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Credit Suisse bulletin, 2008/03
Credit Suisse bulletin, 2008/03
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68<br />
Gesellschaft Volunteering<br />
Eine unkonventionelle Schule in Harlem<br />
The Children’s Storefront<br />
«The Children’s Storefront», eine gebührenfreie Privatschule im New Yorker Stadtbezirk<br />
East Harlem, will ihren Schülern eine solide Ausbildung anbieten. Das jährliche Betriebsbudget<br />
von 3,6 Millionen Dollar wird fast vollständig über Private finanziert. Die Credit<br />
Suisse gehört zu den wichtigsten Spendern von Geld, aber auch von Freiwilligenarbeit.<br />
Text: Dorothée Enskog<br />
«The Children’s Storefront» wurde 1966 vom<br />
Dichter Ned O’Gorman als «Auffangzentrum»<br />
für Kinder aus Harlem gegründet. Seither hat<br />
sich die Einrichtung zu einer eigenständigen<br />
Schule für Kinder vom Vorschulalter bis zur<br />
achten Klasse entwickelt. Harlem, der Stadtteil,<br />
in dem die Schule liegt, kämpft mit Sozialproblemen<br />
verschiedenster Art und weist ein<br />
mittleres Einkommen von 16 600 Dollar sowie<br />
die höchste Dichte an Notunterkünften und<br />
Drogenbehandlungszentren des gesamten<br />
Stadtbezirks Manhattan auf.<br />
Neben einem geordneten und abwechslungsreichen<br />
Unterrichtsplan verfügt die<br />
Schule in Harlem auch über ein Nachmittags-<br />
und Bereicherungsprogramm, um die<br />
akademische Entwicklung der Schüler zu<br />
fördern und ihnen nach Schulschluss und<br />
während der Sommerferien, wenn manche<br />
von ihnen unbeaufsichtigt und somit anfällig<br />
für negative Einflüsse sind, einen sicheren<br />
Hort zu bieten.<br />
Banker leisten positiven Beitrag<br />
In diesem Jahr sind rund 170 Schülerin nen<br />
und Schüler eingeschrieben, die neben dem<br />
regelmässigen Unterricht in Fächern wie<br />
Mathematik, Geschichte und Englisch auch<br />
von einer breiten Palette ausserschulischer<br />
Aktivitäten wie Gospelchor, Kunst, Leichtathletik<br />
und afrikanischem Tanz profitieren.<br />
Bei der Koordination all dieser Aktivitäten<br />
wird das 40-köpfige Schulpersonal von 70<br />
Freiwilligen unterstützt, die im Schulzimmer<br />
und in der Bibliothek wie auch hinter den<br />
Kulissen beim Spendensammeln und in der<br />
Verwaltung aushelfen.<br />
Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung<br />
werden ebenfalls angeboten, und hier macht<br />
sich das Engagement der Mitarbeitenden<br />
der Credit Suisse bemerkbar. Im letzten<br />
Jahr leisteten mehr als 110 Mitarbeitende<br />
der Bank insgesamt 430 Stunden Freiwilligenarbeit<br />
für die «Children’s Storefront»,<br />
hauptsächlich in Form von Nachhilfe.<br />
Banker leisten positiven Beitrag<br />
Zweimal im Monat besucht eine Gruppe junger<br />
Investmentbanker zusammen mit Managing<br />
Director Eileen Urban die Schule, um<br />
den Kindern Nachhilfeunterricht zu erteilen.<br />
«Zu viert oder fünft helfen wir Zweit-, Drittund<br />
Viertklässlern in den wichtigsten Fächern,<br />
vor allem Mathematik und Lesen. Ich<br />
denke, die involvierten Nachwuchsbanker<br />
sind mit Freude bei der Sache, denn die<br />
Kinder zeigen sich fleissig und interessiert»,<br />
erklärt Urban.<br />
Ein weiterer «Volunteer» ist Managing<br />
Director George Weiksner, der sich über<br />
100 Stunden im Jahr als Mitglied des Schulvorstands<br />
engagiert, Karriereberatung bietet,<br />
Nachhilfeunterricht erteilt und an Halloween<br />
Kürbisse bemalt. «Es ist für mich eine<br />
sehr bereichernde Erfahrung», sagt er. «Für<br />
Kinder aus heruntergekommenen Stadtquartieren<br />
ist Schulbildung das wichtigste<br />
Mittel, die vielen Benachteiligungen zu überwinden,<br />
denen sie sich gegenübersehen. Ich<br />
ermuntere andere dazu, von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch zu machen und etwas für das<br />
Wohl ihrer Gemeinde zu tun.»<br />
«The Children’s Storefront» ist die wichtigste<br />
Wohltätigkeitsorganisation der Investment<br />
Banking Division der Credit Suisse in<br />
New York. «Wir sammeln auch an unserer<br />
Weihnachtsfeier Geld für die Schule», sagt<br />
Urban. Zu den weiteren Projekten in der<br />
Pipeline gehören eine Büchersammelaktion,<br />
Weihnachtsgeschenke für die Schüler und<br />
die Beteiligung an einem Theaterprojekt mit<br />
Kindergärtnern in einem Pflegeheim.<br />
Ziel der Schule ist es, die Kinder nicht nur<br />
akademisch auf das Erwachsenenleben vorzubereiten,<br />
sondern ihnen in Zusammenarbeit<br />
mit Familien und Gemeindemitgliedern<br />
auch den sozialen und emotionalen Rückhalt<br />
zu bieten, den sie für die Weiterbildung<br />
benötigen. «Wir wollen jedes Kind dazu befähigen,<br />
sein Potenzial zu erreichen, indem<br />
wir den Schülern die Möglichkeit zu einer<br />
hervorragenden Ausbildung geben. Wir kombinieren<br />
die offene Aufnahmepolitik des<br />
amerikanischen Schulsystems mit dem rigorosen<br />
akademischen Lehrplan einer Privatschule.<br />
Dieser Ansatz hat sich als äusserst<br />
erfolgreich erwiesen», erklärt die Leiterin<br />
der «Children’s Storefront», Kathy Egmont.<br />
Fast 93 Prozent aller «Storefront»-Absolventen<br />
machen den Highschool-Abschluss<br />
und 75 Prozent besuchen danach ein College.<br />
Diese Zahlen liegen deutlich über der<br />
Durchschnittsrate von 33 Prozent für Highschool-Abschlüsse<br />
in der Stadtgegend.<br />
Banker leisten positiven Beitrag<br />
«Wenn Kinder die Highschool nicht abschliessen,<br />
hat das enorme Folgekosten.<br />
Die Arbeitslosigkeit unter jenen, die keinen<br />
Abschluss besitzen, ist doppelt so hoch wie<br />
bei jenen mit einem Bachelor», sagte Rob<br />
Shafir, CEO der Region Americas, anlässlich<br />
der jährlichen Frühlingsgala der Schule<br />
am 19. Mai in New York. «Eine Investition in<br />
‹The Children’s Storefront› macht sich deshalb<br />
definitiv bezahlt», erklärte er vor 500<br />
Gönnern der Schule. Die Credit Suisse war<br />
Ehren gast der Veranstaltung und spendete<br />
der Schule in diesem Jahr einen Betrag<br />
von 250 000 Dollar. <<br />
Credit Suisse Bulletin 3/<strong>08</strong>