KOLUMNE: KOCHEN OHNE KOHLEGnocchi für75 CentAm Ende des Geldes noch zu viel Monatübrig? In unserer Kolumne zeigenwir leckere Rezepte für knappe Budgets.Dieses Mal gibt’s zwar eine Riesensauerei –doch die lohnt sich.TEXT UND FOTO SEBASTIAN MAASAm Ende meines Studiums hatte ich vor allem eines gelernt:die zweite Hälfte des Monats ohne Vitamine undMineralien auszukommen und mich lediglich von Kohlenhydratenzu ernähren. Schnell zwei Pfandflaschenhinter dem Sofa hervorgekramt und im Supermarktgegen 500 Gramm Pasta getauscht, fertig.Auch wenn ich heute gern Berge von Gemüseesse: Manchmal brauche ich eine guteLadung Kohlenhydrate, das schulde ich demStudierenden in mir. Gut also, dass in diesemGnocchi-Rezept mit Kartoffeln undMehl gleich zwei Sorten Carbs enthaltensind. Dazu noch etwas Fett, Zeit – und eineverdreckte Küche, die gern jemand anderessauber machen darf.Traditionell würde man Gnocchi (ichmusste 34 werden, um zu begreifen, dass daseinfach »Nocken« auf Italienisch heißt) mit Butterund Salbei servieren. Weil ich keinen Salbei mag– und es beim Discounter um die Ecke keinen gab –,habe ich das Rezept leicht abgewandelt: Zu den selbst gemachtenGnocchi gibt es Datteltomaten, Rucola und Knoblauch. Sobleibt man farblich auch näher an der italienischen Flagge.Was braucht man für vier Portionen?‣ ein Kilogramm (mehlig kochende!) Kartoffeln,‣ 250 Gramm Mehl, idealerweise Weizen oder Dinkel,‣ ein Ei – wer es vegan halten will, nimmt 100 GrammMehl mehr,‣ zwei großzügige Esslöffel Butter oder Margarine,‣ je eine große Prise Salz, Pfeffer und Muskatnuss.Was gibt es heute dazu?‣ 200 Gramm Kirschtomaten,‣ zwei Handvoll Rucola,‣ zwei Knoblauchzehen.Was kostet das?Wer wie ich beim Discounter einkauft, zahlt für das ganze Rezeptetwa 3 Euro, also 75 Cent pro Portion.Wie lange dauert es?Alles in allem etwa eine Stunde – wobei man die Hälfte der Zeitdamit verbringt, den Kartoffeln beim Kochen zuzusehen.Wie geht das?Die Kartoffeln in der Schale für 20 bis 25 Minuten in kochendemSalzwasser garen. Nach der Garprobe (flutscht die Kartoffel vomMesser?) gründlich abgießen und ohne Deckel zehn Minuten aufdem ausgeschalteten Herd stehen lassen, damit die restliche Flüssigkeitaus dem Topf und von den Kartoffeln verdampft. Dannerst die Kartoffeln pellen und in eine Schale geben.Küchenchefinnen und süddeutsche Hausmänner würden nuneine Kartoffelpresse zur Hand nehmen. Da ich keine habe, mussetwas herhalten, das man in so gut wie jeder U30-WG findet: derCaipirinha-Stößel aus der Besteckschublade. Zur Not tut es aucheine Gabel. Damit verdient man sich jetzt die Kohlehydrate, denndie Kartoffeln müssen gestampft werden. So fein, wie es nur geht.Hier profitiert, wer mehlig kochende Kartoffeln gekauft hat undnicht vorwiegend festkochende wie gewisse SPIEGEL-Redakteure(ich) – die matschen nämlich nur halb so gut. Wer Motivationbraucht, denkt an Ex-US-Präsidenten, wütend hält man längerdurch.Sind die gegarten Kartoffeln Matsch? Gut. Dann kommtSauerei Nummer eins: das Mehl sowie Salz, Pfeffer, Muskatnussund das (optionale) Ei zu den Kartoffeln in die Schüssel gebenund alles mit den Händen