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Nr. 46 - Juli / August 2013

Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade Bordeaux 2.0 Toulouse: zu Besuch bei Airbus Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr Rezept: Gaspacho de tomates et fraises Genuss: die AOC Burgunds

Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron
Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade
Bordeaux 2.0
Toulouse: zu Besuch bei Airbus
Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen
Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr
Rezept: Gaspacho de tomates et fraises
Genuss: die AOC Burgunds

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />

Monnaie de Paris in Zahlen<br />

2 Produktionsstätten: Paris und Pessac bei Bordeaux<br />

500 Mitarbeiter, davon 350 Arbeiter<br />

traf deshalb die Entscheidung, dass ein neues Gebäude für<br />

die Münzprägeanstalt errichtet werden müsste, das zudem<br />

würdevoller sein sollte als die alte Werkstatt.<br />

Diverse Standorte wurden unter die Lupe genommen.<br />

Zunächst präferierte man die Place de la Concorde. Doch<br />

dann wurde entschieden, die neue Münze von Paris am<br />

Ufer der Seine am Quai de Conti unweit der alten Einrichtung<br />

zu konstruieren. Der Standort war sehr repräsentativ.<br />

Es hatte zuvor sogar Pläne von der Stadt gegeben, an<br />

der Stelle ein neues Rathaus zu bauen. Außerdem erleichterte<br />

die Lage direkt am Fluss<br />

den Transport der für die<br />

Münzprägung notwendigen<br />

Rohstoffe.<br />

Zur Realisierung des Projektes<br />

wurde ein Architekturwettbewerb<br />

ausgerufen,<br />

den der Architekt Jacques-<br />

Denis Antoine gewann. Den<br />

Grundstein legte man am<br />

30. April 1771 und am 20.<br />

Dezember 1775 wurde die<br />

Münze von Paris eingeweiht.<br />

Die Architektur des Gebäudes galt von Beginn an als<br />

gelungen und wurde ein Referenzobjekt des damaligen<br />

Stils. Besonders gut gefiel dabei, dass die neue Münzprägeanstalt<br />

von außen eher wie ein majestätisches Palais<br />

denn eine Fabrik aussah. Jacques-Denis Antoine hatte es<br />

verstanden, die Erfordernisse eines modernen Produktionsprozesses<br />

mit dem Repräsentationsanspruch einer<br />

solch ehrwürdigen Institution, schließlich ging es um die<br />

Macht des Königs, in Einklang zu bringen.<br />

Ein Geniestreich, der bis in die Gegenwart beeindruckt.<br />

Wenn man heute die Münze von Paris durch das<br />

Haupttor betritt und sich im Ehrenhof befindet, taucht<br />

man in eine vom Verkehrslärm geschützte Welt ein, die<br />

mitnichten an eine Fabrik erinnert. Dabei sind das Herz<br />

des Gebäudes unverändert die Räume, in<br />

denen Münzen und Medaillen geprägt<br />

1,5 Milliarden geprägte Münzen pro Jahr<br />

100.000 geprägte Medaillen pro Jahr<br />

120.000 geprägte Goldmünzen pro Jahr<br />

130.000 produzierte Auszeichnungen pro Jahr<br />

36,5 Tonnen eingekauftes Silber pro Jahr<br />

werden.<br />

Als Frankreich noch ein Königreich<br />

war und die Münzen noch von Menschenhand<br />

geprägt wurden, verließen<br />

einige Millionen Münzen pro Jahr die<br />

Einrichtung. Durch die Industrialisierung<br />

und den Einzug neuer Techniken<br />

und Maschinen stieg diese Zahl im 19.<br />

und 20. Jahrhundert steil an. So stellte<br />

man 1970 bereits 383 Millionen Stücke<br />

her.<br />

Allerdings ging auch der technologische Fortschritt<br />

nicht spurlos an der Münze von Paris vorbei. So verlagerte<br />

man 1973 das Tagesgeschäft nach Pessac, in einen Vorort<br />

von Bordeaux. In schmucklosen Fabriken werden dort<br />

heute rund 900 Millionen französische Euro-Münzen sowie<br />

die Münzen anderer Staaten wie etwa die von Oman,<br />

La Monnaie de Paris<br />

11, quai de Conti<br />

75006 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 <strong>46</strong> 56 66<br />

www.monnaiedeparis.fr<br />

Thailand, Costa Rica oder Madagaskar geprägt.<br />

Trotzdem hat das Pariser Stammhaus seine ursprüngliche<br />

Bestimmung nicht verloren. Zwar sind die Maschinen<br />

nicht mehr so stark im Einsatz wie vor 1973, doch am<br />

Quai de Conti wird bis heute geprägt. Heute entstehen<br />

Münzen aus Edelmetallen, Medaillen, Auszeichnungen<br />

ziviler und militärischer Art sowie Schmuck. Die Münze<br />

von Paris wird für ihr Know-how und ihre Qualität rund<br />

um den Globus geschätzt. In der Welt des Luxus und der<br />

Kunst hat sie sich einen Namen gemacht. Ein Großteil<br />

der Produktion aus Paris geht<br />

an Sammler. So prägte man<br />

beispielsweise aus Anlass<br />

der Euro-Einführung 5.000<br />

Francs-Münzen aus Silber<br />

und Gold, die der Designer<br />

Philippe Starck entworfen<br />

hatte.<br />

Der eigentliche Produktionsprozess<br />

veränderte sich<br />

dabei im Laufe der Zeit gar<br />

nicht so stark wie man glauben<br />

könnte. Die Pläne von<br />

Jacques-Denis Antoine sahen vor, dass die Aufteilung<br />

der Räume den einzelnen Produktionsschritten folgte.<br />

Damals war das ein geradezu revolutionärer Ansatz, der<br />

bis heute aber nichts an Aktualität eingebüßt hat. Man<br />

versteht, warum der Architekt nach Fertigstellung der<br />

Münze von Paris von der Schweiz gebeten wurde, die<br />

Münzprägeanstalt von Bern zu errichten.<br />

In der Münze von Paris ist man stolz auf die eigene<br />

Vergangenheit. So stammt das älteste Werkzeug, das sich<br />

bis heute in den Räumen der Institution befindet, aus dem<br />

Jahre 1496. Das ist aber nur ein Beispiel einer 300.000<br />

Werkzeuge umfassenden Sammlung. Viele dieser Gegenstände<br />

haben eine ganz besondere Geschichte. So gibt es<br />

eine Prägemaschine, die aus geschmolzenen Kanonen aus<br />

der Schlacht von Austerlitz hergestellt<br />

wurde.<br />

Auch wenn man in den Sälen der<br />

Münze von Paris die Geschichte atmen<br />

hört, so will sich die Institution nicht auf<br />

den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen.<br />

Die in einem Palast untergebrachte<br />

Fabrik der Republik hat Großes vor.<br />

Unter dem Namen « MétaLmorphoses »<br />

gestaltet man gerade den Pariser Stammsitz<br />

um, damit ein neues Kulturviertel<br />

im Herzen der französischen Hauptstadt<br />

entsteht, das sich der Öffentlichkeit gegenüber stärker öffnet<br />

als bisher. Das Abenteuer der Münze von Paris geht<br />

also weiter.<br />

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe über die Münz pro duktion in<br />

Pessac und in der darauffolgenden Ausgabe über die detaillierten<br />

Pläne für das Projekt MétaLmorphoses.<br />

<strong>46</strong> · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>

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