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reisen EXCLUSIV Herbst 2023

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NATUR | Vancouver Island<br />

ne entgegenwachsen, unentdeckt. TJ Watt ist immer auf<br />

der Suche nach Giganten, bevor sie von der Holzindustrie<br />

gefunden werden. Bäume wie Big Lonley Doug sind<br />

ein Vermögen wert. Dabei ist er lebendig sehr viel wertvoller<br />

für die Fauna, die Flora und das gesamte kosystem.<br />

Auch wirtschaftlich ist ein lebender Doug auf Dauer<br />

sehr viel einträglicher als ein gefällter Doug: Jedes Jahr<br />

pilgern Tausende Touristen nach Vancouver Island, um<br />

die Baumriesen zu bewundern und durch die feuchten<br />

Regenwälder zu wandern. TJ weiß: Je lauter der Ruf der<br />

ffentlichkeit ist, die Wälder zu erhalten, desto schwieriger<br />

macht er es der Holzlobby.<br />

Um noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren, hat<br />

er Doug 2014 seinen Namen gegeben. Eine einfache<br />

Douglasie ist schnell vergessen. Aber Big Lonley Doug,<br />

der einsam über ein immergrünes Tal wacht? Das bleibt<br />

hängen. Und so tauft TJ besonders schöne und alte Waldabschnitte<br />

mit Namen und kreiert so Sehnsuchtsorte:<br />

Eden Grove, Jurassic Grove oder Avatar<br />

Grove. Letzteres ist inzwischen<br />

geschützt dank und seinen Mitstreitern.<br />

Avatar Grove mit seinen<br />

imposanten Zedern, sowie die übrigen<br />

Waldabschnitte, zählen zu den<br />

beliebtesten Wanderregionen um<br />

Port Renfrew. Der ehemalige Holzfällerort<br />

sieht sich mittlerweile selbst<br />

als Kanadas Hauptstadt der Urwaldbäume.<br />

»Nirgendwo sonst in Kanada<br />

kann man so einfach mit dem Wagen<br />

ins Herz der Wälder fahren und diese<br />

alten Bäume sehen«, sagt TJ.<br />

Doch Vancouver Island ist nicht<br />

nur ein guter Ort, um lebende Wolkenkratzer zu bewundern,<br />

sondern auch die Giganten der Meere. Die große<br />

Pazifikinsel liegt direkt an der Migrationsroute verschiedener<br />

Walarten. Im Frühjahr passieren bis zu 20.000<br />

Grauwale die Westküste von Vancouver Island. Von April<br />

bis Oktober ziehen auch Buckelwale an der Insel vorbei.<br />

Dazu stehen das ganze Jahr über die Aussichten gut,<br />

Delfine, Schweinswale oder Orcas zu sichten. Die Bedingungen<br />

für die Meeressäuger sind vor British Columbia<br />

optimal, denn die Gewässer sind tief und nährstoffreich.<br />

Walbeobachtungs-Tourismus trägt überall auf der<br />

Welt dazu bei, Umweltbewusstsein zu fördern sowie den<br />

Antrieb zu steigern, Wale und deren Habitat zu schützen.<br />

Oftmals lassen sich die Meeressäuger nur vom Boot<br />

aus beobachten. Die meisten Whale-Watching-Unternehmen<br />

folgen strengen Regeln, um die Tiere nicht zu<br />

bedrängen und in ihrem natürlichen Umfeld zu stören.<br />

Schließlich lässt sich nur dann Geld mit Whale-Watching<br />

verdienen, wenn auch Wale zu sehen sind. Daher will<br />

man die Riesen nicht vertreiben. Ähnlich wie beim Wald<br />

profitiert die ourismusbranche nur dann, wenn es den<br />

lebenden Giganten gut geht. Die für Wale schonendste<br />

Variante, sie zu beobachten, ist jedoch ohne Zweifel von<br />

Land aus. Vancouver Island, sowie die umliegenden Golfinseln,<br />

verfügen dafür über einige der besten Plätze weltweit.<br />

Um die Wale von Land aus zu beobachten, braucht<br />

man häufig noch nicht mal ein Fernglas. Der Ozean fällt<br />

vielerorts nahe der Küste tief ab, sodass man Wale bei<br />

einer Küstenwanderung mit Glück aus nächster Nähe<br />

sehen kann. Landbasiertes Whale-Watching hat viele<br />

Vorteile: Zum einen ist es vollkommen kostenlos. Man<br />

kann sich so viel Zeit nehmen, wie man möchte, und man<br />

dringt nicht in das Territorium der Wale ein. Der sogenannte<br />

Whale-Trail ist ein Netz verschiedener Pfade und<br />

Aussichtsspots entlang der Pazifikküste und der Salish<br />

Sea, des Meeresgebiets zwischen Vancouver Island und<br />

dem amerikanischen Bundesstaat Washington.<br />

iner dieser Spots befindet sich in Sidney, im Südosten<br />

von Vancouver Island. Der kleine Küstenort an der<br />

Spitze der Saanich-Halbinsel ist ein gemütliches Städtchen.<br />

Nur wenige Schritte vom nächsten Café entfernt,<br />

kann man gemütlich am Ufer sitzen<br />

und auf das Meer hinausblicken.<br />

Meist dauert es nicht lange, bis die<br />

ersten Meeresbewohner auftauchen.<br />

Nach nicht mal einer halben Stunde<br />

entdecke ich zwei Seelöwen, die<br />

neugierig die Küste inspizieren. Zögerlich<br />

schwimmen sie hin und her<br />

und kommen dabei immer näher, als<br />

könnten sie sich nicht entscheiden,<br />

wo genau sie an Land gehen wollen,<br />

um sich in der Sonne aufzuwärmen.<br />

Seelöwen stehen auf der Speiseliste<br />

von wandernden Orcas, die es in<br />

die Gewässer der Salish Sea zieht,<br />

um Jagd auf andere Meeressäuger zu machen. Beinahe<br />

ganzjährig kann man entlang von Vancouver Island und<br />

den Golfinseln auf die Killerwale treffen. Seit eher sind<br />

die schwarz-weißen Räuber wahre Publikumsmagnete<br />

und das Aushängeschild von Vancouver Island. Überall<br />

in Sidney prangt das Antlitz der eleganten Schwertwale<br />

an der Hafenmauer, an Cafs und sogar an Mülleimern.<br />

Sidney ist auch ein guter Ausgangspunkt, um die vorgelagerten<br />

Golfinseln zu erkunden. Auch die S-Küste<br />

ist nur einen Katzensprung entfernt. In der Ferne blitzt<br />

der schneebedeckte Gipfel von Mount Baker auf. Der<br />

ulkan befindet sich auf amerikanischem erritorium,<br />

gut 200 Kilometer entfernt. Während ich den Küstenweg<br />

entlangspaziere, erblicke ich noch immer keine Orcas,<br />

dafür aber ein paar Schweinswale. Ihre Rückenflossen<br />

durchschneiden immer mal wieder die spiegelglatte<br />

Oberfläche der Bucht. Auch die kleinen ahnwale stehen<br />

auf dem Speiseplan der wandernden Orcas. Doch nicht<br />

alle Schwertwale machen Jagd auf Meeressäuger. Die in<br />

der Salish Sea permanent beheimateten Orcas sind reine<br />

Fischfresser. Sie sind etwas kleiner als ihre wandernden<br />

Artgenossen. Diese sogenannten ›Residents‹ sind so stark<br />

gefährdet, dass es Whale-Watching-Booten nicht erlaubt<br />

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