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Capsaicinoide in frischem und verarbeitetem Gewürzpaprika

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THEORETISCHER TEIL Seite 6<br />

3.2 Sensorische <strong>und</strong> sonstige Eigenschaften<br />

Capsaic<strong>in</strong> ist 150-300 mal schärfer als das Piper<strong>in</strong> des Pfeffers <strong>und</strong> kann noch <strong>in</strong> Lösungen<br />

von 0,05 mg/l sensorisch wahrgenommen werden. Die anderen natürlich vorkommenden<br />

<strong>Capsaic<strong>in</strong>oide</strong> haben e<strong>in</strong>e Schärfe, die bei etwa 50-100 % des Capsaic<strong>in</strong>s liegen 19 <strong>und</strong><br />

unterschiedlich empf<strong>und</strong>en werden. Capsaic<strong>in</strong> <strong>und</strong> Dihydrocapsaic<strong>in</strong> besitzen e<strong>in</strong>e<br />

schneidende <strong>und</strong> stechende Schärfe, im Gegensatz zu Nordihydrocapsaic<strong>in</strong>, dessen Schärfe<br />

am angenehmsten beurteilt wird. 20<br />

Die <strong>Capsaic<strong>in</strong>oide</strong> werden nicht über die Geschmacksknospen wahrgenommen. Die Schärfe<br />

resultiert vielmehr aus e<strong>in</strong>er Irritation der Schmerzrezeptoren, die sich im M<strong>und</strong>, <strong>in</strong> der Nase<br />

<strong>und</strong> im Magen bef<strong>in</strong>den. Dabei wird e<strong>in</strong>e chemische Botschaft, e<strong>in</strong> Neurotransmitter,<br />

freigesetzt, der dem Gehirn die Botschaft e<strong>in</strong>es Schmerzes zuschickt. Wiederholte<br />

Capsaic<strong>in</strong>oidaufnahme desensibilisiert diese Rezeptoren. Dies ist auch der Gr<strong>und</strong>, warum<br />

wiederholter Konsum von scharf gewürzten Speisen zu e<strong>in</strong>em Gewöhnungseffekt führen.<br />

Die Freisetzung des Neurotransmitters durch die <strong>Capsaic<strong>in</strong>oide</strong> bewirkt die Überflutung der<br />

Nervenenden mit Endorph<strong>in</strong>en. Diese Endorph<strong>in</strong>e, die als natürliche Schmerzkiller <strong>und</strong><br />

„sichere“ Morph<strong>in</strong>e betrachtet werden, gefallen sozusagen dem Körper 21, 22 , da sie Schmerzen<br />

stillen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> psychisches Hochgefühl erzeugen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer positiver Effekt von scharfem Paprika ist, daß die <strong>Capsaic<strong>in</strong>oide</strong> die<br />

Herzfunktion <strong>und</strong> den Kreislauf anregen. Außerdem wird durch den Verzehr von scharfen<br />

Speisen das Blut flüssiger, wodurch die Gefahr von Thrombosen, Herz<strong>in</strong>farkt <strong>und</strong><br />

Schlaganfall reduziert wird. Das Freisetzen des Neurotransmitters verursacht e<strong>in</strong>e<br />

kardiovasculäre Reaktion, wodurch die Schweißbildung angeregt <strong>und</strong> so der Körper nicht<br />

überhitzt wird. Dies ist auch der Gr<strong>und</strong>, warum <strong>in</strong> heißen Ländern gerne scharf gegessen<br />

wird. 23, 24 Äußerlich angewandt, bewirken die <strong>Capsaic<strong>in</strong>oide</strong> Hautreizungen, verb<strong>und</strong>en mit<br />

Erwärmung des darunterliegenden Gewebes, was bei Rheumapflastern ausgenutzt wird. 24<br />

Hohe Dosen an Capsaic<strong>in</strong> (1 mg/kg) wirkten sich allerd<strong>in</strong>gs bei Ratten negativ aus, wie<br />

L<strong>in</strong>dner berichtete. Auch bei kurzer Kontaktzeit im Duodenum oder Magen führte dies zu<br />

Schäden der Schleimhäute, wobei die Darmzotten geschwollen, die Kapillaren erweitert <strong>und</strong><br />

gestaut waren. 25 Auch können sich bei Verzehr von capsaic<strong>in</strong>oidhaltigen Speisen Symptome<br />

e<strong>in</strong>er allergischen Reaktion wie e<strong>in</strong>er laufenden Nase <strong>und</strong> tränenden Augen zeigen. 24<br />

Paprika bzw. Paprikapulver schmeckt aber nicht nur scharf, sondern es besitzt auch<br />

bakteriostatische Wirkung, was ebenfalls auf das Capsaic<strong>in</strong> zurückzuführen ist. In e<strong>in</strong>er<br />

Verdünnung von 1:10 000 zeigte Capsaic<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bakteriostatische Wirkung auf mehrere<br />

Bakterienstämme, besonders gegenüber Bacillus cereus <strong>und</strong> Bacillus subtilis. 26 Aber auch von

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