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Credit Suisse bulletin, 2008/03

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Credit Suisse Wirtschaft<br />

43<br />

Wissenswert Aus dem ABC der Finanzwelt<br />

Waves and Ripples<br />

Kurzfristige Marktbewegungen<br />

und ihre Auswirkungen<br />

In der Finanzwelt gibt es viele Metaphern, die auf das Meer zurückgehen. Sie wurden<br />

in den Dreissigerjahren von Robert Rhea, einem der ersten Marktanalysten, geprägt.<br />

Langfristige Marktbewegungen werden zum Beispiel als «Tides» (Gezeiten) bezeichnet<br />

und die tägliche Bewegung des Marktes als «Wave» (Welle). Investoren, die sich täglich<br />

mit dem Markt beschäftigen, beobachten also die täglichen Wellen des Marktes.<br />

Kurzfristige Markt bewegungen werden «Ripples» genannt. Man könnte den Ausdruck<br />

als Kräuselung oder Wellung übersetzen, doch ein Ripple kann mehr sein als ein Kräuseln<br />

des Wassers. Wie bei einem ins Wasser geworfenen Stein, der weite Ringe an<br />

der Wasseroberfl äche ziehen kann, können einzelne Ereignisse weitreichende Konsequenzen<br />

haben. Solche Konsequenzen nennt man «Ripple Effects». Ein aktuelles Beispiel<br />

ist die Subprime-Krise. Das Geschehen in den USA hat weltweit Ripple Effects zur<br />

Folge gehabt. Auch die momentan ansteigenden Konsumgüterpreise sind ein Ripple<br />

Effect der teureren Rohstoffe. jbo<br />

Fotos: Walter Bibikow, Getty Images | Yellow Dog Productions, Getty Images | Getty Images | Steven Puetzer, Prisma<br />

Shark Watchers<br />

Firmen, die An- und Verkäufe<br />

von Aktien beobachten<br />

Flipper<br />

Investoren, die auf schnelle<br />

Gewinne setzen<br />

«Whale Watching» ist ein bekannter Sport tierliebender Abenteurer. Analog gibt es<br />

natürlich auch ein «Shark Watching», das es Haifreunden erlaubt, ihre Lieblinge zu beobachten.<br />

Aber hier geht es nicht um eine Tour hinaus aufs Meer. Die Haifi sch-Metapher<br />

ist in der Finanzwelt weit verbreitet. So gibt es neben «Finanzhaien» auch «Haifi sch-<br />

Beobachter», Shark Watchers. Das sind Firmen, die den Handel mit Aktien beobachten.<br />

Sie verfolgen die Bewegungen der Aktie ihres Kunden im Markt und analysieren die<br />

An- und Verkäufe dieser Aktie. Ziel ist es, Parteien zu identifi zieren, die Aktien anhäufen,<br />

um so eine unerwünschte Übernahme möglichst schnell zu erkennen. Das ermöglicht<br />

dem Kunden eine rechtzeitige Abwehr.<br />

Zur Abwehr gibt es spezifi sche Massnahmen, die man Shark Repellents, also Haifi<br />

schabwehr, nennt. Beispiele für solche Abwehrmethoden sind «Safe Harbour»-Strategien.<br />

Hierbei kann sich zum Beispiel eine Firma A, die fi nanziell nicht gut genug dasteht,<br />

um einen nötigen Kredit aufnehmen zu können, mit der Firma B zusammentun, die besser<br />

gestellt ist. B nimmt also den Kredit auf, leiht ihn an A weiter und kann gleichzeitig von<br />

einer Steuer erleichterung profi tieren. Trotz der guten Absicht, die hinter Shark Repellents<br />

steckt, sind diese nicht immer erfolgreich, da sie zur Schwächung eines Unternehmens<br />

führen können. jbo<br />

Wir erinnern uns: Flipper war der freundliche Delfi n, der in den Siebzigerjahren die Kinder<br />

vor den Bildschirm lockte. Die Flipper der Finanzwelt sind nicht so freundlich. Flipper<br />

sind Händler, die den schnellen Gewinn suchen. Sie halten eine Aktie oft nur kurz, zwischen<br />

24 und 48 Stunden, oder handeln mit IPO-Aktien bereits vor dem Börsengang,<br />

um selbst dann Gewinne zu erzielen, wenn die Aktie noch Startschwierigkeiten hat.<br />

Flipper sind durch ihren täglichen Einsatz sehr anfällig auf kurzfristige Marktbewegungen.<br />

Sie können an einem Tag ein Vermögen machen und es am nächsten wieder verlieren.<br />

Ihre Strategie ist das Gegenteil derjenigen von Warren Buffett. Sie beobachten eine<br />

Aktie nicht über Jahre und investieren dann langfristig. Sie zeichnen sich eher durch<br />

Spekulationen auf schnelle Gewinne aus.<br />

Obgleich Hollywood den Unterhaltungswert von Flippern erkannt hat und mit deren<br />

Darstellung in Filmen immer wieder die Kassen füllt, verlieren die Flipper in der wirklichen<br />

Welt meist mehr, als sie gewinnen. So haben sie mit unserem nassen Serien-Freund vor<br />

allem Folgendes gemeinsam: Sie sind schnell, tauchen überall da auf, wo etwas läuft,<br />

und machen nebst bemerkenswerten Saltos nicht selten grandiose Bauchlandungen. jbo<br />

Credit Suisse Bulletin 3/<strong>08</strong>

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