E Eintausendzweihundert Inseln liegen unter mir. Na ja, nicht direkt in meinem Bildausschnitt, aber so viele Inseln zählen die Malediven. Eintausendzweihundert Inseln, das klingt nach viel, dennoch machen die Inseln lediglich ein Prozent des Landes aus. Der Rest, also 99 Prozent, sind Wasser, genauer gesagt Indischer Ozean, denn in dem liegen sie, die 1.200 Inseln. Auf einer der nur 200 bewohnten Eilande hat sich das Hurawalhi Island Resort positioniert und eröffnet eine ganz eigene Welt – sogar mit eigener Zeitzone. So muss ich im tiefstgelegenen Land der Welt, in dem keine Insel höher als 1,80 Meter aus dem Wasser ragt, zumindest nicht zum Dinner hetzen, weil die Sonne sich nämlich in der umliegenden Zeitzone genau dann verabschiedet, wenn die Vorspeise serviert wird. Das will ja keiner, weil die Sonnenuntergänge hier nun mal so unglaublich fotogen sind. Aber dazu später mehr. Erst einmal »Maruhabaa«, ein maledivisches Willkommen. Die Ocean Pool Villa, eine von insgesamt 90 Villen im Hurawalhi im Norden des Lhaviyani-Atolls, verwöhnt mit Größe und Stil, mit Design und allem, was man sich als Gast nur erträumen kann. Sogar mit großem TV. Mal ehrlich, wer braucht den denn eigentlich, wenn doch der schönste Film direkt vor dem Fenster spielt? Denn da liegt mir der Ozean zu Füßen und vom eigenen Pool kann ich auf das türkisfarbene Meer blicken und die Unterwasserwelt vor meiner Veranda beobachten. Die insgesamt 30 Ocean Pool Villas sind nur wenige Schritte vom westlichsten Punkt der Insel und einer der schönsten Bars der Malediven und – wie ich das so sehe – dieses Planeten entfernt. Ich spreche vom Champagner Pavillon am Ende des Stegs und der ist wiederum irgendwie am Ende der Welt. Denn hier scheint die Zeit stillzustehen. Hier ist alles und nichts. Hier finde ich den wohl romantischsten Ort, den ich kenne, inklusive endlosem- Horizont. Mehr Meer geht nicht. Mehr schön ist kaum möglich. Das Lichtkaleidoskop schenkt mir einen Pantone-Farbrausch, der mich in Demut versetzt, während Dilan, der Butler, perfekt temperierten Taittinger Champagner kredenzt. Neben den obligaten Nüsschen frohlockt eine hölzerne Box mit appetitanregenden Kleinigkeiten. Im aufgeklappten Deckel ist »A toast to the sun’s fiery kiss to the night« zu lesen. nd dann gleitet ganz langsam Wolke sieben im leichten Wind und in Zartrosa vorbei. Am Ende der Welt und am anderen Ende der Sitzgruppe geht ein junger Mann vor seiner Begleitung auf die Knie. Die Antwort kann hier nur »Ja« lauten. Das Hurawalhi hat mehr für mich im Programm. Ich tauche unter. Mit Schnorchelequipment, das sich jeder Gast für seinen Aufenthalt ausleihen kann. Zu gern würde ich ja Mantarochen sehen, diese riesigen ufoartigen Geschöpfe, die so majestätisch durch Neptuns Reich gleiten. Nur bin ich leider nicht zur rechten Zeit hier. Meine Lieblingstiere kommen eher im <strong>Herbst</strong> vorbei. Manchmal aber sieht man auch jetzt hier und da vereinzelt den einen oder anderen. Aber ob mir das Glück derart hold ist? Das wird sich zeigen. Mit dem Boot fährt Paola, eine der Meeresbiologinnen, mit uns in die Kuredu Lagoon. Hier sollen wir Schildkröten finden. Regen setzt ein und prasselt mit voller Wucht auf das sonst so ruhige Wasser. Schildkröten sehe ich an diesem Tag keine. Ich sehe Fischschwärme in Schwarz. Andere sind bunt gestreift. 30 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
SEHNSUCHT | Malediven Lieblingsbeschäftigung? Kopf ins Wasser stecken und zum Schnorcheln in die bunten Unterwasserwelt abtauchen. Oder sonnenbaden auf der Terrasse der luxuriösen Overwater- Villen. Das wird auch nie langweilig! Mehr Meer geht nicht. Mehr schön ist kaum möglich. herbst <strong>2023</strong> 31