4 be gender - Frauengesundheitszentrum Graz
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Bibliothekarin, eine Frau mit Körper<strong>be</strong>hinderung, antwortete: „Logischerweise zum<br />
Beispiel das Bücher stapeln. [Lachen].“<br />
Eine Frau, die erst vor kurzer Zeit in den Betrieb eingestiegen ist, sieht ihre<br />
mangelnde Routine als Schwierigkeit. Eine andere Interviewpartnerin kann schlecht<br />
mit Druck umgehen: „Wenn wer da steht und einfach Druck macht. Da werde ich so<br />
verwirrt [...] und nervös werde ich auch. Und [Pause] kenne mich nicht mehr aus.“<br />
Eine Interviewpartnerin im Rollstuhl thematisiert die Mühen des Alltags, die vom nicht<br />
funktionierenden Lift - „Der [Anm. =Lift] ist eingegangen [...] und ich war eingesperrt.<br />
[...] Für alle Fußgänger ist es ja einfach, <strong>be</strong>i der Feuertreppe runter. A<strong>be</strong>r ich nicht.“ –<br />
Sie <strong>be</strong>richtet ü<strong>be</strong>r die teils mühsame Benutzung von Treppenliften bis hin zum<br />
anstrengenden alltäglichen Ar<strong>be</strong>itsweg: „Das sind alles so Geschichten dann, wo ich<br />
mir nachher denke, jemand, der geht, kann sich das gar nicht vorstellen. Der hat null<br />
Einblick. Der kann sich nicht vorstellen, wie das ist, wenn du fünf Minuten bis zum<br />
Auto brauchst, dazwischen zwei Lifte <strong>be</strong>nutzt, eine Rampe rauf fährst und dann noch<br />
ins Auto einsteigen musst und dich selbst versorgen musst. Also [...] das darf man<br />
nicht unterschätzen. Das kostet sehr viel Zeit.“ Dieser erhöhte Zeitaufwand hat<br />
Auswirkungen auf das Privatle<strong>be</strong>n: „[...] Wenn ich heim komme, [ha<strong>be</strong>] ich keine Zeit<br />
mehr, dass ich bügle. Ich ha<strong>be</strong> auch keine Zeit mehr, dass ich irgendetwas anders<br />
zusammen räume.“ Ihr abschließendes Resümee: „Es ist eigentlich das Drumherum<br />
anstren<strong>gender</strong> als die Ar<strong>be</strong>it selbst“.<br />
In zwei Aussagen wird noch eine ganz andere E<strong>be</strong>ne angesprochen: „Schwierig ist<br />
es, um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen. Und darauf angewiesen zu sein.“ -<br />
„In meinem Fall <strong>be</strong>deutet das oft, gewisse Emotionen einfach nicht zu zeigen, oder ja<br />
[Pause] nicht zum Ausdruck bringen getrauen. Dann könnte ich eine Konsequenz<br />
ha<strong>be</strong>n [...].“ Im zweiten Fall versucht die Frau mit Körper<strong>be</strong>hinderung ihr Umfeld so<br />
einzurichten, dass sie nicht auf Hilfe angewiesen ist: „Weil in den meisten Dingen bin<br />
ich selbständig. Also für mich gibt es das Problem nicht, der ist so weit o<strong>be</strong>n und da<br />
komme ich jetzt nicht hin. [...] Ich weiß mir sel<strong>be</strong>r zu <strong>be</strong>helfen, nicht, wenn niemand<br />
da wäre. Oder ich bin auch so, dass ich wirklich nur in Notfällen um etwas bitte.“<br />
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