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Schönes Leben – Ausgabe 77

Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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Elbe trage durch eine in Deutschland einzigartige Dichte von<br />

gefährdeten Nutztierrassen in besonderem Maße zur Erhaltung<br />

der genetischen Vielfalt bei, betont der Fachmann. Mit<br />

der Haltung und Zucht von Schweinen, Rindern, Schafen und<br />

Ziegen kennt er sich bestens aus: Dr. Uwe Clar war bis zu<br />

seiner Pensionierung stellvertretender Leiter des Landwirtschaftlichen<br />

Bildungszentrums der Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen in Echem (Landkreis Lüneburg). Da er auch<br />

noch Vorsitzender des Vereins Stammbuch für Kaltblutpferde<br />

Niedersachsens e.V. ist und zudem Erfahrung in der Geflügelhaltung<br />

hat, weiß er genau, worauf es ankommt, damit<br />

sich die verschiedenen Nutztierarten in menschlicher Obhut<br />

wohl fühlen können.<br />

Gleiches gilt für Antje Feldmann: Die Diplom-Agrarwissenschaftlerin<br />

ist seit 1992 hauptamtliche Geschäftsführerin der<br />

Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen<br />

e.V. (GEH) mit Sitz in Witzenhausen. Die 1981<br />

gegründete GEH zählt mittlerweile bundesweit über 2100<br />

Mitglieder <strong>–</strong> darunter zahlreiche praktische Landwirte, Tierzüchter,<br />

Biologen und Veterinärmediziner. „Alle, denen das<br />

Thema der Vielfalt ein Anliegen ist, sind willkommen im<br />

Kreis der GEH“, betont Antje Feldmann. Die GEH-<br />

Geschäftsführerin und Hartmut Heckenroth hatten den Hof<br />

der Familie Peters im Vorfeld genau inspiziert. Die Experten<br />

überprüften die Haltungsbedingungen aller Tiere, ließen sich<br />

Ställe, Weiden, Schlacht- und Zerlegeräume sowie den<br />

hübsch dekorierten Hofladen zeigen. „Eine artgemäße Haltung<br />

und Fütterung aller Tiere ist eine Grundvoraussetzung<br />

für die Ernennung zum Arche-Hof. Die Tiere sollen in Gruppen<br />

gehalten werden und Auslauf zur Verfügung haben sowie<br />

Einstreu im Liegebereich“, erklärt Antje Feldmann.<br />

Der Begriff „Arche- Hof“ ist beim Deutschen Patentamt als<br />

Marke eingetragen und das Emblem rechtlich geschützt.<br />

Demnach können nur durch die GEH anerkannte Höfe den<br />

Titel Arche-Hof führen und das Logo für ihre eigene Werbung<br />

verwenden. „Jeder Arche-Hof hat seinen eigenen Charakter,<br />

er lebt durch die Menschen, die sich der Erhaltungsarbeit<br />

widmen. Die Vielfalt der <strong>Leben</strong>sformen und Gedanken<br />

ist groß, und es ist immer wieder spannend zu erfahren, wie<br />

der Mensch zum Tier, oder das Tier zum Menschen kam, wie<br />

diese auf dem Abstellgleis gelandeten Nutztiere zum neuen<br />

Vorzeigemodell werden können“, sagt Antje Feldmann.<br />

„Viele Menschen wissen, dass Wildpflanzen und Wildtiere<br />

aussterben, aber nur wenigen ist bekannt, dass Ähnliches<br />

auch gleich nebenan in der Landwirtschaft mit Kulturpflanzen<br />

und Haustierrassen passiert“, sagt Hartmut Heckenroth.<br />

Sie haben keinen Platz in der industrialisierten Landwirtschaft,<br />

in der wenige Hochleistungssorten und -rassen heute<br />

die Nahrungsmittel der Menschheit produzieren. In Deutschland<br />

stehen rund 100 alte Nutztierrassen auf der Roten Liste<br />

der GEH. Vor 50 Jahren gab es diese Tiere auf Weiden und<br />

Bauernhöfen, alle an ihre regionalen Bedingungen angepasst.<br />

„Einige Rassen wie das Deutsche Weideschwein sind schon<br />

ausgestorben. Mit ihnen gehen wertvolle Eigenschaften wie<br />

robuste Gesundheit, Fruchtbarkeit und ein gutes Temperament<br />

verloren“, erklärt Hartmut Heckenroth.<br />

In der Arche-Region Flusslandschaft-Elbe finden viele der<br />

seltenen und vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen ein<br />

neues Zuhause. Diese Vielfalt gilt es zu bewahren. 180 Fami-<br />

Das Bunte Bentheimer Schwein ist vom Aussterben bedroht. Wenige<br />

„Wirtschaftsrassen“ haben den Platz früherer, regional angepasster<br />

Rassen eingenommen. In jüngster Vergangenheit gewinnt das Bunte<br />

Bentheimer Schwein jedoch wieder vermehrt an Bedeutung, da diese<br />

robuste Rasse durch hervorragende Fleischqualität überzeugt.<br />

<br />

Foto: Carsten Weede<br />

Horst-Dieter Peters ruft, und schon kommen die weißen Parkrinder zum Weidezaun.<br />

Antje Feldmann zeigt sich sehr zufrieden mit der Tierhaltung auf dem Hof<br />

der Familie Peters.<br />

<br />

Foto: Carsten Weede<br />

80 Sommer 2022

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