Schönes Leben – Ausgabe 77
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ein Programm, das zur Sensibilisierung in Sachen Waldbrandgefahr<br />
und zum Kompetenzerwerb beim Umgang<br />
mit Feuer beitragen soll. Neben dem Kennenlernen des<br />
Waldes als Brennstofflager, lernen die Kinder erlebnisorientiert<br />
mit Feuerstählen selbst ein Feuer zu entfachen. Aus<br />
dem Wald mitgebrachtes: Holz, Zweige, Humus, Moos,<br />
Rinde usw. wird auf dem Schulhof angezündet und darf<br />
dann mit einem Löschrucksack, Feuerpasche, Sandschaufel<br />
usw. <strong>–</strong> also modernen Handgeräten der Vegetationsbrandbekämpfung,<br />
gelöscht werden. Und jedes Feuer wird<br />
luftdicht mit Sand abgedeckt, damit es sich nicht wieder<br />
entzünden kann. Kinder, die das einmal selbst gemacht<br />
haben, können in Zukunft hoffentlich sicher damit umgehen.<br />
Das ist das Ziel!<br />
Wie reagieren Kinder und Jugendliche in euren<br />
Workshops auf das Thema Waldbrand?<br />
Da das Thema im Wald vermittelt wird, sind Kinder oft<br />
erstaunt darüber, was dort alles so brennbar ist. Insbesondere,<br />
dass die Humusschicht und die Vegetation brennen<br />
kann, überrascht die meisten Kinder. Die Unterscheidung<br />
von Mineralboden und Humus ist ihnen unbekannt. Die<br />
Kinder können im Wald alles sehen, fühlen und schmecken<br />
und lernen damit den Wald aus einer anderen Perspektive<br />
zu sehen. Förster sprechen von Bäumen und Holz<br />
im Wald, Feuerwehrleute nennen es Brandlast.<br />
Am meisten begeistert die Kinder das eigenständige Feuer<br />
mit Feuerstählen zu entfachen und dieses mit einem echten<br />
Löschrucksack oder Feuerpatschen zu löschen.<br />
Es ist gängiger Irrglaube, dass die häufigste<br />
Brandursache Blitze sind. Wie reagieren Kinder<br />
darauf? Ist das bekannt?<br />
Dass Blitzschlag eine absolut seltene Ursache für Waldbrände<br />
ist, wissen viele Kinder und Jugendliche nicht.<br />
Häufig wird auch die im Wald liegengelassene Glasflasche<br />
als Waldbrandursache genannt. Wissenschaftlich ist nachgewiesen,<br />
dass Glasflaschen in äußerst seltensten Fällen<br />
zu einem Brand führen können. Dieses Märchen hält sich<br />
so gut wie die Meinung, dass Spinat eisenhaltig ist!<br />
Wie vermittelst du waldbrandspezifische<br />
Inhalte?<br />
Der Vorteil eines Waldpädagogikzentrums ist, dass unser<br />
häufigster Lernort der Wald ist, in dem wir unsere Inhalte<br />
vermitteln. Durch verschiedene Methoden bespricht und<br />
bearbeitet man Themen. Die Kinder erkunden den Wald<br />
mit den Augen der Feuerwehr und lernen Begriffe wie<br />
Bodenfeuer und Kronenfeuer. Der Kompetenzerwerb des<br />
Feuermachens und das sorgfältige Löschen eines Feuers<br />
kann meist nur auf dem Schulhof stattfinden, oder über<br />
verschiedene Experimente zu Aha-Erlebnissen führen.<br />
Wichtig ist mir dabei, dass jedes Kind durch eigenes Tun<br />
lernt, zum Beispiel das Entfachen eines Feuers mit dem<br />
Feuerstahl. Die unmittelbare Erfahrung, dass ein Funke<br />
reicht, um ein Feuer entstehen zu lassen, soll hoffentlich in<br />
Zukunft einen sensiblen Umgang mit Feuer erreichen.<br />
Gleichzeitig werden die Kinder spielerisch an das Löschen<br />
eines Feuers mit einem Löschrucksack und anderen Geräten<br />
herangeführt. Vielleicht für viele Kinder die erste<br />
Löscherfahrung in ihrem <strong>Leben</strong>. Wenn die Feuerstelle<br />
schlussendlich entweder mit einem Spaten oder mit den<br />
Kinderhänden komplett mit Sand oder Erde abgedeckt ist,<br />
sodass keine Luft mehr zum Brennstoff kommt, der ggf.<br />
noch glüht, haben größtenteils alle Kinder praktisch dazu<br />
beigetragen, ein Feuer ganz sicher zu löschen und haben<br />
Schlange stehen, um mit dem Löschrucksack zu löschen (3. Klasse<br />
Grundschule)<br />
.Foto: R. Bettermann<br />
Feuermachen mit Feuerstahl und Zunder wie beispielsweise Kienholz.<br />
<br />
Foto: R. Bettermann<br />
58<br />
Sommer 2022