PINwand Nr. 327
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
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FRANKREICH LU B E R O N<br />
Guillaume Gros<br />
„À CONTRE-COURANT“ VIN DE FRANCE, BLANC 2016<br />
Guillaume Gros’ nahezu burgundische Berg-Cuvée<br />
FRS040716 „À contre-courant“ Vin de France, blanc 2016 13,5% Vol. 39,93 €/l 29,95 €<br />
Altes Kulturland, weiter oben, wo sich die knorrigen<br />
Bauern und nicht die Showmen behaupten, das ist der<br />
Luberon. Und von dieser Herkunft erzählt Guillaume<br />
Gros‘ Wein schon im ersten Beschnuppern. Tun und<br />
Herkunft kommen durch in einem Geruch, der vom<br />
Hochland in Südfrankreich herunterzuwehen scheint:<br />
Kamille, etwas Lavendel, alter Stein vor allem, auf den<br />
die Sonne scheint, und der auch Unheiliges gesehen<br />
hat. So zeigt die Assemblage aus 65 % Grenache Gris<br />
und 35 % Sauvignon zunächst ihr Gesicht … abwartend.<br />
Eigentlich ist es dem „à contre-courant“ egal, wie er da<br />
in sich ruht, aber unausgesprochen formt sich schon die<br />
Frage: Wird mich der Trinker verstehen? Dann erst strahlt<br />
das Lächeln, wird die innere Glut entfacht und freigebig<br />
geteilt. Und zu bieten hat dieser 2016er aus den kalkigen<br />
Lagen von „le Bouteiller“ und dem finessenreichen<br />
Schotter-Grund von „Cansaou“ einiges an gastfreundlichen<br />
Noten. Er lässt sich nur Zeit für die Begegnung.<br />
Mit Luft und einem großen Glas allerdings zeigt sich<br />
auch der Sonntagsstaat des Luberons. Es scheint aus<br />
der Burgund zu stammen. Aber wurde den kantigen<br />
Gegebenheiten des Berglands angepasst. Holz hat<br />
diese Cuvée nicht gesehen, aber 14 Monate auf der<br />
Feinhefe, die für den cremigen Eindruck am Gaumen<br />
ebenso sorgen wie Verzicht auf Filtration. Geschmacklich<br />
kommt dieser Schmelz nicht von luxuriöser Butter<br />
oder Salzkaramell, sondern aus der Frucht des Weines<br />
selbst: Melone vor allem, wie sie die etwas weiter unten<br />
im Land in Cavaillon so großartig ziehen, aber auch<br />
„coings“, wie die Franzosen sagen: Quitten also mit<br />
ihren herb-saftigen Noten – sie sind definitiv dabei!<br />
Hier aber ist das Hochland, nicht die Côte d’Azur. Es<br />
geht nicht um den Schein, sondern um Notwendigkeiten.<br />
Und daher steht diesem druckvollen, aber nicht<br />
kitschig-fruchtigen Katarakt auch eine mäßigende<br />
Struktur namens Würzigkeit zur Seite: Wieder pocht<br />
die kalkige Lage „le Bouteiller“ auf ihr Recht. Ihr verdankt<br />
sich auch die Länge dieses Weins.<br />
Bei den feinen Tanninen denkt man an Apfel- und Birnenschalen.<br />
Und daran, dass es allmählich Zeit wird,<br />
etwas zu essen. Wird der Tisch wohl auch so einfach<br />
und köstlich gedeckt sein, wie dieser Wein der Welt<br />
entgegentritt?<br />
Ab sofort bis 2028.<br />
14 PINWAND no <strong>327</strong> | August 2021