SPIEGEL START 01/2021
Das Magazin für Uni und Arbeit SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre. Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund. Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
Das Magazin für Uni und Arbeit
SPIEGEL START ist der Begleiter für Studierende auf ihrem Weg zum ersten Job und richtet sich an junge Leute unter 30 Jahre.
Bei SPIEGEL START steht der Mensch im Mittelpunkt: Themen wie z.B. Partnerschaft und Familie, Arbeitswelt, das Erreichen individueller Ziele und Lebensträume stehen im Vordergrund.
Die erste Ausgabe erscheint am 02.10.2021. Ab 2022 erscheint SPIEGEL START vier Mal im Jahr.
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KOLUMNE: KOCHEN OHNE KOHLE
Gnocchi für
75 Cent
Am Ende des Geldes noch zu viel Monat
übrig? In unserer Kolumne zeigen
wir leckere Rezepte für knappe Budgets.
Dieses Mal gibt’s zwar eine Riesensauerei –
doch die lohnt sich.
TEXT UND FOTO SEBASTIAN MAAS
A
m Ende meines Studiums hatte ich vor allem eines gelernt:
die zweite Hälfte des Monats ohne Vitamine und
Mineralien auszukommen und mich lediglich von Kohlenhydraten
zu ernähren. Schnell zwei Pfandflaschen
hinter dem Sofa hervorgekramt und im Supermarkt
gegen 500 Gramm Pasta getauscht, fertig.
Auch wenn ich heute gern Berge von Gemüse
esse: Manchmal brauche ich eine gute
Ladung Kohlenhydrate, das schulde ich dem
Studierenden in mir. Gut also, dass in diesem
Gnocchi-Rezept mit Kartoffeln und
Mehl gleich zwei Sorten Carbs enthalten
sind. Dazu noch etwas Fett, Zeit – und eine
verdreckte Küche, die gern jemand anderes
sauber machen darf.
Traditionell würde man Gnocchi (ich
musste 34 werden, um zu begreifen, dass das
einfach »Nocken« auf Italienisch heißt) mit Butter
und Salbei servieren. Weil ich keinen Salbei mag
– und es beim Discounter um die Ecke keinen gab –,
habe ich das Rezept leicht abgewandelt: Zu den selbst gemachten
Gnocchi gibt es Datteltomaten, Rucola und Knoblauch. So
bleibt man farblich auch näher an der italienischen Flagge.
Was braucht man für vier Portionen?
‣ ein Kilogramm (mehlig kochende!) Kartoffeln,
‣ 250 Gramm Mehl, idealerweise Weizen oder Dinkel,
‣ ein Ei – wer es vegan halten will, nimmt 100 Gramm
Mehl mehr,
‣ zwei großzügige Esslöffel Butter oder Margarine,
‣ je eine große Prise Salz, Pfeffer und Muskatnuss.
Was gibt es heute dazu?
‣ 200 Gramm Kirschtomaten,
‣ zwei Handvoll Rucola,
‣ zwei Knoblauchzehen.
Was kostet das?
Wer wie ich beim Discounter einkauft, zahlt für das ganze Rezept
etwa 3 Euro, also 75 Cent pro Portion.
Wie lange dauert es?
Alles in allem etwa eine Stunde – wobei man die Hälfte der Zeit
damit verbringt, den Kartoffeln beim Kochen zuzusehen.
Wie geht das?
Die Kartoffeln in der Schale für 20 bis 25 Minuten in kochendem
Salzwasser garen. Nach der Garprobe (flutscht die Kartoffel vom
Messer?) gründlich abgießen und ohne Deckel zehn Minuten auf
dem ausgeschalteten Herd stehen lassen, damit die restliche Flüssigkeit
aus dem Topf und von den Kartoffeln verdampft. Dann
erst die Kartoffeln pellen und in eine Schale geben.
