll laut der Angaben im Internet viel Spannendes über
das Flugzeug und seinen Zertifizierungsprozess erfahren.
Außerdem wird man ein originalgroßes Modell des Flugzeugrumpfes
betreten und einen Blick in die Fabrikhalle
werfen. Die ganze Familie ist von dieser Tour begeistert,
selbst wenn der Preis von 15 Euro pro Erwachsener recht
teuer ist. Aber wann hat man schon die Chance, dem
A380 so nahe zu kommen?
Alternativ hätten wir auch einen « Circuit panoramique
» wählen können. Dabei handelt es sich um eine
reine Bustour ohne Aussteigen. Sie führt zum 700 Hektar
große Airbus-Gelände in Blagnac, wo sich neben der
A380-Produktion auch der Hauptsitz von Airbus und das
Schulungszentrum für Piloten befindet, zum Werksgelände
in Saint-Martin-du-Touch mit dem Entwicklungszentrum
des Unternehmens und den Fertigungshallen für
die Flugzeuge der A320-Famile sowie zu den Fabriken in
Colomiers, wo der A330 und der A350 gebaut werden sowie
die Beluga be- und entladen wird. 25 Kilometer lang
ist die Tour, die sicherlich nicht uninteressant ist. Doch
für unsere Kinder finden wir sie weniger passend, da man
die ganze Zeit im Bus sitzen bleibt.
Als dritte Option könnten wir auch den « Circuit visite
verte » mitmachen. Er wirkt auf uns allerdings zu « propagandistisch
». Bei dieser Bustour geht es ums nachhaltige
Wirtschaften bei Airbus. Der Flugzeugbauer will sich
dabei als umweltbewusster, zukunftsorientierter Konzern
präsentieren, der bei jedem Arbeitsschritt auf höchste
Ressourceneffizienz achtet. Unsere Tochter fragt deshalb
auch, ob die Tour wenigsten mit einem Elektrobus durchgeführt
wird. Wer weiß? Bestimmt enthält auch diese
Führung interessante Informationen, wir sind aber von
der ersten Tour sehr viel mehr angetan.
Die Fahrt am nächsten Tag zum Ausgangspunkt der
reservierten Führung stellt sich als nicht ganz einfach heraus.
Zwar findet man den Flughafen Toulouse-Blagnac
gut von der Innenstadt aus, doch wo sich der Treffpunkt
für die Touren befindet, ist ein großes Rätsel. Richtungsschilder
fehlen fast vollkommen. Auch die Angaben auf
der Internetseite, die wir uns notiert haben, sind nicht
sehr präzise und nur bedingt hilfreich. Nachdem wir
einige Male wenden und zweimal Passanten um Hilfe
bitten mussten, erreichen wir endlich die Airbus-Werke.
Anderen Besuchern scheint es ähnlich gegangen zu sein.
Uns wird vom Personal vor Ort versichert, dass die Beschilderung
in Kürze verbessert werden soll. Man kann es
nur hoffen.
Frankreich erleben · Juli / August 2013 · 57