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Schönes Leben – Ausgabe 77

Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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1897 erhielt St. Viti den heutigen neugotischen Turm, die<br />

auffälligste bauliche Veränderung. Eine Zeichnung von Heinrich<br />

Vogeler zeigt noch den ursprünglichen Turm vor dessen<br />

Ersatz durch eine dem damaligen Zeitgeschmack entsprechende<br />

Gestaltungslösung. Anders als am äußeren Kirchenschiff<br />

kam es im Innenraum im Laufe der Jahrhunderte zu<br />

verschiedenen deutlich sichtbaren Umgestaltungen. So wurde<br />

vermutlich bereits im 12. Jahrhundert die wohl ursprüngliche<br />

Holzdecke durch ein Kreuzgewölbe ersetzt. Dies erforderte<br />

die nachträgliche Anfügung äußerer Schrägpfeiler zur Ableitung<br />

des horizontalen Gewölbedrucks.<br />

St. Viti Kirche und Kloster in Zeven<br />

Im Jahre 1141 wurde ein Frauenkloster von Heeslingen nach<br />

Zeven verlegt und die bis heute bestehende Kirche erbaut.<br />

Sie ist eine einschiffige, aus Feldsteinen in romanischem Stil<br />

erbaute Kreuzkirche und die älteste Kirche mit durchgängiger<br />

Wölbung im Elbe-Weser-Dreieck. Die Außenmauern<br />

wurden im Laufe der Zeit stellenweise mit Ziegelsteinen<br />

ergänzt und erhielten so ein Wechselspiel zwischen den<br />

Steinmaterialien. Das Kloster wurde nach einem vorgegebenen<br />

Systemplan des Benediktiner-Ordens gebaut und bestand<br />

als Konvent bis 1648. Die strenge Ordnung solcher<br />

Klosteranlagen sollte die innere Ordnung des klösterlichen<br />

Menschen widerspiegeln. Nachdem 1231 Reliquien des heiligen<br />

Vitus von Corvey nach Zeven verlegt wurden, entwickelte<br />

sich dort ein wichtiger Wallfahrtsort und führte zur<br />

Blüte des Ortes. 1648 fiel die Anlage für mehrere Jahrzehnte<br />

an die schwedische Krone. In der Barockzeit erhielt die Kirche<br />

eine sogenannte welsche Haube, heute ein Wahrzeichen<br />

der Stadt. Mit dem Tod der letzten Nonne 1695 endete die<br />

Geschichte des Klosters endgültig. 1824/25 diente der Zevener<br />

Kirchturm Carl Friedrich Gauß als einer der Dreieckspunkte<br />

für seine Landvermessungen. 1867 sollte die Kirche<br />

wegen Baufälligkeit abgerissen werden, 1872 wurde sie dann<br />

doch renoviert. Von den Klostergebäuden existiert nur noch<br />

ein Flügel. Der ehemalige Kreuzgang wird heute durch einen<br />

entsprechend gestalteten Laubengang angedeutet.<br />

Katharinen-Kirche Bliedersdorf<br />

Im Jahre 1240 wurde das Bliedersdorfer Gotteshaus gebaut.<br />

Für den Bau der Feldsteinkirche ist vermutlich Iwan von<br />

Bliedersdorf verantwortlich. Der Nachfahre des Franken<br />

„Blidher” und treuer Gefolgsmann des Bremer Erzbischofs<br />

ließ die Kirche errichten, nachdem aufständische Stedinger<br />

Bauern aus dem Raum westlich von Bremen im Kampf<br />

besiegt worden waren. Das massive Mauerwerk des Gebäudes<br />

mit kleinen Fenstern lässt vermuten, dass der Bau auch<br />

St.Viti Kirche in Heeslingen<br />

St. Viti Kirche in Heeslingen mit neugotischem Turm<br />

St. Viti-Kirche in Zeven <strong>–</strong> Zugang durch den Turm und nebenstehendes<br />

ehemaliges Klostergebäude<br />

Sommer 2022 63

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