zu einem möglichst glatten Teig verkneten.Wenn er zu sehr an den Fingern klebt, noch mehr Mehldazugeben. Irgendwann fühlt sich das Ganze wie ein festes Kissenan. Jetzt den Teig in vier Teile teilen.Nun kommt Sauerei Nummer zwei: dazu die Arbeitsflächemit reichlich Mehl bestäuben und die Teigstücke zu etwafingerdicken Würsten ausrollen. Später werden dieGnocchi im Wasser aufgehen, es lohnt sich daher,wirklich dünne Rollen zu formen. Diese in zweibis drei Zentimeter breite Stücke schneidenund mit einer Gabel leicht eindrücken.Der benutzte Topf bekommt jetztseinen zweiten Einsatz: erneut Salzwasserzum Kochen bringen und die Gnocchi fürwenige Minuten hineingeben. Am bestenin kleineren Portionen, je etwa ein Viertelder Gnocchi auf einmal. Schließlich wollensie an die Wasseroberfläche, wenn sie garsind. Die fertigen Exemplare mit einer Schöpfkelleoder einem Löffel herausfischen und kurzauf einem Backblech lagern, bis der Rest fertig ist.Nun könnte man die Gnocchi schon essen, sie habendann etwas von Kartoffelknödeln. Grandios werden sieaber erst, wenn man eine Pfanne herausholt, eine obszöne MengeButter oder Margarine hineinwirft und die Nocken goldbraun anbrät.Regelmäßig wenden, damit nichts anbrennt!Während die Gnocchi in der Pfanne sind, die Kirschtomatenschräg halbieren, den Rucola waschen, den Knoblauch in feineScheiben schneiden. Haben die Kartoffelfreunde die gewünschteBräunung erreicht, kommen für 30 Sekunden die eben vorbereitetenZutaten zu ihnen in die Pfanne. Zweimal durchschwenkenund sofort ab auf den Teller.Mit dem Basisrezept lassen sich, abhängig von Budget undVorratsschrank, auch andere Varianten zaubern. Wer ein Datehat und mächtig Eindruck schinden will, ersetzt Knoblauch undTomaten durch die fein geriebene Zeste einer unbehandelten Biozitroneund gibt deren Zaft (hihi) kurz vor dem Servieren mitetwas Parmesan zu den Gnocchi in die Pfanne. Das wirkt extremraffiniert – und man vermeidet den Drachenatem. Doch selbstmit bescheidenem Basilikum oder gar getrockneten Kräutern derProvence sind die gebratenen Gnocchi ein Hit.TIPPWer allein lebt oder nicht so viel Hunger hat, kann den veganenTeig ohne Probleme für ein paar Tage im Kühlschranklagern, ebenso die vorbereiteten Gnocchi. Idealerweise bestäubtman sie dafür mit etwas Mehl oder Grieß, damit sienicht aneinanderkleben.78 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021
JETZT ABSTIMMENBEIM IDEENWETTBEWERB 2021GUTE IDEEN FÜR STARKE FAMILIEN!Job, Kinder, Haushalt und dann noch die Corona- Pandemie – nicht alle Eltern können dieBelastungen tragen. Für den Social Design Award von SPIEGEL WISSEN werden deshalb Projektegesucht, die Familien stärken.Aus zahlreichen Wettbewerbsbeiträgen hat eine Jury nun die besten ausgesucht. Und jetzt sindSie an der Reihe: Wählen Sie Ihren Lieblingsvorschlag aus der Shortlist, und stimmen Sie bis zum11. Oktober auf www.spiegel.de/socialdesignaward ab.Ab dem 02. November erfahren Sie auf SPIEGEL.de und in SPIEGEL WISSEN, welche Ideengewonnen haben.Illustration: Chester Holme / DER SPIEGELIn Kooperation mit
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