Allgäuer Wirtschaftsmagazin Ausgabe 4_2023

Editorial | August 2023
Liebe Leserinnen und Leser,
TITELBILDER: EIRENSCHMALZ, AQUARIA ERLEBNISBAD-BETRIEBS GMBH, GROB-WERKE GMBH & CO.KG, ALLGÄUER ÜBERLANDWERK GMBH, DETHLEFFS GMBH & CO. KG
BILD: KATRIN ROHDE
sie fehlen überall: in der Pflege, der Gastronomie
und im Handwerk. Aber auch bei
Lehrern, Ärzten und Richtern, Kita- und
IT-Kräften sind die personellen Lücken
spürbar. Die politische Debatte, wie dieser
Mangel zu beheben sei, dreht sich aber
meist nur um das Thema Zuwanderung
und wie Deutschland für ausländische
Fach kräfte attraktiv wird. Denn lässt sich
dieser Riss nicht kitten, droht dem erlahmenden
deutschen Wirtschaftsmotor der
Totalausfall.
Wenig beachtet, so ist meine Wahrnehmung,
wird in diesem Zusammenhang die
steigende Anzahl der Menschen, die
Deutschland den Rücken kehren. Über
die hohe Zahl der Abwanderung wird kaum
gesprochen. Mehr als 262.000 Menschen
sind im vergangenen Jahr ausgewandert,
mehr als doppelt so viele wie noch 1993. Der
größte Teil davon sind Männer und Frauen
im arbeitsfähigen Alter, 63 Prozent davon
sind Menschen zwischen 25 und 39 Jahren.
In der Mehrheit sind es hochqualifizierte
Fachkräfte, etwa drei Viertel haben einen
Hochschulabschluss. Nach Angaben der
internationalen Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) leben rund 3,8 Millionen Deutsche
außerhalb Deutschlands. Mit einer Auswanderungsrate
von 5,1 Prozent liegt
Deutschland demnach auf Platz drei im
internationalen Vergleich. Nur in Großbritannien
und Polen wandern noch mehr
Menschen aus.
Mich haben diese Zahlen aufgeschreckt,
denn diese Entwicklung ist alarmierend vor
dem Hintergrund des (Fach-)kräftemangels.
Was macht das Ausland, insbesondere die
Schweiz und Österreich, was machen sie
besser und warum zieht es so viele hochqualifizierte
Deutsche über die Grenzen?
Laut einer jüngsten Umfrage sind vor allem
die berufliche Motivation und das Einkommen
der Gründe für die Ab wanderung
(das sagen 58 Prozent). Ich finde, an diesem
Punkt gilt es anzuknüpfen und noch gezielter,
noch schneller und noch passender
Jobsuchende und Wechselwillige sowie
junge Menschen auf der Suche nach ihrer
Berufung in ein Unternehmen ihrer Wahl
einzubinden – bevor sie den Gedanken
tragen, ihrem Glück im Ausland nachzujagen.
Auch deshalb haben wir vor einiger
Zeit die Dating-App unter den Job-Portalen,
den „swiitcher“, entwickelt, der Bewerber
mit Unternehmen passgenau und zielgerichtet
matcht. In der Erwartung, langfris tige
Beziehungen zu ermöglichen.
Der Beginn einer großen Liebe? Deren Fundament
haben wir vom TT Verlag bereits
2009 gelegt, als wir uns dem Wirtschaftsgeschehen
im Allgäu verschrieben haben.
Von ihr, der Liebe zur Heimat, zeugen auch
die Anstrengungen der Oberbürgermeister
der großen Allgäuer Städte, die in unseren
aktuellen Sommerinterviews zu Wort kommen.
Sehr lesenswert. In unseren Themenschwerpunkten
Finanzen, Recht, Industrie
und Automation widmen wir uns dann
wieder ganz gezielt und passgenau den
Fachthemen und Expertenmeinungen. Und
die Regio-Beilage Unterallgäu – bestimmt
haben Sie sie schon entdeckt – hat nun
wirklich alles, was man braucht: In ihr ist
vom Tourismus, dem Handwerk und der
Industrie im nördlichsten der Allgäuer
Landkreise zu lesen, einem stabilen Mix, bei
dem es außerdem die Schönheit einer faszinierenden
Kulturlandschaft obenauf gibt.
Goodbye Allgäu! Das gilt höchstens für
einen kurzen Sommerurlaub. Danach se hen
wir uns wieder, im Allgäuer Wirtschaftsmagazin.
Ihr
Thomas Tänzel
Verlagsinhaber
4 | 2023
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