Küchenchefinnen und süddeutsche Hausmänner würden nun
eine Kartoffelpresse zur Hand nehmen. Da ich keine habe, muss
etwas herhalten, das man in so gut wie jeder U30-WG findet: der
Caipirinha-Stößel aus der Besteckschublade. Zur Not tut es auch
eine Gabel. Damit verdient man sich jetzt die Kohlehydrate, denn
die Kartoffeln müssen gestampft werden. So fein, wie es nur geht.
Hier profitiert, wer mehlig kochende Kartoffeln gekauft hat und
nicht vorwiegend festkochende wie gewisse SPIEGEL-Redakteure
(ich) – die matschen nämlich nur halb so gut. Wer Motivation
braucht, denkt an Ex-US-Präsidenten, wütend hält man länger
durch.
Sind die gegarten Kartoffeln Matsch? Gut. Dann kommt
Sauerei Nummer eins: das Mehl sowie Salz, Pfeffer, Muskatnuss
und das (optionale) Ei zu den Kartoffeln in die Schüssel geben
und alles mit den Händen zu einem möglichst glatten Teig verkneten.
Wenn er zu sehr an den Fingern klebt, noch mehr Mehl
dazugeben. Irgendwann fühlt sich das Ganze wie ein festes Kissen
an. Jetzt den Teig in vier Teile teilen.
Nun kommt Sauerei Nummer zwei: dazu die Arbeitsfläche
mit reichlich Mehl bestäuben und die Teigstücke zu etwa
fingerdicken Würsten ausrollen. Später werden die
Gnocchi im Wasser aufgehen, es lohnt sich daher,
wirklich dünne Rollen zu formen. Diese in zwei
bis drei Zentimeter breite Stücke schneiden
und mit einer Gabel leicht eindrücken.
Der benutzte Topf bekommt jetzt
seinen zweiten Einsatz: erneut Salzwasser
zum Kochen bringen und die Gnocchi für
wenige Minuten hineingeben. Am besten
in kleineren Portionen, je etwa ein Viertel
der Gnocchi auf einmal. Schließlich wollen
sie an die Wasseroberfläche, wenn sie gar
sind. Die fertigen Exemplare mit einer Schöpfkelle
oder einem Löffel herausfischen und kurz
auf einem Backblech lagern, bis der Rest fertig ist.
Nun könnte man die Gnocchi schon essen, sie haben
dann etwas von Kartoffelknödeln. Grandios werden sie
aber erst, wenn man eine Pfanne herausholt, eine obszöne Menge
Butter oder Margarine hineinwirft und die Nocken goldbraun anbrät.
Regelmäßig wenden, damit nichts anbrennt!
Während die Gnocchi in der Pfanne sind, die Kirschtomaten
schräg halbieren, den Rucola waschen, den Knoblauch in feine
Scheiben schneiden. Haben die Kartoffelfreunde die gewünschte
Bräunung erreicht, kommen für 30 Sekunden die eben vorbereiteten
Zutaten zu ihnen in die Pfanne. Zweimal durchschwenken
und sofort ab auf den Teller.
Mit dem Basisrezept lassen sich, abhängig von Budget und
Vorratsschrank, auch andere Varianten zaubern. Wer ein Date
hat und mächtig Eindruck schinden will, ersetzt Knoblauch und
Tomaten durch die fein geriebene Zeste einer unbehandelten Biozitrone
und gibt deren Zaft (hihi) kurz vor dem Servieren mit
etwas Parmesan zu den Gnocchi in die Pfanne. Das wirkt extrem
raffiniert – und man vermeidet den Drachenatem. Doch selbst
mit bescheidenem Basilikum oder gar getrockneten Kräutern der
Provence sind die gebratenen Gnocchi ein Hit.
TIPP
Wer allein lebt oder nicht so viel Hunger hat, kann den veganen
Teig ohne Probleme für ein paar Tage im Kühlschrank
lagern, ebenso die vorbereiteten Gnocchi. Idealerweise bestäubt
man sie dafür mit etwas Mehl oder Grieß, damit sie
nicht aneinanderkleben.
78 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021