PINwand Nr. 327
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
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Rodríguez<br />
RIOJA SPANIEN<br />
© Jason Orton<br />
94<br />
Punkte<br />
SUCKLING<br />
von 18 Gemeinden, die sich das „Filetstück“ der Rioja Alavesa<br />
teilen. Der Ort selbst liegt in einem kleinen unzugänglichen Tal<br />
umringt von terrassierten Weinbergen, Hängen und Hügeln.<br />
Haro, das historische Zentrum der Rioja liegt knapp 30 Kilometer<br />
Luftlinie weiter westlich. Heute trennt Haro und Lanciego<br />
nur eine 45-minütige Autofahrt auf der malerischen Nationalstraße<br />
N-232a. Die Panoramaroute am Fuße der Sierra Cantabria<br />
führt durch viele wichtige und schöne Weinorte der Rioja.<br />
Als die ersten großen Weingüter der Region entstanden, war<br />
das kleine Lanciego allerdings nur mühsam zu erreichen, die<br />
kleinteiligen Parzellen nur unter großen Anstrengungen zu bewirtschaften.<br />
Daher blieben Lanciegos Winzer und Weinberge<br />
für lange Zeit abgeschieden, ihre Schätze unentdeckt.<br />
DER AUFBRUCH IN DEN 1990ER-JAHREN<br />
Spanien fand nach Francos Tod 1975 schnell zur Demokratie,<br />
1986 trat das Land der Europäischen Gemeinschaft bei. Gesellschaftlich,<br />
vor allem wirtschaftlich veränderte sich Spanien<br />
rasant, eine Dynamik die besonders auch der Weinwirtschaft<br />
auf der iberischen Halbinsel zugutekam. Neue, aufstrebende<br />
Regionen machten sich daran, dem alten, vielleicht etwas träge<br />
gewordenen Platzhirsch Rioja zu überflügeln, zu lange hatte<br />
man es sich hier auf einem vermeintlich weichen Ruhekissen,<br />
den Lorbeeren der Vergangenheit gemütlich gemacht. Nicht<br />
wenige Bodegas der Region zahlten einen hohen Preis für<br />
ihre Versäumnisse und verschwanden in der Bedeutungslosigkeit<br />
oder gar vollkommen von der Bildfläche. Doch<br />
andere Weingüter, Winzer und Önologen sahen in dieser<br />
Entwicklung ihre, ja die Chance für einen Neustart. Zu den<br />
Pionieren, den Erforschern und Gründervätern einer Rioja 2.0<br />
gehörte von Anfang an der junge Telmo Rodríguez. Ab 1989 war<br />
er mit Esprit und einem Kopf voller neuer Ideen bei Remelluri,<br />
dem elterlichen Weingut, involviert. Und keine zehn Jahre später<br />
gemeinsam mit Pablo Eguzkiza, seinem kongenialen Partner, im<br />
eigenen Betrieb – der Bodega Lanzaga.<br />
MODERNISTEN, DIE MIT<br />
DER HISTORIE LEBEN<br />
Weingüter wie Artadi oder Winzer wie unser Freund David<br />
Sampedro von Bodegas Bhilar werden wie auch Telmo oft als<br />
die Avantgarde der Rioja angeführt. Dabei entdecken Sie im<br />
Kern die Historie und die Traditionen der Rioja wieder, nicht<br />
unbedingt die der großen Weingüter, aber definitiv die des<br />
„Viticultors“ (spanisch für Weinbauer) oder, um ein von Luis<br />
Gutiérrez, Parkers Mann in Spanien wieder ins Spiel gebrachtes<br />
Wort zu gebrauchen, des „Viñadors“, des Winzers, aber auch<br />
„Hüter eines Weinbergs“. Sehr viel Handarbeit und die Fokussierung<br />
auf das besondere Terroir eint diese Gruppe von Winzern.<br />
David Sampedro dessen Cru-Parzellen schon von seinem Großvater<br />
bewirtschaftet wurden, erzählt oft aus längst vergangenen<br />
Tagen – die ihn unter anderem dazu inspiriert haben, wieder<br />
auf Pferde zur Bodenbearbeitung zurückzugreifen. Telmo<br />
nimmt uns sogar noch tiefer in die Vergangenheit zurück: „Wir<br />
träumen davon den besten Rioja des 18. Jahrhunderts machen.“<br />
Er kokettiert (aber nur ein bisschen) mit der Tatsache, dass die<br />
ersten großen Bodegas Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet<br />
wurden. Am damaligen Grundmodell von Kellereien und Appellation<br />
hat sich bis heute nur wenig verändert. Ein Umstand, der<br />
„Terroiristen“ wie Telmo Rodríguez ziemlich missfällt, denn die<br />
Rioja stellt traditionellerweise das Blending im Keller über den<br />
Ausdruck einer Lage.<br />
ARBEIT IM HEIMLICHEN ZENTRUM<br />
Telmo und Pablo allerdings wollten den ursprünglichen Geschmack<br />
Riojas wiederentdecken. Dazu, soviel war ihnen klar,<br />
mussten sie in den besten Gegenden auf die Spurensuche gehen,<br />
an Orten mit einer langen Weinbautradition. Das Duo siedelte<br />
sich in Lanciego an, denn die drei winzigen Gemeinden Krípan<br />
im Norden, Elvillar im Westen und eben Lanciego im Osten,<br />
sind – unweit von Laguardia – quasi das Epizentrum in puncto<br />
Terroir und echten Cru-Lagen innerhalb der Rioja Alavesa.<br />
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