SPIEGEL START 01/2021
Das Magazin für Uni und Arbeit SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre. Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund. Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
Das Magazin für Uni und Arbeit
SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre.
Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund.
Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
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POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT
JA, ES GIBT
GRÜNDERINNEN,
ABER VIEL ZU
WENIGE
Nur vier Prozent der Unternehmen in
Deutschland werden von Frauen
gegründet. Sind die aufwendigen
Förderprogramme der vergangenen
Jahre der falsche Weg?
TEXT JANNE KNÖDLER UND
ANTON RAINER
D
ass Katharina Kreitz eine Sonderrolle in
ihrer Branche einnehmen würde, wurde ihr
früh bewusst. Sie bekam es zu spüren in ihrem
ersten Praktikum, kurz vor dem Maschinenbaustudium.
»Ein Ingenieurskollege
fragte mich fast täglich, warum ich nicht etwas
mache, was Frauen besser können, Kindergärtnerin
oder Tierärztin vielleicht«, erinnert sich Kreitz. Sie
merkte es bei ihren Arbeitgeber:innen, bei BMW oder
Airbus, wo sie die einzige Ingenieurin in der gesamten
Abteilung blieb. Oder bei Kund:innen, die die 34-Jährige
mit Fragen löcherten, um ihr Fachwissen zu testen
– »die dachten, man hätte ihnen irgendeine Verkaufstrulla
geschickt«.
Und sie erfuhr es, als sie 2015 ihr eigenes Startup
gründete: Vectoflow, einen Hersteller von Strömungssonden.
Dessen Produkte werden in Formel-1-
Boliden oder Flugzeugen verbaut. Nur verkehrte sich
die Aufmerksamkeit ins Positive. »Auf einmal wurden
wir mit Preisen, Mentoren und Einladungen zu -
geschüttet«, sagt Kreitz. Nicht weil plötzlich alle
Welt aerodynamische Messtechniken sexy fand.
»Kein Mensch würde sich dafür interessieren,
wenn ich nicht eine Frau wäre.«
Also sitzt Kreitz jetzt auf Panels und in
Arbeitskreisen, kürzlich gewann sie sogar
den »Female Founder Award«, Vectoflow
errang den zweiten Platz beim Deutschen
Gründerpreis. Kreitz wird so oft zu Ver -
anstaltungen eingeladen, dass sich ihr Co-
Geschäftsführer mittlerweile etwas vernachlässigt
fühlt. Bei manchen Preisen bewerbe
sich das Unternehmen gar nicht mehr, sagt
Kreitz. Die Konkurrenz mit rein männlichen
Teams soll auch eine Chance haben.
Was nach einer komfortablen Situation
für eine junge Firma klingt, ist in Wahrheit ein
Armutszeugnis für Deutschland. Denn trotz aller
Förderprogramme und Beteuerungen von Regierung
wie Investor:innen wird die Start-up-Branche
noch immer von Männern dominiert.
Rund 16 Prozent aller deutschen Start-ups hatten
im vergangenen Jahr eine Frau im Gründungsteam,
eine im internationalen Vergleich erschreckend geringe
Zahl. Nur rund vier Prozent der Unternehmen werden
Start-up-Gründerin
Kreitz: »So viele
Gruppenfotos,
auf denen außer
mir keine Frau zu
sehen ist«
laut einer Studie ausschließlich von Frauen gegründet.
Vor allem Hightechfirmen wie Vectoflow sind in der
Regel reine Männerklubs.
Der Befund ist nicht neu und die deutsche Gründerszene
mittlerweile alt genug, um sich an ein ganzes
Jahrzehnt zu erinnern, in dem das Problem weit oben
auf der Agenda von Investor:innen, Politiker:innen
und Lobbyist:innen stand – zumindest rhetorisch.
»Frauen sind in den Führungspositionen von Start-ups
deutlich unterrepräsentiert«, tadelte 2013 der »Deutsche
Start-up Monitor«, ein damals erstmals erschie-
40 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021