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Gleichstellungspolitik kontrovers - eine Argumentationshilfe

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Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />

1. Einleitung<br />

Was ist Geschlecht?<br />

Was bedeutet Feminismus?<br />

Und was bringt <strong>Gleichstellungspolitik</strong>?<br />

Es ist das Ziel der <strong>Argumentationshilfe</strong>, Antworten<br />

auf diese und weitere Fragen zu bieten. Geschlecht<br />

beeinfl usst das Leben von Menschen: Sie<br />

werden oft in rosa und blaue Kartons gesteckt.<br />

Eine geschlechtergerechte Gesellschaft wäre <strong>eine</strong><br />

vielfältige Gesellschaft, in der alle Menschen den<br />

gleichen Zugang zu gemeinsamen Ressourcen wie<br />

Geld, Zeit und Raum haben; <strong>eine</strong> Gesellschaft, in<br />

der Menschen Berufe und Lebensformen frei<br />

wählen können – unabhängig von ihrem Geschlecht.<br />

In <strong>eine</strong>r solchen Gesellschaft zu leben<br />

ist ein feministisches Ziel. Feminismus ist ein<br />

Sammelbegriff für verschiedene Theorien und<br />

verschiedene politische Bewegungen, die alle Geschlechtergerechtigkeit<br />

fordern.<br />

<strong>Gleichstellungspolitik</strong> ist das Feld, in dem<br />

verhandelt wird, wie Geschlechtergerechtigkeit<br />

erreicht werden kann. Es gibt verschiedene gleichstellungspolitische<br />

Strategien, wie z. B. Frauenförderung,<br />

Männerförderung, Antidiskriminierungspolitik<br />

und Gender Mainstreaming. Die EU-Mitgliedsstaaten<br />

haben sich darauf geeinigt, gemeinsam<br />

<strong>eine</strong> gleichstellungspolitische Strategie zu<br />

entwickeln und umzusetzen, damit alle Menschen<br />

in der Gesellschaft unabhängig von ihrem<br />

Geschlecht die gleichen Chancen erhalten: Gender<br />

Mainstreaming. Ein Grundprinzip dieser Strategie<br />

lautet, bei allen politischen Entscheidungen<br />

die Interessen und Lebenslagen von Frauen und<br />

Männern in ihrer Vielfalt wahrzunehmen.<br />

Die Ziele von Gender Mainstreaming werden<br />

nicht von allen Menschen geteilt. Manche Menschen<br />

beunruhigt es, Strukturen zu verändern<br />

und Geschlechterrollen nicht als natürlich zu<br />

sehen. Andere Menschen sehen darin Chancen<br />

zu positiver Veränderung und Wahlfreiheit.<br />

Mit dieser <strong>Argumentationshilfe</strong> wollen wir<br />

die zuletzt genannten Menschen unterstützen,<br />

also diejenigen, die sich für Feminismus, <strong>Gleichstellungspolitik</strong><br />

und Gender Mainstreaming interessieren.<br />

Zudem wollen wir informieren und<br />

Sachverhalte deutlich machen, die in den Mediendebatten<br />

oft unsachlich, emotional und zusammenhangslos<br />

dargestellt werden. Dabei geht<br />

es uns nicht darum, dass alle Menschen <strong>eine</strong>r<br />

Meinung sind, sondern dass konstruktive Diskussionen<br />

möglich gemacht werden.<br />

Die Gleichstellung der Geschlechter wird<br />

schon lange <strong>kontrovers</strong> diskutiert. Anfang des<br />

letzten Jahrhunderts war das Frauenwahlrecht<br />

Gegenstand der Debatten. Bis 1976 durften Frauen<br />

in Westdeutschland nur mit Zustimmung<br />

ihres Ehemannes <strong>eine</strong>r Erwerbstätigkeit nachgehen.<br />

In den 1980er und 1990er Jahren setzte sich<br />

in vielen gesellschaftlichen Bereichen die Überzeugung<br />

durch, dass die Gleichstellung der Geschlechter<br />

nicht grundsätzlich in Frage zu stellen<br />

sei. Umstritten blieb lediglich, wie dieses Ziel<br />

erreicht werden kann. Spätestens seit Anfang<br />

des neuen Jahrtausends hat sich das Diskussionsklima<br />

verändert. In zahlreichen Medien wie<br />

Frankfurter Allgem<strong>eine</strong> Zeitung, Spiegel und Focus,<br />

aber auch im Fernsehen und in Internetforen<br />

werden bis heute die verschiedensten Formen<br />

von <strong>Gleichstellungspolitik</strong> massiv angegriffen. So<br />

wird behauptet, <strong>Gleichstellungspolitik</strong> sei nicht<br />

mehr notwendig, da Gleichberechtigung bereits<br />

erreicht sei. Und das, obwohl die Fakten dagegen<br />

sprechen: Zum Beispiel verdienen Frauen in<br />

Deutschland im Durchschnitt 23 Prozent weniger<br />

als Männer und sie sind in Führungspositionen<br />

stark unterrepräsentiert; Gewalt gegen Frauen<br />

und Männer geht ganz überwiegend von Männern<br />

aus und All<strong>eine</strong>rziehende sind ganz überwiegend<br />

Frauen, die zu <strong>eine</strong>m hohen Anteil in<br />

Armut leben.<br />

WISO<br />

Diskurs<br />

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