Gleichstellungspolitik kontrovers - eine Argumentationshilfe
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Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
6. Argumente zum Thema Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />
Deborah Ruggieri und Ute Wanzek<br />
Gesellschaften verändern sich und damit auch<br />
Vorstellungen über Wirtschaft und Prioritäten<br />
auf den Arbeitsmärkten. Die immer weiter steigende<br />
weltweite Vernetzung von Wirtschaftsprozessen<br />
geht an Arbeitsmärkten, Leitbildern von<br />
Erwerbstätigkeit und daraus folgernd auch an der<br />
Organisation von Sorge- und Pfl egearbeit nicht<br />
spurlos vorbei. Im Gegenteil, diese Prozesse verändern<br />
Arbeitsmärkte. Gesellschaftliche Entwicklungen,<br />
wie beispielsweise demografi sche Entwicklungen,<br />
die zu Verschiebungen in der Alterspyramide<br />
zu Gunsten Älterer und deren anhaltender<br />
Erwerbsfähigkeit, aber auch zur Erhöhung<br />
von Pfl egebedürftigkeit führen oder der zunehmende<br />
Wunsch, dass beide Elternteile sich gleichberechtigt<br />
an der Kindererziehung beteiligen und<br />
ihre Erwerbsarbeit damit verbinden können, lassen<br />
neue Wünsche an Arbeitsmarktstrukturen<br />
entstehen.<br />
Das Leitbild des männlichen Ernährers, <strong>eine</strong>r<br />
Arbeitnehmerschaft, die ungebunden und fl exibel<br />
immer verfügbar ist, mindestens 40 Stunden<br />
und noch viel mehr arbeitet, wäre bei <strong>eine</strong>r<br />
gleichberechtigten Arbeitswelt ein Auslaufmodell.<br />
Dies alles erzeugt zunehmend Unsicherheit.<br />
Progressive Männerrechtlerinnen und Männerrechtler<br />
kritisieren genau dieses Leitbild nicht<br />
nur als frauenfeindlich, sondern auch als männerfeindlich<br />
– eben als menschenunwürdig.<br />
Bei antifeministischen Strömungen führt<br />
dieser Umstand nicht dazu, bestehende Strukturen<br />
verändern zu wollen oder gleichberechtigte<br />
Perspektiven zu entwerfen, sondern sie weisen<br />
die Verantwortlichkeit und Schuld für Veränderungsprozesse<br />
auf dem Arbeitsmarkt Frauen zu.<br />
6.1 Antifeministische Behauptung<br />
„Wenn Frauen weniger als Männer verdienen oder<br />
weniger hoch aufsteigen, ist dies größtenteils <strong>eine</strong> Folge<br />
eigenständiger Entscheidungen der betroffenen<br />
Frauen selbst und k<strong>eine</strong> Folge von Diskriminierung.“<br />
6.1.1 Widerlegung<br />
– Der Verdienstabstand zwischen Männern und<br />
Frauen (Gender Pay Gap) liegt derzeit bei<br />
23 Prozent.<br />
– Zwei Drittel der Lohnunterschiede lassen sich<br />
auf strukturelle Gründe zurückführen wie z.B.<br />
die geschlechtsspezifi sche Arbeitsteilung in<br />
Branchen und die ungleichen Aufstiegschancen.<br />
– Durch die Individualisierung von Problemen<br />
werden strukturelle wirtschaftliche Gründe ignoriert.<br />
– Erwerbsmuster sind durch gesellschaftliche<br />
Frauen- und Männerbilder geprägt.<br />
6.1.2 Erläuterung<br />
Der unterschiedliche Verdienst von Frauen und<br />
Männern wird in regelmäßigen Abständen in den<br />
Medien thematisiert. Dabei bekommt Deutschland<br />
an dieser Stelle oftmals ganz besonders<br />
schlechte Noten, da hier im Vergleich zu den anderen<br />
europäischen Ländern der Verdienstabstand<br />
von Männern und Frauen (Gender Pay<br />
Gap) besonders hoch ist und sogar steigt. Tatsache<br />
ist, dass der Einkommensunterschied zwischen<br />
den Geschlechtern in Deutschland bei ca.<br />
WISO<br />
Diskurs<br />
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