05.10.2021 Aufrufe

SPIEGEL START 01/2021

Das Magazin für Uni und Arbeit SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre. Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund. Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.

Das Magazin für Uni und Arbeit

SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre.

Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund.

Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.

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STUDIUM UND BERUFSEINSTIEG

UMWELTEXPERT:INNEN GESUCHT!

Studierende* in Deutschland in ausgewählten Umweltstudiengängen

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Umwelttechnik

Regenerative

Energien

Umweltschutz

Naturschutz

Geoökologie

* jeweils nach erstem angegebenen Studienfach; ab Wintersemester 2012/2013 bei den sehr jungen

Studiengängen Geoökologie und Regenerative Energien

S Quelle: Destatis

dazu gibt es deutlich weniger Statistiken als im IT-Bereich.

Aber es gibt Anhaltspunkte: Gummersbach etwa

ist nicht die einzige Kommune, die sich einen Experten

wie Borscz leistet. Laut Bundesumweltministerium

gibt es in Kreisen, Städten und Kommunen mittlerweile

mehr als 1000 solcher Stellen.

Auch Markus Janser hat gezeigt, dass es einen

Trend zu grünen Jobs gibt. Der Soziologe untersucht

am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

(IAB), wie sich Umwelt- und Klimapolitik auf den Arbeitsmarkt

auswirken. Bereits 2018 hat er die Beschreibungen

von knapp 4000 Berufen auf dem Portal der

Bundesagentur für Arbeit ausgewertet. Das Ergebnis:

Zwischen 2012 und 2016 stieg die Anzahl von Berufen

mit einem oder mehreren grünen Inhalten, und zwar

um 14 Prozent. Bald werden neue Zahlen veröffentlicht,

und – so viel kann Janser schon jetzt sagen – der

Trend setzt sich fort. Neben der klassischen Ausbildung

zur Kfz-Mechatroniker:in gibt es inzwischen beispielsweise

auch eine zur »Kraftfahrzeugmechatroniker:in

für System- und Hochvolttechnik«, in anderen Worten:

für Elektroautos.

Ob es in der deutschen Hochschullandschaft eine

ähnliche Entwicklung hin zu mehr Grün gibt, dazu hat

das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) keine

aktuellen Zahlen. Fest steht: Es gibt Dutzende Studien -

gänge mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt. Das Statistische

Bundesamt zum Beispiel führt Umweltschutz, Umwelttechnik,

Naturschutz, Geoökologie oder Regenerative

Energien. In manchen davon steigt die Zahl der Studie -

renden, in anderen geht sie zurück – einen eindeutigen

Trend gibt es nicht.

Doch ähnlich wie im IT-Bereich gilt: Man muss

nicht unbedingt einen grünen Studiengang oder eine

grüne Ausbildung absolviert haben, um danach einen

grünen Job zu machen. »Es entstehen nicht zwingend

neue Berufe«, sagt IAB-Forscher Janser, »vielmehr

entwickeln sich bestehende Berufe in eine grüne Richtung«

– mit zusätzlichen Kompetenzen.

Unter Borsczs Kommiliton:innen gibt es welche,

die nach dem Abschluss in die Verkehrsplanung gegangen

sind oder in die Baubranche, andere verkaufen

nachhaltige Mode. »Man kann in so vielen Bereichen

arbeiten«, sagt Borscz, »Angst, keinen Job zu finden,

hatte eigentlich niemand.« Er selbst habe sich bewusst

für den öffentlichen Dienst entschieden: »Man muss

zwar in Kauf nehmen, dass die Strukturen in der Verwaltung

nicht die flexibelsten sind. Dafür habe ich bei

der inhaltlichen Ausgestaltung meiner Tätigkeit relativ

viel Spielraum.« Sein Arbeitsvertrag ist unbefristet;

mit den 39 Wochenstunden, die im zugehörigen Tarifvertrag

stehen, sei er bislang immer gut hingekommen.

Auch das Gehalt sei in Ordnung: Borscz verdient

knapp 4000 Euro brutto im Monat.

Bis Ende des Jahres fördert das Bundesumweltministerium

die Posten von Klimaschutzmanager: -

innen wie Borscz mit 75 bis 100 Prozent der Personalkosten.

Doch auch wenn die Finanzierung auslaufe:

Sein Job werde in Zukunft keineswegs verschwinden,

sondern vielmehr noch wichtiger werden, sagt Borscz.

»Die Klimakrise wird nicht vorbeigehen, das ist leider

so.« Seine ehemalige Hochschule gibt ihm recht: Die

Berufsperspektiven für Umweltingenieur:innen seien

aktuell sehr gut und würden künftig noch besser, heißt

es auf der Website.

MICRO-CREDENTIALS

Was ist das? Micro-Credentials – auch Microdegrees oder

Nanodegrees genannt – sind Angebote von Hochschulen oder

privaten Bildungseinrichtungen, um Zusatzqualifikationen zu

erwerben. Man absolviert also kein vollständiges Studium,

sondern belegt kleine Studienabschnitte, die einen Teilaspekt

behandeln, etwa eine Programmiersprache. Besonders viele

Micro-Credentials gibt es im IT-Bereich, es entstehen derzeit

aber Kurse in allen Fachbereichen, meist digital, manchmal

auch in Präsenz.

Wozu? Micro-Credentials sollen lebenslanges Lernen und

Quereinstiege fördern. Sie richten sich aber auch an Schul -

absolvent:innen, die damit einen Einblick ins Studium gewinnen

können.

Welche Anbieter gibt es? Zu den renommiertesten Anbietern

zählen Udacity, Coursera und edX. Dahinter stecken Universitäten

wie Stanford, Harvard oder das Massachusetts

Institute of Technology (MIT). In Deutschland arbeiten zum

Beispiel die RWTH Aachen oder die LMU München mit.

Wie lange dauert das? Je nach Kurs in der Regel zwischen

25 und 180 Stunden.

Wie teuer ist das? Das hängt sehr von Dauer und Qualität

der Kurse ab, einige Angebote gibt es gratis, andere kosten

um die 1000 Euro.

Kann ich mir das auf ein Studium anrechnen lassen? Ja,

meist werden Micro-Credentials zumindest bei derselben

Hochschule anerkannt. Im Idealfall bekommt man auch Credit -

points – allerdings nicht besonders viele.

Gibt es einheitliche Standards? Noch nicht, die EU-Kommission

arbeitet aber an einer Liste von Qualitätsmerkmalen.

Worauf sollte man achten? Bevor man sich für ein Angebot

entscheidet, sollte man prüfen, ob dahinter eine öffentliche

oder eine anerkannte private Hochschule steckt. Das spricht

für gute inhaltliche Qualität, außerdem erkennen Arbeitgeber

die Kurse eher an.

24 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021

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