Griaß di´Winter: Zeit zum Träumen
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ALLGÄU SPORTLICH | Homestory<br />
Ja, der Kaffee ist genauso, wie auf seinen Instagram-Stories<br />
abgebildet. Es ist nicht einfach nur ein schnöder Kaffee, es<br />
ist eine Komposition. Tendenz Kunstwerk. Prinzipiell zu<br />
schade, um einfach gedankenlos getrunken zu werden.<br />
„Kaffee ist mein Hobby“, sagt Sebastian Holzmann. „Ich beschäftige<br />
mich intensiv mit ihm.“ Geht‘s noch, werden Sie jetzt<br />
denken. Doch genau damit liegen Sie falsch. Denn einen guten<br />
Kaffee zuzubereiten, ist eine Wissenschaft für sich. Die Auswahl<br />
der Bohnen, der Mahlgrad, die Dauer des Aufbrühens: Das alles<br />
spielt eine wichtige Rolle.<br />
„Bei den alpinen Skirennen habe ich meine eigene Maschine<br />
dabei“, verrät er, und wenn es um die Kaffee-Dekoration geht,<br />
spricht er auch gerne von Milchkunst, was andere umgangssprachlich<br />
als Schaum bezeichnen.<br />
„Bei den Skirennen<br />
habe ich meine eigene<br />
Kaffee-Maschine dabei.“<br />
Der Besuch im Hause Holzmann in<br />
Oberstdorf beginnt spannend. Und er bleibt<br />
spannend. Sebastian und seine Schwester<br />
Johanna haben nämlich viel zu erzählen,<br />
viel Interessantes. Hintergründiges. Zwei<br />
Leistungssportler, die über den Tellerrand hinausblicken und in<br />
einem Mehrgenerationen-Haus Richtung Oytal wohnen. Mit<br />
Blick in die Allgäuer Berge.<br />
„Oma, Mama und wir Kinder wohnen hier, nach dem System<br />
der offenen Türen“, erzählt Johanna Holzmann, 12-fache Junioren-Weltmeisterin<br />
im Telemark-Skifahren. Der Grill auf dem<br />
Balkon ist deshalb ein beliebter Treffpunkt für die ganze Familie.<br />
Ein saftiges Steak darf es also gerne mal sein. Aber natürlich<br />
auch Allgäuer Kässpatzen. „In Maßen, versteht sich“, sagt<br />
Weltcup-Slalom-Fahrer Sebastian Holzmann und schmunzelt.<br />
„Aber darauf verzichten möchte ich nicht.“ Johanna backt zwischendurch<br />
sehr gerne Kuchen, schließlich gehe nichts über einen<br />
lustigen Kaffee-Klatsch mit Freunden. Freitags servieren die<br />
Holzmanns in der Regel Pfannkuchen. „Mal deftig, mal süß, alle<br />
Varianten sind möglich“, verrät die 24-jährige Johanna. Diese<br />
Eierspeise steht übrigens in etwa so häufig auf der Agenda von<br />
Holzmanns wie Sebastians Chili con Carne. Schön scharf. Dann<br />
serviert mir Sebastian Holzmann den nächsten Kaffee. Genial<br />
übrigens, der Kaffee.<br />
Die Geschwister ergänzen sich offenbar ideal. Hauptsächlich in<br />
der Weltcup-freien <strong>Zeit</strong>. Denn im Winter sehen sie sich eher selten.<br />
Vor zwei Jahren hat sie mal einen Abstecher <strong>zum</strong> Nachtslalom<br />
nach Schladming gemacht, um den Bruder anzufeuern. Eine<br />
Ausnahme. Zwischen den Veranstaltungs-Orten der Alpinen und<br />
der Telemarker gibt es nämlich keinerlei Überschneidungen. Das<br />
gilt auch für den Bekanntheitsgrad der Disziplinen.<br />
„Uns Telemarkern täte der eine oder andere<br />
Bericht mehr schon gut“, meint die amtierende<br />
Weltmeisterin im Parallel-Sprint. Unterrepräsentiert<br />
sieht sie ihre Sportart zwar<br />
nicht, die Öffentlichkeit dürfte aber schon ein wenig intensiver<br />
über das Telemark-Skifahren informiert werden.<br />
Probleme, die den Alpinen fremd sind. Über alle Rennen wird<br />
kontinuierlich im Fernsehen berichtet. „Das ist Ansporn, Leistung<br />
zu zeigen“, sagt Sebastian, „aber auf der Straße werde ich<br />
deshalb natürlich nicht erkannt.“ Dafür sind die beiden in den<br />
sozialen Netzwerken eine Marke. „Eine kleine“, beschwichtigt<br />
Sebastian. Aber das Posten, also das Informieren der Follower, ist<br />
inzwischen Alltag.<br />
Sponsoren können über gute Nutzer-Zahlen akquiriert werden.<br />
Selbstvermarktung, wie es so schön heißt. „Ich versuche jedoch,<br />
meine Bildschirmzeit inzwischen wieder zu reduzieren“,<br />
142 | <strong>Griaß</strong> di’ Allgäu