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Credit Suisse bulletin, 2008/03
Credit Suisse bulletin, 2008/03
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Fotos: Galleria d’Arte Moderna, Milano (Gam 1718) © Comune di Milano. All rights reserved | Alexander Sauer | The National Gallery London<br />
pekt wird oft vergessen, wenn man an die<br />
Entstehung grosser Sammlungen denkt.<br />
Können Sie die Bewegung des Divisionismus<br />
etwas genauer erklären? Handelt<br />
es sich überhaupt um eine Bewegung?<br />
Es ist eine Bewegung. Doch wie defi niert<br />
man in der Malerei eine Bewegung? Die einfachste<br />
Form einer Bewegung ergibt sich,<br />
wenn einige Künstler oder Schriftsteller vereinbaren,<br />
der gleichen Gruppe anzugehören<br />
und sich einen Namen zu geben. Es gibt auch<br />
lose assoziierte Künstlergruppen, die ihren<br />
Namen oft von Kritikern erhalten. Die Impressionisten<br />
sind ein solches Beispiel. Bei den<br />
Divisionisten war es dasselbe. Man kannte<br />
sich und hatte gemeinsame Ideen und Vorstellungen.<br />
Die Leute werden sofort erkennen,<br />
dass diese Bilder vieles gemeinsam haben.<br />
Zu den offensichtlichsten Ähnlichkeiten<br />
gehört das Auftragen der Farben in einer<br />
Vielzahl von Punkten und Strichen, ähnlich<br />
wie beim französischen Pointillismus. Die<br />
Werke der National Gallery reichen bis ins<br />
frühe 20. Jahrhundert. Sie deckt dadurch<br />
auch einiges des umstrittenen Gebiets ab,<br />
bei dem man nicht genau weiss, ob die Kunst<br />
deshalb wichtig ist, weil sie den Futurismus<br />
und Modernismus vorwegnimmt, oder weil es<br />
sich um den Höhepunkt verschiedener Formen<br />
der realistischen Malerei und der Naturmalerei<br />
handelt.<br />
Angesichts des Namens der<br />
Aus stellung gehe ich davon aus, dass auch<br />
das Licht eine bedeutende Rolle spielt.<br />
Ich hätte gleich zu Beginn erwähnen sollen,<br />
dass die Darstellung des Lichts der grosse<br />
gemeinsame Nenner ist. Die Bewegung entstand<br />
auch durch die Erforschung der Optik<br />
und Physik des Lichts. Licht ist manchmal<br />
geradezu schmerzhaft, dies gilt beispielsweise<br />
für sehr helles Sonnenlicht, aber auch<br />
für die Lichtverhältnisse am frühen Morgen,<br />
wenn Gegenstände nur schwer zu unterscheiden<br />
sind. Es geht nie um einfache Formen<br />
des Lichts.<br />
Welches sind Ihre weiteren Pläne<br />
für das Museum?<br />
Zurzeit versuche ich mich darauf zu konzentrieren,<br />
gewisse unerwünschte Entwicklungen<br />
zu verhindern (lacht). Ich habe noch<br />
viel vor mit der Gallery. Als seriöser Wissenschaftler,<br />
oder vielmehr als wissenschaftlich<br />
orientierter Kurator, aus dem ein Direktor geworden<br />
ist, bin ich bestrebt, unsere Aus- und<br />
Weiterbildungsarbeit auszubauen, damit wir<br />
zu einem Zentrum des vertieften Studiums der<br />
Kunstgeschichte werden. Michèle Bodmer<br />
Oben «Morning» von Vittore Grubicy de Dragon (1851–1920) ist eine Leihgabe der Mailänder<br />
Galleria d’Arte Moderna für die «Radical Light»-Ausstellung. Mehr als 60 Gemälde sind zu<br />
sehen. Unten links Die National Gallery am Londoner Trafalgar Square. Unten rechts Direktor<br />
Nicholas Penny hat grosse Hoffnungen für die Ausbildungsabteilung der National Gallery.<br />
Penny ist seit März dieses Jahres im Amt.<br />
Radical Light: Italiens divisionistische Maler<br />
Sainsbury-Flügel , 18. Juni–7. September 20<strong>08</strong>:<br />
täglich 10.00–18.00 Uhr;<br />
mittwochs 10.00–21.00 Uhr<br />
www.nationalgallery.org.uk<br />
Organisiert wird die Ausstellung von<br />
der National Gallery in London und dem<br />
Kunsthaus Zürich.<br />
Credit Suisse Bulletin 3/<strong>08</strong>