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Credit Suisse bulletin, 2008/03
Credit Suisse bulletin, 2008/03
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Wirtschaft KMU<br />
45<br />
In der modernen Wissensgesellschaft wird Wissen immer mehr zur zentralen<br />
Ressource der Wirtschaft und zu einer Grundlage des Zusammenlebens.<br />
Das bestätigt auch die diesjährige KMU-Umfrage der Credit Suisse, die ganz im<br />
Zeichen des Megatrends Wissensgesellschaft steht.<br />
Text: Christian Etzensperger und Claude Maurer, Credit Suisse Economic Research<br />
Historisch unterscheidet man anhand des<br />
dominanten Produktionsfaktors zwischen<br />
Agrar-, Industrie- und Wissensgesellschaft.<br />
In der Agrargesellschaft war der Boden die<br />
dominante Ressource. Er blieb es bis weit<br />
ins 19. Jahrhundert hinein. Die darauffolgende<br />
Industriegesellschaft fusste anfangs<br />
auf dem Faktor Arbeit. Als die Arbeitskräfte<br />
knapp wurden, substituierte man sie sukzessive<br />
durch Maschinen, für deren Antrieb<br />
man natürliche Ressourcen einsetzte. In<br />
der Schweiz wurde man bezüglich Bodenschätzen<br />
kaum fündig. Dank gutem Bildungs<br />
sys tem ( Volksschule, Hochschulen,<br />
Berufslehre) war hingegen die Ressource<br />
Human kapital nicht knapp.<br />
Deshalb setzte die Tertiarisierung, der Wandel<br />
von der Industrie- über die Dienst leistungs-<br />
zur Wissensgesellschaft, hierzu lande<br />
früh ein. Einerseits wurden Dienst leis tun gen<br />
im Vergleich zu Produkten immer wichtiger.<br />
Auch wurden Produkte zunehmend von<br />
Dienstleistungspaketen begleitet, die mehr<br />
Wertschöpfung generierten als die Produkte<br />
selbst. Andererseits wurden Dienst leis tungen<br />
technologischer. Unter steigendem Kostendruck<br />
setzte die Standardisierung und<br />
Automatisierung von Dienstleistungen ein,<br />
was die Wissensintensität auch erhöhte.<br />
Kennzeichnendes Merkmal der Wissensgesellschaft<br />
ist eine noch nie dagewesene<br />
Datenflut. Gibt man bei Google beispielsweise<br />
«Wissen» ein, erscheinen mehr als<br />
100 Millionen Einträge. Würde ein Erwerbstätiger<br />
pro Sekunde seiner Arbeitszeit jeweils<br />
die Information eines Eintrags erfassen,<br />
so wäre er damit über 20 Jahre lang<br />
beschäftigt. Wie viele zusätzliche Einträge<br />
bis dann bestünden, ist kaum abzuschätzen.<br />
Auch dies ist bezeichnend für die Wissensgesellschaft:<br />
Die Welt ist unübersichtlich<br />
geworden.<br />
Trotz der Datenflut ist Wissen eine knappe<br />
Ressource geblieben. Der Kontrast zwischen<br />
Datenflut und knappem Wissen wirkt<br />
nur auf den ersten Blick paradox. Rohe<br />
Daten sind eine blosse Ansammlung von<br />
Symbolen, eine a priori sinnleere Flut von<br />
Einsen und Nullen. Diese Daten müssen zuerst<br />
in einen Zusammenhang gebracht werden,<br />
womit sie zu Informationen werden.<br />
Auch Informationen sind keineswegs<br />
knapp. Informationsfirmen wie Bloomberg<br />
oder Reuters speisen sie unablässig in ihre<br />
Kanäle ein. Unzählige Informationen werden<br />
täglich bekannt gegeben, übermittelt, gedruckt,<br />
hochgeladen oder präsentiert. Wissen<br />
ist aber nicht gleich der Summe solcher<br />
Informationshäppchen.<br />
Hartes und weiches Wissen<br />
Wissen impliziert nämlich stets die Fähigkeit,<br />
eine Prognose zu machen, also eine Aussage,<br />
die über das hinausgeht, was in einer<br />
Information schon steht. Wissen beinhaltet<br />
also das Erkennen von Mustern und Gesetzmässigkeiten.<br />
Weiter können hartes,<br />
fakti sches Wissen und weiches, auf Erfahrung<br />
beruhendes Wissen unterschieden<br />
werden. Hartes Wissen kann formuliert ><br />
Standardisierung von Dienstleistungen<br />
Wie beurteilen Sie den Ausbildungsstand Ihrer Mitarbeitenden?<br />
Fast 80 Prozent der KMU erachten den Ausbildungsgrad ihrer Mitarbeitenden als gut<br />
oder sogar sehr gut. Quelle: Credit Suisse Economic Research KMU-Umfrage 20<strong>08</strong><br />
20% Sehr gut ausgebildet<br />
3% Weiss nicht/Keine Angabe<br />
2% Ungenügend ausgebildet<br />
18% Genügend ausgebildet<br />
Geschäftsleitung<br />
Mitarbeitende<br />
Projektleiter/Abteilungschef<br />
Keine spezielle Person/Instanz<br />
Eine spezielle Abteilung<br />
57% Gut ausgebildet<br />
Wer ist in Ihrem Unternehmen zuständig für Innovationen?<br />
Innovation ist Chefsache: 84 Prozent der Befragten siedelten die Wissensentstehung<br />
bei der Direktion an. Quelle: Credit Suisse Economic Research KMU-Umfrage 20<strong>08</strong><br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Credit Suisse Bulletin 3/<strong>08</strong>