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Schönes Leben – Ausgabe 77

Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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Ökosysteme und stärkt den vernünftigen Umgang der Menschen<br />

mit der Thematik“, erläutert Försterin Elke Urbansky<br />

(siehe Interview und Kasten). Die Waldpädagogin hat es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, insbesondere junge Menschen für das<br />

Thema zu sensibilisieren. Die von ihr entwickelte waldpädagogische<br />

Bildungseinheit „Wald <strong>–</strong> Feuer <strong>–</strong> Klima“ kam<br />

jüngst in die enge Auswahl der besten Projekte bei der Vergabe<br />

für den Deutschen Waldpädagogikpreis der Schutzgemeinschaft<br />

Deutscher Wald.<br />

„Über 90 Prozent der Waldbrände sind menschengemacht<br />

<strong>–</strong> oft durch Unachtsamkeit oder sogar Brandstiftung. Wir<br />

brauchen neue Herangehensweisen an das Phänomen Feuer.<br />

Die langfristige Anpassung der Wälder ist dabei von enormer<br />

Bedeutung, ebenso wie kurzfristige präventive Maßnahmen“,<br />

sagt Elke Urbansky. Hierbei sei die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen den Akteuren ein entscheidender Faktor.<br />

Über 90 Prozent der Waldbrände sind menschengemacht<br />

<strong>–</strong> oft durch Unachtsamkeit<br />

oder sogar Brandstiftung.<br />

„Alle die hier gemeinsam üben, haben ein gemeinsames<br />

Ziel: die Waldbrandprävention“, sagt Maria Schloßmacher,<br />

zuständig für Öffentlichkeitsarbeit beim European Forest<br />

Institute. Dazu gehöre auch die Forschung als ein wichtiger<br />

Teil des Projekts. „Wir müssen wissen, wie wir die Resilienz<br />

von Ökosystemen erhöhen und welche Baumarten wir dafür<br />

brauchen“, sagt die Öffentlichkeitsbeauftragte.<br />

„Hier arbeiten Menschen zusammen, denen der Wald<br />

besonders am Herzen liegt“, bestätigt Ulrich von Mirbach,<br />

der seit Jahrzehnten den Bernstorffschen Forst als einer von<br />

drei Hauptförstern verwaltet. Der Forstingenieur muss sich<br />

mit Problemen wie lang anhaltender Trockenheit, Schädlingsbefall<br />

und Wetterextremen auseinandersetzen. Um gegen die<br />

Folgen der zunehmenden Erderwärmung gewappnet zu sein,<br />

setzen Forst-Experten schon länger auf einen „Umbau“ des<br />

Waldes. Zu Recht, denn neueste Studien eines internationalen<br />

Forscherteams belegen, dass artenreiche Wälder anpassungsfähiger<br />

und widerstandsfähiger <strong>–</strong> also resilienter <strong>–</strong> sind als<br />

Wälder mit wenigen Baumarten wie beispielsweise Fichten-<br />

Monokulturen. Das Forscherteam, dem unter anderem Wissenschaftler<br />

des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung<br />

(iDiv), der Chinesischen Akademie der<br />

Wissenschaften Beijing (CAS), der Universität Leipzig, der<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Technischen<br />

Universität Dresden und der Universität Zürich angehörten,<br />

fand überdies heraus, dass artenreiche Wälder mit vielen<br />

Baumarten mehr Holz produzieren. Forst-Experte Ulrich von<br />

Mirbach darf sich bestätigt fühlen: Schon seit vielen Jahren<br />

verfolgt er das Konzept, in seinem rund 6000 Hektar großen<br />

Zuständigkeitsgebiet langfristig eine möglichst breite<br />

Mischung aus Laub- und tief wurzelnden Nadelbaum-Arten<br />

aufzubauen. So sollen die Wälder Wassermangel und Dürre<br />

besser widerstehen können <strong>–</strong> und gleichzeitig wertvolles<br />

Holz für den Verkauf liefern.<br />

Damit ein Waldbrand gar nicht erst komplett außer Kontrolle<br />

gerät und auf einen Schlag riesige Waldflächen vernichtet<br />

werden, üben die Projektteilnehmer, wie im Ernstfall<br />

das Schlimmste verhindert werden kann. Dabei setzen sie auf<br />

moderne Technik: Mit einer ferngesteuerten Mulch-Raupe<br />

entfernt Michael Hauke von der Firma Energreen alles<br />

brennbare Material vom Waldboden. Es gilt, eine Brandschneise<br />

um ein Wohnhaus zu schlagen und zwar ferngesteuert<br />

und aus sicherer Entfernung.<br />

Die Maschine kennt keine Gnade. Holz splittert, Äste<br />

brechen. Schonungslos frisst sich das Kettenfahrzeug durch<br />

das Unterholz. „Unsere Firma bietet neue Lösungen zur<br />

Waldbrandbekämpfung und zur Vorbeugung. Der RoboGreen<br />

evo Firemaster ist ein funkgesteuerter Geräteträger mit einem<br />

speziellen Forstmulchkopf zum Anlegen von Schneisen“,<br />

erläutert Michael Haukes Kollege Dieter Enders in sicherem<br />

Abstand. Zudem könne die Maschine mit zahlreichen Anbau-<br />

Feuerwehrmänner trainieren auf der Übungsfläche, wie sie Waldbrände<br />

mit Gegenfeuern wirkungsvoll bekämpfen können.<br />

<br />

Foto: Christian Schmidt<br />

Alexander Held (links) und Dr. Michael Herrmann sind ausgewiesene<br />

Experten in Sachen Waldbrandbekämpfung und -prävention. „90 Prozent<br />

aller Waldbrände sind menschengemacht“, weiß Alexander Held.<br />

<br />

Foto: Carsten Weede<br />

56 Sommer 2022

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