SPIEGEL START 01/2021
Das Magazin für Uni und Arbeit SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre. Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund. Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
Das Magazin für Uni und Arbeit
SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre.
Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund.
Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
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POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT
»Die Pflegekräfte sitzen
am längeren Hebel«
Es werden dringend Arbeitskräfte in der Pflege gebraucht, aber die Bezahlung
ist überwiegend miserabel. Warum die Marktmechanismen in dieser Branche
versagen und die Beschäftigten sich so schwertun, ihre Macht endlich zu nutzen.
TEXT DAVID BÖCKING UND FLORIAN DIEKMANN
FOTOS PATRICIA KÜHFUSS
I
n seinen Beruf ist Philipp Leusbrock hineingewachsen. Schon
als Kind stand er morgens an der Haustür seines Elternhauses
im Münsterland und gab Schlüssel an Pflegekräfte aus. Leusbrocks
Mutter Christine hatte 1993 einen Pflegedienst gegründet.
Zwei Mitarbeiterinnen gab es anfangs, die ersten Teamsitzungen
fanden in der Küche statt.
Knapp 30 Jahre später ist Leusbrock Pflege ein etablier tes
Mittelstandsunternehmen mit rund 150 Mitarbeiter:innen. Philipp
Leusbrock ist, ebenso wie drei Geschwister, ins Familienunternehmen
eingestiegen. Als Geschäftsführer kümmert er sich um
die Gehälter – ein Thema, das ihm zurzeit häufiger in den
Nach richten begegnet. »Ich finde es schwierig, dass Pflege
immer als so zwielichtig und renditegeil dargestellt wird«, sagt
der 35-Jährige.
Die Pflege als Ausbeuterbranche: Dieses Bild wurde durch
Corona verstärkt. Während die Pandemie Kranken- und Altenpfleger:innen
an ihre Grenzen brachte, schien mancher Arbeit -
geber schon eine Tafel Schokolade für ausreichenden Dank zu
halten. Um die Finanzierung der Coronaprämie für Pfleger:innen
gab es unwürdiges Gezerre.
Auf ihren letzten Metern versuchte die schwarz-rote Koa li -
tion mit einer Reform die Bezahlung von rund 500 000 Pfleger: -
innen zu verbessern. Laut dem von Gesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) verantworteten Gesetz erhalten ab 2022 nur noch
Einrichtungen Gelder aus der Pflegeversicherung, die nach Tarif
oder in entsprechender Höhe bezahlen. Doch warum muss die
Politik überhaupt für gute Löhne sorgen in einer Branche, die seit
Jahren wächst und dringend Personal sucht? »Pflegekräfte hätten
52 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021