Griaß di´Winter: Zeit zum Träumen
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Heiliger Nikolaus | ALLGÄU HEIMATLICH<br />
Der heilige Nikolaus von Myra<br />
· LEBENSDATEN Geboren um 280 in Patara, gestorben am<br />
6. Dezember um 345 in Myra, heute Demre (Türkei).<br />
© imago<br />
So kam Franz Horn die Idee zur „kleinen Bischofskonferenz“. So<br />
nennt er lachend ein Treffen, bei dem zu Beginn des Advents Nikolausdarsteller<br />
von überall her im beschaulichen Missen zusammenkommen.<br />
Zum Austausch, um sich Tipps zu geben und zur<br />
Einstimmung auf die Adventszeit.<br />
Horn wollte auch einen Kontrapunkt setzen zu den lauten<br />
Krampusläufen und Klausenumzügen, wo teils schaurige Gestalten<br />
durch die Nacht poltern. „Der Advent muss doch schöner und<br />
gläubiger starten“, glaubt er. Vor sechs Jahren fing alles an, mittlerweile<br />
ist die jährliche Zusammenkunft <strong>zum</strong> festen Bestandteil<br />
geworden.<br />
Horn staunt jedes Mal, wo er überall Nikoläuse findet, von<br />
woher es sie alle ins Oberallgäu zieht: aus Österreich, aus der<br />
Schweiz, aus Belgien, aus dem Elsass, selbst aus Südtirol und Köln<br />
und natürlich aus der nahen Umgebung. Ihr Ziel ist es, den Nikolausbrauch<br />
lebendig halten.<br />
Jeder verbindet ein bisschen was anderes mit dem Vorbild. In<br />
den Vogesen etwa, so erzählt ein Nikolausgast aus Frankreich, ist<br />
eine Sage weit verbreitet, nach der der Nikolaus drei Kinder vor<br />
einem Metzger gerettet hat – eine Geschichte, die in Deutschland<br />
meist unbekannt ist. In der Schweiz begleiten den Heiligen kein<br />
Knecht Ruprecht oder die im Allgäu bekannten Rumpelklausen.<br />
Dort sind die „Schmutzli“ unterwegs, die natürlich auch <strong>zum</strong><br />
Nikolaustreffen kommen dürfen. Einig sind sich alle Teilnehmer:<br />
Mit dem amerikanischen Weihnachtsmann und dem Kommerz,<br />
für den diese Kunstfigur steht, wollen sie nichts zu tun haben.<br />
Das Treffen beginnt mit einem Umzug durch den Ort. Dann<br />
folgt ein Gottesdienst. Die Bänke der Pfarrkirche füllen sich mit<br />
den Bischöfen, ihren vielen Begleitern und Engeln. Um die 50<br />
Nikoläuse versammeln sich. Jedes Jahr lässt sich Horn etwas<br />
· LEGENDE UND LEBENSGESCHICHTE Nikolaus verteilte nach<br />
dem Vorbild seiner Eltern sein Vermögen unter den Armen.<br />
Sein Ruf als Gabengeber und Wohltäter geht auf eine Legende<br />
zurück, nach der er drei jungen Frauen, die verheiratet werden<br />
sollten und keine Mitgift geben konnten, heimlich drei Goldklumpen<br />
durchs Fenster warf und sie damit vor der Prostitution<br />
bewahrte. Zudem rettete er drei Kinder vor kannibalischen<br />
Anwandlungen eines Gastwirts und ein Schiff aus Seenot,<br />
dessen Besatzung ihn zur Hilfe rief. Er gilt deswegen unter anderem<br />
als Schutzpatron der Ministranten, Kinder und Seeleute.<br />
Zahlreiche weitere Legenden ranken sich um den Mann aus<br />
Myra. Gesichert ist, dass er Mönchspriester im Kloster seines<br />
Onkels war und eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm.<br />
Bei seiner Rückkehr wurde er <strong>zum</strong> Bischof von Myra gewählt.<br />
Während der Christenverfolgung unter Kaiser Galerius wurde<br />
er grausam gefoltert, kam aber wieder frei. Gezeichnet nahm<br />
er 325 am Konzil von Nicäa teil, wo er sich wortgewaltig gegen<br />
die Arianer einsetzte, die die Wesensgleichheit des Sohnes mit<br />
dem Vater leugneten.<br />
· ZEITZEUGEN Als ältestes literarisches Zeugnis über das Wirken<br />
des heiligen Bischofs Nikolaus gilt eine Festrede von „Andreas<br />
von Kreta“. Darin schrieb er: „Glücklich preise ich dich, Myra,<br />
Hauptstadt von Lykien. Was für einen Hirten, der um seine<br />
Kinder besorgt ist, und was für einen Vorsteher hast du gehabt!<br />
Was für eine Krone, wirklich ehrwürdig und von altem Ruhm,<br />
wurde auf dein Haupt gesetzt!“<br />
· DARSTELLUNG Meist als älterer Bischof mit weißem Bart, oft<br />
mit drei goldenen Kugeln und Buch.<br />
· DER NIKOLAUS IM ALLGÄU 973 wurde die erste Kirche in<br />
Süddeutschland in Kempten dem heiligen Nikolaus geweiht.<br />
(Quelle: Bistum Augsburg)<br />
© AdobeStock/pattilabelle<br />
<strong>Griaß</strong> di’ Allgäu | 117