PINwand Nr. 327
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
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DEUTSCHLAND RHEINGAU<br />
Georg Breuer<br />
„GB SAUVAGE“ RIESLING (TROCKEN), 2020<br />
Lässig-elegante „sauvagerie“ mit subtilen Akzenten!<br />
DRG041420 „GB Sauvage“ Riesling (trocken), 2020 DV 11,5% Vol. 14,66 €/l 11,00 €<br />
Sind wir nicht alle ein bisschen sauvage? Mit ihren<br />
Ortsweinen spielt Theresa Breuer die Terroir-Karte,<br />
dekliniert die Ortschaften und Geologie des Rheingaus.<br />
Bei ihrer „GB“-Linie geht es darum, den Charakter des<br />
Weinguts im Einstiegsbereich präzise abzubilden. Daher<br />
stammt dieser Gutsriesling auch aus allen drei Ortschaften,<br />
in denen Theresa Weinlagen besitzt: Rüdesheim,<br />
Rauenthal und Lorch. Ausgebaut im Edelstahl<br />
und trocken vergoren, zeigt dieser Riesling alles, was<br />
man auch „größeren“ Gewächsen dieser Gegend abverlangen<br />
würde und dürfte mit seiner stahlig-erfrischenden,<br />
aber doch auch elegant fruchtbetonten Art das<br />
Herz jedes Rieslingliebhabers (sind wir das nicht alle?)<br />
im Sturm erobern!. Mit zurückhaltenden, für so einen<br />
„Wilden“ nahezu flauschig-zahmen 12 Volumenprozent<br />
Alkohol zeigt sich der Riesling im Bouquet (noch)<br />
fruchtreduziert, wirkt komplex und kühl. Ein Hauch Aprikosen<br />
und ätherische Kräuter steigen aus dem Glas,<br />
dazu kühle und steinige Noten. Am Gaumen haben<br />
wir hier einen wunderbar klaren und vibrierend frischen<br />
Riesling, dessen feine Anklänge an Aprikosen und Mirabellen<br />
von der guten Grundreife des Jahrgangs 2020<br />
sprechen aber eben auch von hohen Extrakten und<br />
der distinkt griffigen Säure, die , bestens integriert,<br />
für ein langes Finale und Frucht-Säure-Spiel sorgt. Das<br />
ist präzise, kühl und stets markant in seiner lässig ungezügelten<br />
Art. Eben Riesling sauvage!<br />
Jetzt schon herrlich, und sicherlich noch bis 2025<br />
RIESLING RÜDESHEIM „ESTATE“, 2020<br />
„Ein ziemlich ernsthafter Wein“ schrieb Stuart Pigott über den 2019er.<br />
„Ein ziemlich genialer Wein“ schreiben wir über den Nachfolger von 2020!<br />
DRG040320 Riesling Rüdesheim „Estate” 2020 DV 11,5% Vol. 22,00 €/l 16,50 €<br />
Das jährliche „Estate-Spiel“ ist seit 2020 noch ein wenig<br />
spannender geworden! Wie jedes Jahr macht der<br />
Vergleich der Breuer’schen Ortsweine richtig Spaß,<br />
denn ihr Ausbau ist identisch, sie reifen nach der Spontangärung<br />
in Edelstahl, dann im großen Holz. Doch<br />
unterscheidet sie das Terroir deutlich, also Mikroklima,<br />
vor allem der Boden sowie dessen Neigung und damit<br />
die Ausrichtung zur Sonne.<br />
Bei der Rüdesheimer Variante nutzt Theresa Breuer<br />
die flacheren Lagen des Weinguts. Die sind von<br />
RÜDESHEIM,<br />
STATTLICH!<br />
Schiefer, lehmigen Kiesböden wie auch von Quarzit<br />
geprägt, und genau der ist es, der dem Wein immer<br />
sein markantes rauchiges Markenzeichen verleiht. Das<br />
gilt auch wieder für den 2020er-Jahrgang, bei dem Rüdesheim<br />
Riesling „Estate“ sich mit dieser sehr rauchigen<br />
Note öffnet, zu der sich dann nach und nach reife<br />
Kern- und Steinobstnoten gesellen sowie ein wenig<br />
steinige und kräutrige Würze. Beim Vergleich mit dem<br />
„Rauenthal“ zeigt sich dieser Wein von einer möglicherweise<br />
charmanteren, in jedem Fall fruchtigeren<br />
Seite. Das bestätigt sich auch am Gaumen: Der „Rüdesheim“<br />
präsentiert sich ganz archetypisch als Rheingau-Riesling<br />
mit reifer, seidiger Säure und dieser ganz<br />
unnachahmlichen Verbindung aus Schiefer, Quarz und<br />
Frucht, die in einem leichten Petrolton aufgehen, zu<br />
der sich eine ganz feine Fruchtsüße gesellt, die dann<br />
von der Säure aufgefangen wird. Bei aller Trinkfreude,<br />
die der Wein jetzt schon bietet, sollte man sein<br />
exzellentes Reifepotenzial nicht unterschätzen. Stuart<br />
Pigott, der diese Weine für James Suckling bewertet<br />
hat, zückte zuletzt 93 Punkte für den „Rüdesheim“ (ein<br />
Punkt mehr als seinerzeit für den „Rauenthal“). Wie er<br />
sich diesmal entscheiden wird steht noch in den Sternen,<br />
dass Theresa aber das Vorjahresniveau gehalten,<br />
womöglich sogar übertroffen hat, ist für uns eindeutig.<br />
Grundsätzlich sind ihre „Estates“ State of the Art, und<br />
sicher auch über die Kategorie „Ortswein“ hinaus!<br />
Dieser Riesling ist ab sofort zu genießen, erreicht seinen<br />
Höhepunkt aber sicher erst zwischen 2025 und 2030.<br />
96 PINWAND no <strong>327</strong> | August 2021