SPIEGEL START 01/2021
Das Magazin für Uni und Arbeit SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre. Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund. Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
Das Magazin für Uni und Arbeit
SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre.
Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund.
Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
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STUDIUM UND BERUFSEINSTIEG
Irgendwo zwischen Hamburg
und Lüneburg ging
meine Motivation verloren
Einfach im gewohnten Umfeld bleiben und nicht
in die Unistadt ziehen – schon lange vor der
Coronapandemie hielt ich das für eine hervorragende
Idee. Heute, 15 Semester später, weiß ich es besser.
TEXT PER HORSTMANN
I
ch war 21 und ein Jahr zuvor für einen Freiwilligendienst
nach Hamburg gezogen. Ich
mochte die Stadt, hatte dort gute Freunde
gefunden und wollte auch für mein Studium
bleiben. Das Problem: Mein Wunschstudiengang
– Kulturwissenschaften – wurde in
Hamburg nicht angeboten. Die nächste Uni,
an der ich mich einschreiben konnte, lag im 50 Kilometer
entfernten Lüneburg. Dahin kann man pendeln,
dachte ich, die Regionalbahn fährt jede Stunde.
Jetzt, 15 Semester später, denke ich anders.
So gut wie jeder Studiengang hat wohl Teilnehmende,
die nicht vor Ort wohnen. Manche finden keine
bezahlbare Wohnung in überrannten Hochschulstädten,
andere entscheiden sich bewusst, die Sicherheit
des Elternhauses nicht zu verlassen. Gerade in
der Coronapandemie, wo Wohnheime verwaist waren
und Vorlesungen online stattfanden, schien das Long-
Distance-Studium oft die beste Option zu sein – praktischer,
günstiger, weniger einsam.
Aber ist es auch ein Konzept für die Zeit nach
Corona? Sollten wir weiterhin leben, wo wir uns verwurzelt
fühlen, statt wieder den Sprung in die Unistadt
zu machen? Aus meiner persönlichen Erfahrung muss
ich leider sagen: nicht unbedingt. Gerade wenn man
nicht der zielstrebigste Student ist.
Meine Probleme mit dem Pendeln begannen
schon mit der Fahrt. 30 Minuten in der Regionalbahn
sind nicht viel, aber dazu kamen noch der Weg mit
der S-Bahn zum Hamburger Hauptbahnhof, in Lüneburg
ging es mit einem Shuttlebus weiter zum Campus.
Von meiner Wohnung in den Hörsaal brauchte ich
rund eineinhalb Stunden – und ich musste auch wieder
zurück.
Um den Pendelaufwand möglichst gering zu halten,
versuchte ich, meinen Stundenplan so zu gestalten,
dass ich nur zwei- bis dreimal die Woche in die Uni
fahren musste. Nur planten die Dozierenden ihre Veranstaltungen
leider nicht danach, ob möglichst viele
für mich interessante Sachen an einem Tag lagen. Die
Alternative: nur nach Terminen auswählen und nicht
nach Inhalten.
Ich hatte mein Fach vor allem deshalb ausgesucht,
weil es so vielseitig ist und viele Freiheiten in der Organisation
lässt. Jetzt aber belegte ich Kurse zum Teil
nur, weil sie zufällig vor oder nach einem Seminar
stattfanden, für das ich schon an der Uni war. Einige
Veranstaltungen kamen allein deshalb nicht infrage,
weil sie an einem Freitagmittag oder Montagmorgen
lagen. Was ich lernte, womit ich mich über Wochen
und Monate beschäftigte, wurde plötzlich maßgeblich
vom sehr pragmatischen Faktor Pendeln bestimmt.
28 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021
Foto: Helene Flachsenberg / DER SPIEGEL