4 be gender - Frauengesundheitszentrum Graz

4.6.5.4 Gesamtinterpretation
Alle acht Arbeitsplatzanalysen zeichnen ein positives Bild von der Situation von
Frauen mit Behinderung am ersten Arbeitsmarkt. Die Frauen mit Behinderung sind
durchwegs zufrieden mit ihrer Arbeits- und Teamsituation; Kolleginnen wie
LeiterInnen empfinden es als positiv, eine Kollegin mit Behinderung zu haben.
Im Folgenden sind die wichtigsten Erkenntnisse aus den Arbeitsplatzanalysen
zusammengefasst:
Arbeit hat für Frauen mit Behinderung einen hohen Stellenwert, sie stellt in ihrem
Leben eine wichtige Ressource dar. Erwerbsarbeit hebt das Selbstwertgefühl, sie
macht finanziell unabhängig und sie ist für Frauen mit Behinderung wichtig, weil sie
dadurch das Gefühl haben einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Verbunden mit dem hohen Stellenwert der Arbeit steht große Dankbarkeit für die
Möglichkeit zu arbeiten, die in allen Interviews der Frauen mit Behinderung zu spüren
ist. Bei der Interpretation der Interviews mit den Frauen mit Behinderung stellt sich
daher die Frage, ob die geringe Anzahl an kritischen Aussagen nicht auf diese
Dankbarkeitshaltung heraus zu erklären ist. Fest steht, dass einige der Frauen
„schlechte“ Arbeitsbedingungen auf sich nahmen, um überhaupt einer Arbeit
nachgehen zu können.
Frauen arbeiten immer noch in „traditionellen“ Frauenberufen, wie auch diese acht
Arbeitsplatzanalysen zeigen. Häufig scheint Büroarbeit im weitesten Sinne eine der
wenigen Arbeitsfelder, die Frauen – vor allem mit körperlichen Einschränkungen –
zur Verfügung stehen.
Unterstützungsangebote müssen nach Art der Behinderung der Frau differenziert
werden. Für Frauen mit körperlichen Einschränkungen und mit Sinnesbehinderungen
sind bauliche Anpassungen und behinderungsgerechte Adaptionen des
Arbeitsplatzes notwendig. Frauen mit Lernschwierigkeiten und mit psychischer
Problematik benötigen Unterstützung durch ihr Umfeld. Ihre Bedürfnisse müssen bei
Arbeitsstruktur und –tempo berücksichtig werden.
163