Im Morgengrauen hieven die Fischer prall gefüllte Netze an Bord. Die Unmengen an Heringen locken zahlreiche Orcas an. ge umkehren können. Aber ihr habt nicht aufgegeben.« Glückselig taumeln wir an Bord des Mutterschiffs. Die Kälte ist vergessen. Was für ein Auftakt. Heute waren wir mit Glück zur richtigen eit, am richtigen Ort. Den Rest des ags verbringen wir damit, uns aufzuwärmen, zu essen und jede Sekunde des Unterwasserspektakels wieder und wieder zu rekapitulieren. »Man kommt mit so vielen Erwartungen her. Alles ist aufregend und faszinierend und dann bekommt man tatsächlich noch viel mehr geboten, als man sich erhofft hatte«, freut sich Ale Pham. Der Amerikaner liebt Wale und war schon mit Pottwalen, Buckelwalen und Blauwalen im Wasser. Alex hat gelernt, dass man für die ganz besonderen Begegnungen bereit sein muss, Opfer zu bringen. »Es ist kalt, windig und das Wasser ist rau. Aber all diese Aspekte machen diesen Trip nur noch besser. Denn wenn man unter diesen Bedingungen etwas Außergewöhnliches sieht, hat man das Gefühl, als hätte man es sich verdient. Man ist hier auf einer Expedition. Es ist nicht irgendein Urlaub.« Der Rest der Woche vergeht wie im Rausch. Im Morgengrauen quetschen wir uns in die klammen Tauchanzüge und gehen auf Orca-Pirsch. Meist starten wir in der Nähe der Fischerboote. In einem mkreis von Metern ist es uns zwar nicht erlaubt, ins Wasser zu gehen, doch es ist eine fantastische Gelegenheit, die Orcas in Aktion zu erleben. m die groen Schiffe tummeln sich Hunderte. »Die Fischer stören die Orcas nicht, es gibt genügend Heringe für alle. Sie sind höchstens von uns genervt«, erklärt Asbrn. Manchmal sehen wir über Stunden keine Tiere und manchmal begegnen uns schlafende Gruppen. Immer wieder gibt es kurze Momente, zu denen wir auch zu den Walen ins Wasser können. Oft sind es nur wenige Minuten, aber jeder dieser Momente ist magisch. Für kurze Augenblicke schenken uns die Wale ihre Aufmerksamkeit und interagieren mit uns. Jede Begegnung ist wie ein Schatz. »Diese Art von Reisen macht süchtig, weil sie so unberechenbar sind«, sagt Ale bibbernd, während er seine Hände in die rmel seines Sturmponchos schiebt. »Wir können nie wissen, was uns erwartet. Aber dafür sieht man vielleicht Dinge, die noch nie jemand anderes vor dir gesehen hat.« Und so frieren wir mit Freude. eden ag sehen wir Orcas und häufig auch Buckelwale. Sogar Finnwale begegnen uns. 58 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> Am vorletzten Tag unserer Safari will es nicht aufhören zu regnen. ine Härteprüfung. Gegen hr beschliet ein Teil der Gruppe, zurück auf die Strønstad zu gehen. Ein zäher Rest bleibt auf dem Meer in der Hoffnung, dass sich das Frieren auszahlt. Noch ist Tageslicht da. Regen, Wind und Wellengang stellen uns auf die Probe. Doch es lohnt sich: urückhaltend begleiten wir eine Orca-Familie. Sie haben sich an den Klang unseres Schlauchboots gewöhnt, schwimmen mal vorweg und sind dann wieder ganz nah. Ihr Anblick lässt die Kälte vergessen. In den letzten Tagen habe ich viel über die Tiere gelernt. Ich glaube zu erkennen, ob ich ein Weibchen oder einen Bullen vor mir habe oder gerade ein Jungtier betrachte. Die Matriarchin schwimmt vorweg, in der Mitte der Gruppe folgt der Kindergarten. Mehrere Weibchen begleiten die Kälber, während die anderen nach Heringen suchen. Die Kleinen spielen miteinander, drehen sich auf den Rücken oder machen Bauchklatscher. Die Wale schwimmen ununterbrochen, machen keine Pause. Trotzdem wirkt es so, als ob sie uns nicht abhängen möchten. Immer wieder kehren sie zu unserem Boot zurück. Irgendwann werden ihre Bewegungen langsamer und Asbjørn macht den Motor aus. Schließlich gibt er grünes Licht. Wenn wir wollen, dürfen wir ins Wasser. Ich tauche direkt ab, weil ich mich Unterwasser schneller und leiser bewegen kann. Ein Weibchen kommt mit einem Jungtier auf mich zu und taucht kurz vor mir auf, um Luft zu holen. Wieder unter Wasser, umk<strong>reisen</strong> sie mich. Beäugen mich interessiert aus nächster Nähe und ohne Scheu. inen Augenblick verweilen sie, dann ziehen sie weiter. Glückselig tauche ich auf. Was für ein Finale! Ein letztes Mal tauche ich ab und schaue mich unter Wasser um. Als ich mich umdrehe, ist direkt hinter mir ein Orca-Weibchen. Sie mustert mich und richtet sich ein wenig auf. Will sie mich imitieren? Ich strahle sie an. Fast als wollte auch sie mich anlächeln, öffnet sie ihr Maul und ich sehe ihre ähne und die rosafarbene unge. Der Moment ist vollkommen und friedlich. Dann dreht sie sich leicht auf die Seite, blickt mich an und schwimmt davon. Die Szene brennt sich in mein Gedächtnis. in Orca-Lächeln zum Abschied? Besser geht’s nicht! Lust auf Abenteuer? Auch in der nächsten Orca-Saison organisiert Simon Lorenz mit »Insider Divers« eine Gruppenreise nach Norwegen. Frühes Buchen lohnt sich, denn die Zahl der Plätze ist begrenzt. Weitere Informationen zu Daten und Ablauf gibt es unter: www.insiderdivers.com herbst <strong>2023</strong> Fotos: Bianca Klement (4), Alex Phan, Simon Lorenz, thecallmethewildrose/Shutterstock.com, Alessandro de Maddalena/Shutterstock.com, Petr Slezak/Shutterstock.com
NATUR | Norwegen Man ist hier auf einer Expedition. Es ist nicht irgendein Urlaub. Tromsø sieht sich selbst als Hauptstadt der Arktis. Die Inselmetropole bietet viele nachhaltige Aktivitäten und ist als »Sustainable Destination« zertifiziert. 59