Studentin Lohmeyer:»Ich wollte dafürsorgen, dass wirgesehen werden«
STUDIUM UND BERUFSEINSTIEGBACHELOR OFCORONADie Pandemie hat Studierenden viel abverlangt – eine ganze Generationwurde von der Politik ignoriert. Zugleich hat Corona gezeigt, dass Uniauch anders geht. Den Hochschulbetrieb könnte das nachhaltig verändern.TEXT MARIE-CHARLOTTE MAASFOTOS BETTINA THEUERKAUF, LISA NOTZKE, MARINA WEIGLIrgendwann verlor Betty Lohmeyer die Geduld. Im März,als der lange Shutdownwinter sich langsam seinem Endenäherte, nach zwölf Monaten im Homeoffice, hatte die25-jährige Studentin die Nase voll. Von der Ungewissheit,von den immer gleichen Vertröstungen durch Politik und Uni -bürokratie, von dem Versprechen, dass es bestimmt bald zurückin die Präsenzlehre gehe. »Ich hatte monatelang tagein, tagaus zuHause gesessen, virtuelle Vorlesungen besucht und allein für meineKlausuren gelernt – anfangs noch mit dem Gefühl, einen Beitragfür die Gemeinschaft zu leisten. Doch als dann nach und nachviele wieder ins normale Leben zurückkehrten,als immer mehr Ältere geimpft wurden und eshieß, dass die Schulen zurück in den Präsenz -unterricht sollten, während zugleich nicht einWort über uns Studierende verloren wurde,fühlte ich mich einfach nur noch abgehängt.«Es war der Moment, so erzählt es Loh -meyer heute, an dem ihre Geduld in Frustrationumschlug. Eine Frustration, die sich wenig späterals Antriebskraft erweisen sollte.Lohmeyer hat im Herbst 2020 ihren Bachelorin Wirtschaft und Politik abgeschlossenund studiert jetzt den Master International Business and Sustain -ability an der Uni Hamburg. Sie ist eine von knapp drei MillionenStudierenden in Deutschland, die vor anderthalb Jahren aus derNormalität ihres Hochschullebens geschleudert wurden – hineinin einen sonderbaren Schwebezustand, in dem von ihnen erwartetwurde, dass sie mit dem Lernen weitermachen, aber ohne dasakademische und soziale Gerüst des Unialltags. Welche Zumutungdas war und immer noch ist, welche Belastung für die Psychevieler Studierender, das schien für Politik und Gesellschaft nureine untergeordnete Rolle zu spielen. Eine Generation Studierenderist in der Coronakrise schlicht vergessen worden.»Als viele wiederins normale Lebenzurück kehrten,fühlte ich michabgehängt.«Betty Lohmeyer, StudentinAls die Pandemie im März 2020 Deutschland erreichte,wurden Hochschulen, Bibliotheken und Mensen geschlossen,Campusse lagen verwaist. Auf der Tagesordnung standen in denfolgenden Monaten unzählige Stunden vor dem Laptop, Gruppen -arbeiten über Zoom oder Microsoft Teams. Wenn zwischendurchdoch mal Treffen mit Kommiliton:innen möglich waren oder persönlicheGespräche mit Lehrenden, wirkten sie wie Relikte auslängst vergangenen Zeiten. Manch einer zog zurück ins Kinderzimmer,viele verloren nicht nur die sozialen Kontakte, sondernauch ihre Nebenjobs.Anderthalb Jahre lang veränderte sich fürdie Studierenden wenig. Im Wintersemestersoll nun endlich Normalität auf die Campusseder Republik zurückkehren, so zumindest dasoffizielle Versprechen. Die Hochschulen wollenwieder mehr Präsenz wagen, die Mensen wiedermehr Miteinander erlauben. Lange warnicht überall klar, wie das funktionieren soll –ob mit Abstand oder Maske, ob nur für Ge -impfte, Genese und Getestete, und wer wirddas alles kontrollieren? Doch Studieren sollmöglichst wieder der soziale Prozess werden,der es für viele vor der Pandemie war, darüber ist man sich einig.Wird es also bald vorbei sein mit der Corona-Uni? Wird man irgendwannalles vergessen, das Chaos, den Frust, die Einsamkeit?Hört man sich um an den Hochschulen in Deutschland,glauben daran nur wenige. Viele sind nach wie vor skeptisch, obdie Rückkehr zur Präsenzlehre im Winter wirklich gelingt, zumalwenn die Infektionszahlen steigen oder es eine neue Virusmutantegibt. Und selbst wenn: Corona hat den Hochschulbetrieb verändert– und die Studierenden. Nach anderthalb Jahren Pandemie gibtes längst eine neue Normalität. Und so ist es an der Zeit für eineZwischenbilanz: Was wird bleiben von den Pandemieerfahrun-Nr. 1 / 2. 10. 2021 SPIEGEL START 11
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