Nr. 46 - Juli / August 2013
Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade Bordeaux 2.0 Toulouse: zu Besuch bei Airbus Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr Rezept: Gaspacho de tomates et fraises Genuss: die AOC Burgunds
Atlantikküste: Reif für die Insel(n): Ile de Ré, Ile d'Aix, Fort Boyard, Ile Madame, Ile d'Oléron
Paris: Monnaie de Paris, eine Fabrik hinter königlicher Fassade
Bordeaux 2.0
Toulouse: zu Besuch bei Airbus
Montélimar & Umgebung: eine Reise zwischen gestern und morgen
Umwelt: Lavendel der Provence in Gefahr
Rezept: Gaspacho de tomates et fraises
Genuss: die AOC Burgunds
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Atlantikküste<br />
bis heute für Napoleon-Fans eine große Bedeutung hat.<br />
Der Kaiser beauftragte den Bau dieses Gebäudes 1808, als<br />
er sich auf der Ile d’Aix einfand, um das Verteidigungssystem<br />
zu kontrollieren.<br />
Es ist aber vor allem das Gebäude, in dem er seine<br />
letzten Tage auf französischem Boden verbrachte, bevor er<br />
am 13. <strong>Juli</strong> 1815 seinen Kapitulationsbrief an die Engländer<br />
schrieb und anschließend nach Sankt Helena verbannt<br />
wurde. Die Ile d’Aix und die Maison du Gouverneur waren<br />
also das Letzte, was Napoleon von Frankreich gesehen<br />
hat. Dies erklärt auch, warum Straßen, Plätze und Hotels<br />
nach dem Kaiser und nach Schlachten von ihm benannt<br />
sind. So heißt der größte Platz im Ort Place d’Austerlitz.<br />
Lucette Moreau begleitet mich anschließend in das<br />
zweite Museum der Insel, das gleich gegenüber liegt: das<br />
Musée Africain. Es hat ebenfalls einen starken Bezug<br />
zur Lokalgeschichte der Insel. Trotzdem ist das Gezeigte<br />
erstaunlich. Präsentiert werden ausgestopfte Antilopen,<br />
Krokodile, Löwen und diverse afrikanische Vögel sowie<br />
Masken und Waffen aus Afrika. Der größte Stolz des<br />
Hauses ist ein weißes Dromedar, auf dem Napoleon 1798<br />
während seines Ägypten-Feldzuges saß.<br />
Diese mehr oder weniger skurrilen Exponate wurden<br />
vom Baron Gourgaud, der sie selbst auf Reisen in den Jahren<br />
von 1913 bis 1931 sammelte, auf die Insel gebracht.<br />
Baron Gourgaud ist ein Urenkel vom General Gourgaud,<br />
dem letzten Adjutanten von Napoleon. Er war ein großer<br />
Afrikaliebhaber. Dank seiner reichen US-amerikanischen<br />
Ehefrau Eva Gebhart, Erbin eines großen Vermögens,<br />
konnte er der Insel dieses Museum stiften. Er wollte den<br />
Insulanern damit die Chance geben, virtuell durch die<br />
Welt zu reisen.<br />
Das war aber nicht die einzige Wohltat, die die beiden<br />
für die Ile d’Aix in petto hatten. Da beide in die Insel verliebt<br />
waren, kauften sie auch diverse verfallene Häuser auf,<br />
um sie zu renovieren und so das architektonische Erbe der<br />
Insel zu erhalten. Außerdem ermutigten sie die Insulaner,<br />
sich gegenüber dem Tourismus zu öffnen und damit die Zukunft<br />
der Insel abzusichern. Heute wären der Baron und die<br />
Baronin sicherlich stolz, was aus « ihrer » Insel geworden ist.<br />
Ohnehin sind es die Menschen, die die Ile d’Aix zu<br />
einem ganz besonderen Ort machen. Dazu zählt neben<br />
den bereits Genannten auch Hervé Gallet, der mit seiner<br />
Familie noch eines der wenigen Perlmutt-Ateliers<br />
in Frankreich betreibt. Oder Paul Pécherat, der einen<br />
sehenswerten botanischen Garten auf der Insel besitzt,<br />
den er gerne interessierten Besuchern zeigt. Oder Franck<br />
Speisser, dem einzigen Austernzüchter der Insel, der seine<br />
Ware zur Verkostung anbietet.<br />
Als ich einige Zeit später bei einer Familienfeier meine<br />
Großeltern wiedersehe, fragt mich meine Großmutter:<br />
« Jetzt, wo Du alle Inseln kennst, welche bevorzugst Du? »<br />
Ich zögere. Noch bevor ich eine diplomatische Antwort<br />
gefunden habe, fügt sie hinzu: « Du hast Recht, warum<br />
soll man sich immer für eine Sache entscheiden. » Ich werde<br />
ihr nicht widersprechen.<br />
Ganz oben: Das Musée<br />
Napoléon. Darunter:<br />
Im Inneren des Fort<br />
Liédot. Darunter:<br />
Exponate im Musée<br />
Africain. Rechts: Alain<br />
Burnet, Bürgermeister<br />
der Ile d’Aix, vor<br />
einem Plan der<br />
Befestigungsanlagen<br />
der Insel. Unten:<br />
Das Fort Liédot.<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2013</strong>