05.10.2021 Aufrufe

SPIEGEL START 01/2021

Das Magazin für Uni und Arbeit SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre. Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund. Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.

Das Magazin für Uni und Arbeit

SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre.

Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund.

Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.

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POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT

sation des Beamtenbundes (DBB) sagte Anfang 2021: »Viele junge

Menschen sind durch eine solche Vertragspraxis verunsichert und

stellen beispielsweise die Zukunfts- und Familienplanung hintenan.«

11. Kinderrechte im Grundgesetz verankern

Gutachten des Bundesfamilienministeriums kamen bereits 2017

zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland nicht

ausreichend beteiligt werden. Um dem entgegenzuwirken, wollte

die Große Koalition Kinderrechte eigentlich im Grundgesetz verankern.

Expert:innen sehen darin den Vorteil, dass die rechtliche

Position von jungen Menschen unmittelbar gestärkt würde und

Behörden und Gerichte eher in der Pflicht wären, sie an Entscheidungen

zu beteiligen und zu berücksichtigen.

Für die entsprechende Änderung des Grundgesetzes braucht

es eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat. Doch

bisher scheiterte sie schon an den Verhandlungsgesprächen zwischen

Koalition und Opposition. Damit hinkt Deutschland anderen

europäischen Ländern wie Österreich und Finnland hinterher:

Dort sind die Rechte junger Menschen längst Teil der Verfassung.

12. Bei allen Gesetzentwürfen an Junge denken

»Wir werden gemeinsam mit den Jugendverbänden einen ›Jugend-

Check‹ entwickeln, um Maßnahmen auf ihre Vereinbarkeit mit

den Interessen der jungen Generation zu überprüfen«: Das stand

2013 im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Seit 2018

führt ein von der Bundesregierung finanziertes Kompetenz -

zentrum zwar Prüfungen durch, die Ergebnisse sind aber un -

verbindlich. Außerdem endet die Förderung für das Projekt nach

aktuellem Stand Ende 2022.

Im Wahlprogramm der SPD stand nun erneut: »Jugendverbände

und bestehende Beteiligungsstrukturen wie Jugendringe,

Kinder- und Jugendparlamente wollen wir dauerhaft und nachhaltig

finanzieren und jedes neue Gesetz einem Jugend-Check unterziehen.«

Zeit wäre es, denn: Es gibt deutlich mehr ältere als

jüngere Menschen in Deutschland. Daher denkt die Politik wohl

auch oft eher an sie, Stichwort »Rentnerrepublik«. In der Coronapandemie

etwa wurde die Lebenssituation von Schüler:innen,

Azubis und Studierenden nicht genügend beachtet.

13. Menschen ab 16 Jahren wählen lassen

Eine weitere Möglichkeit, um junge Menschen stärker zu beteiligen,

wäre: sie früher wählen zu lassen. Nicht erst seit Fridays for

Future interessieren sich auch viele Jugendliche für Politik, die

noch nicht 18 sind. Bei Kommunal- und Landtagswahlen dürfen

sie in einigen Bundesländern schon ab 16 wählen, etwa in Brandenburg

oder Bremen. Die Bundestagswahl fehlt noch, alle Anträge

und Gesetzentwürfe dazu wurden bislang abgelehnt.

14. Armut bekämpfen statt verwalten

Dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamts zufolge ist jede:r

Vierte der 18- bis unter 25-Jährigen in Deutschland armutsgefährdet,

lebt also in einem Haushalt, dessen Einkommen weniger als

60 Prozent des mittleren Einkommens aller Privathaushalte beträgt.

Somit hat diese Altersgruppe im Vergleich mit anderen die

höchste Armutsgefährdungsquote. Nach Angaben des Armutsund

Reichtumsberichts der Bundesregierung galt 2018 selbst jede

zehnte Person zwischen 18 und 24 als armutsgefährdet, die Arbeit

hatte. Sozialverbände fordern deshalb schon lange unter anderem

mehr Mindestlohn, einen höheren Hartz-IV-Regelsatz sowie eine

sogenannte Kindergrundsicherung, also einen monatlichen Betrag,

der die menschenwürdige Existenz jedes Kindes garantieren soll.

15. Ein Recht auf Homeoffice einführen

Ein flexibler Arbeitsort – das ist gerade für Menschen praktisch,

die häufiger ihren Wohnort wechseln, eine Fernbeziehung führen,

kleine Kinder zu betreuen haben oder einfach gern unterwegs

sind. Aber trotz monatelanger Homeoffice-Pflicht in der Pandemie

wollen viele Arbeitgeber:innen ihren Beschäftigten diese Möglichkeit

nicht langfristig anbieten und keine flexibleren Arbeitsstrukturen

schaffen.

16. Hass im Netz bekämpfen

Junge Menschen sind häufiger online und dadurch auch besonders

oft mit den Schattenseiten des Internets konfrontiert: In einer

Umfrage der Forschungsagentur Pollytix gaben 70 Prozent der

befragten 18- bis 24-Jährigen an, mindestens einmal von Hass im

Netz betroffen gewesen zu sein. Jede dritte befragte Frau zwischen

18 und 34 erklärte zudem, dass sie in sozialen Medien bereits

sexuell belästigt worden sei, beispielsweise durch Dickpics.

Durch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz sind Plattformen

wie Facebook und Instagram inzwischen zwar in der Pflicht, Beschwerdestellen

anzubieten und Hass-Posts etwa zu löschen oder

zu blocken. Rechtlich belangt werden die Urheber:innen solcher

Botschaften aber immer noch selten. Zudem erstatten viele Opfer

gar nicht erst Anzeige – weil sie sich der Möglichkeiten dafür

nicht bewusst sind oder die Hürden zu hoch erscheinen. Mehr

Ressourcen bei der Polizei, mehr Aufklärung darüber, wie man

sich gegen Online-Hass und -Belästigung wehrt, und mehr Anlaufstellen

für Betroffene könnten helfen.

17. Überall Mobilität schaffen, bezahlbar und flexibel

Nach 18 Uhr nicht mehr mit dem Bus nach Hause kommen? Für

Jugendliche auf dem Dorf keine Seltenheit. 90 Euro für ein Monatsticket?

In der Großstadt normal. Dabei wird schon lange über

bezahlbaren und enger getakteten Nahverkehr gesprochen. Und

über mehr Platz für Fahrräder in den Städten.

18. Deutschland ins 21. Jahrhundert digitalisieren

Während man in Schweden in einem Paddelboot auf einem abgelegenen

See noch 4-G-Empfang haben kann, gibt es in Deutschland

schon in manchen Innenstädten keine stabile Internetverbindung.

Corona hat noch einmal offengelegt, wie groß die Defizite

beim Thema Digitalisierung hierzulande sind: In Schulen, Universitäten

oder Behörden könnte digitales Arbeiten schon längst

selbstverständlich sein.

38 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021

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