POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT»Je billiger,desto wenigernachhaltig«Philip Heldt, Modeexperte derVerbraucherzentrale NRW,über die Grenzen des Recyclings undvernünftige KonsumstrategienINTERVIEW SIMON BOOKSPIEGEL: Herr Heldt, woher kommt der enormeSecondhandboom, den wir gerade erleben?H ELDT: Das hat viel mit einem gesteigerten Umweltbewusstseinder Kund:innen zu tun. Das Thema Nachhaltigkeit wirdvielen immer wichtiger. Und es wird immer leichter, solche Modeeinzukaufen: Es gibt analoge und digitale Kleidertauschbörsen,auch als Normalverdiener kann ich heute in Kleiderkammern gehen.Natürlich hat das Internet das Ganze noch befeuert, da springennun die großen Marken auf.SPIEGEL: Nachhaltige Mode von großen Konzernen –geht das denn überhaupt?H ELDT: Es gibt einige Bemühungen in der Industrie undein paar Siegel, die wirklich nachhaltige Mode kennzeichnen. Wirhalten da das »IVN Best« oder das »GOTS« für empfehlenswert.Auch der »Grüne Knopf«, das Siegel der Bundesregierung, entwickeltsich immer weiter. Generell gilt, dass es umso weniger nachhaltigwird, je billiger die Kleidung ist. Einfach weil dann oft dieAusgangsqualität der Stoffe schon so gering ist, dass sie sich kaumwiederverwerten lassen.SPIEGEL: Ist nachhaltige Fast-Fashion also eine Lüge?HELDT: Nein. Dass Kleidung heute mehr Recyclinganteileenthält oder Teile wiederverkauft werden, ist unstrittig. Aber dieMenge ist zu gering. Wenn es der Industrie ernst wäre, müsste siedie Qualität ihrer Produkte hochschrauben, also etwa die derBaumwollfasern. Da geht es vor allem ums Design. Auch bei derFrage, wie gut Textilien reparierbar sind, ist noch viel Luft nachoben. Da ist kaum Bewegung, und da muss man die Ambitionender großen Ketten stark hinterfragen.SPIEGEL: Was können Kund:innen tun?H ELDT: Schlechte von guten Neutextilien zu unterscheidenist relativ schwierig. Das ist von außen meist kaum sichtbar. Auchbei den Werbeversprechen, wie viel wiederverwertet wird, sollteman sich nicht auf die Industrie verlassen. Das ist alles viel zuundurchsichtig. Es ist absehbar, dass mit neuen Textilien immereine höhere Marge gemacht wird als mit alten. Der Markt wird esdeshalb nicht richten. Wir brauchen dringend politische Vorgaben,was in einer Welt mit begrenzten Ressourcen machbar ist. EinGesetz also, wie es die EU in ihrer Textilrichtlinie plant. Darin solles Vorgaben geben zur Recyclingfähigkeit oder Reparierbarkeitvon Kleidung. Diese Ökodesign-Richtlinie wird aber noch Jahrebrauchen.SPIEGEL: Und bis dahin?HELDT: Da gilt es, den eigenen Konsum zu hinterfragen:Wer wirklich die Umwelt unterstützen will, der findet in unsererÜberflussgesellschaft alle Textilien auch secondhand. Für die Naturspielt es dabei keine Rolle, ob ich Secondhandbekleidung bei derDiakonie, bei H&M oder im Secondhandladen im Viertel kaufe.Wichtig ist, dass wir uns möglichst wenig neue Kleidung zulegen.SPIEGEL: Also alles nur noch gebraucht?HELDT: Es spricht nichts dagegen, auch mal etwas Neueszu kaufen, gerade Basics wie Unterwäsche oder T-Shirts. Aberinsgesamt weniger zu kaufen ist das, was man tun sollte, ja. Deshalbhalte ich auch Tauschbörsen mit Freund:innen und Verwandtenfür eine gute Idee. 20 bis 40 Prozent der Textilien, die wir haben,benutzen wir so gut wie nie. Warum gibt man sich die nichtuntereinander weiter? Auch das professionelle Leihen ist eine guteMöglichkeit, gerade wenn es um Stücke geht, die man nicht jedenTag braucht: ein Hochzeitskleid oder einen Skianzug. Aber auchhier ist das Maß gefragt. Sich jede Woche einen neuen Pulloverzu borgen, um in einer Woche möglichst viele Farben zu tragen,ist bestimmt nicht der richtige Weg.50 SPIEGEL START Nr. 1 / 2. 10. 2021Foto: Britt Erlanson / Getty Images
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