Schönes Leben – Ausgabe 77
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
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ne verglichen, die zweimal am Tag statt Kleidungsstücken die<br />
Landschaft schleudert, durcheinander wirbelt und in den<br />
Trockner gibt. Alle sechs Stunden wird der Streifen Meeresboden<br />
von der Flut überspült, bis sich das Wasser bei Ebbe<br />
wieder auf die Flucht begibt. Kehrt es zurück, bringt es neuen<br />
Schlick mit, und dieser Schlick hat es „in“ sich. Er besteht<br />
aus kleingemahlenen Tier- und Pflanzenresten, die vom<br />
Grund der Flüsse, Seen und Meere stammen. Diese organische<br />
Substanz vermischt sich mit Plankton und anderen<br />
Mikroorganismen <strong>–</strong> ein ausgezeichneter Nährboden für<br />
Kleinlebewesen.<br />
Für Ungeübte sind Wattwanderungen eine potenzielle<br />
Gefahrenquelle höchsten Maßes. Immer wieder kommt es<br />
vor, dass Menschen mit ihrem <strong>Leben</strong> spielen und auf eigene<br />
Faust starten. Bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung<br />
Schiffbrüchiger (DGzRS), die an Nord- und Ostsee eine<br />
Flotte von rund 60 Seenotrettungskreuzern und Rettungsbooten<br />
unterhält, kann man ein Lied davon singen. Manchmal<br />
klingt es todtraurig: Auch DgzRS-Schiffe kommen gelegentlich<br />
zu spät.<br />
Die DgzRS-Statistik für 2021 weist aus, dass bei insgesamt<br />
2.023 Einsätzen (2020: 1.720) 3.505 Menschen (2020:<br />
3.492) Hilfe geleistet wurde. Unter anderem wurden 272<br />
Menschen aus drohender Gefahr befreit, in der Regel aus<br />
dem Wattenmeer gerettet. 2020 waren es 317 Personen.<br />
Warnung vor Wattwanderungen<br />
ohne Führer<br />
Das Problem: Im Watt können Wattwanderer von plötzlich<br />
auftretenden Seenebeln oder Gewittern überrascht werden.<br />
Oder die Flut meldet sich schneller zurück als erwartet und<br />
das rettende Ufer ist zu weit weg. Es kann auch passieren,<br />
dass es nah zu sein scheint, aber der Weg durch Rinnen versperrt<br />
wird. Diese Priele können bis zu 50 Meter tief sein.<br />
Bei Flut laufen sie zuerst voll.<br />
Tückisch ist ebenfalls der so genannte Treibsand. Der<br />
wurde schon manchen Schiffen und auch Wattwanderern<br />
zum Verhängnis. Die DGzRS zieht eine Parallele zu einer<br />
sehr zähen Flüssigkeit, die den menschlichen Körper umgibt.<br />
Der eigene Körper besitzt genügend Aufttrieb, damit das<br />
Untergehen im Treibsand verhindert wird. Doch <strong>Leben</strong>sgefahr<br />
besteht bei auflaufendem Wasser, wenn es bis dahin<br />
nicht gelungen ist, sich aus dem Treibsand zu befreien.<br />
Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten: Auch verschiedene Krebsarten<br />
zählen dazu.<br />
Ziel Unterfeuer Tossens: Er ist nach einer zehn Kilometer langen<br />
Wanderung erreichbar.<br />
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Sommer 2022